Freitag, 31. August 2012

Für einige Minuten Deutsch

Heute war ein wirklich sehr eindrücklicher Tag. Mit zwei persönlichen Höhepunkten.

Der erste war im Regierungsviertel. Wir sind nach einem schönen Tag und viel Rumgelaufe zum Brandenburger Tor gelaufen, weil Xenia gerne mal Berlin bei Nacht sehen wollte. Nach den tollen Tourifotos vom Brandenburger Tor sind wir weiter zum Bundestag und kamen per Zufall ans Spreeufer. Dort gab es eine riesige Überraschung. Eine gigantische Show. Auf dem gegenüberliegenden Ufer wurde an die Wand ein Film projiziert und es gab riesige Lautsprecher, so dass man selbst auf dem gegenüberliegenden Ufer noch alles gut hörte. Das ganze Gebäude wurde beleuchtet und bestrahlt. Es wurde die Geschichte des Reichs- und Bundestags gezeigt aber durch die gut gewählte Musik (unter anderem Hilary Hahn und Hauschka mit Silfra... ach einfach wunderbar), die tolle Location und die Beleuchtung bekam das ganze Seele eingehaucht.

Damit ihr euch vorstellen könnt, wovon ich rede.


Ich habe schon sehr oft die Szenen des Mauerfalls gesehen, im Geschichtsunterricht, in Dokus und Museen und sie haben mich nie berührt. Heute dagegen habe ich die Szenen vom Mauerfall auf dieser riesen Leinwand gesehen und die ganze Stimmung hat die unbändige Freude, die Aufbruchsstimmung und einfach alles rüber gebracht. Es war das aller erste Mal in meinem Leben, dass ich mich wirklich deutsch gefühlt habe und zwar im positiven Sinne. Es war wirklich bewegend. Ich verstehe mich eigentlich als Europäer und werde es auch weiterhin aber dieser Augenblick war wahres Deutschtum und auf seine Weise wirklich toll.

Das zweite Highlight bestand im public Composing im Hauptbahnhof. Ein Komponist (natürlich mit Preisen überschüttet und gefragt von allen großen Orchestern) hat über seien Art zu komponieren gesprochen und sich an ein Klavier gesetzt und einfach drauflos gespielt. Was er gesagt hat gibt mir wieder Hoffnung, dass ich eventuell doch eines Tages eine Kadenz für das Benda-Viola Konzert vollenden werde. Das Public Composing lief im Rahmen einer Festspielreihe "Neue Musik". Wäre ich etwas fitter würde ich morgen in die Schönberg Oper gehen aber ich glaube, wenn ich dass mache muss ich mich erstmal drei Tage lang erholen.

So ich verzieh mich mal zum Schlafen. Viele liebe Grüße,

Zeno

Donnerstag, 30. August 2012

Klein Istambul und Oberammergau

Die Jugend meiner Mutter scheint thematischer Schwerpunkt dieses Urlaubs zu sein.

So haben wir heute Kreuzberg besucht. Hier war meine Mutter als junge Frau und hat uns von der Mauer und den Hausbesetzern erzählt. Auf dieser Nostalgietour haben wir dann zufälligerweise das Kreuzberger Museum entdeckt. Es war eine wahre kleine Schatztruhe. Alles mögliche zu Kreuzberg, von den Hausbesetztern zum Urban Hospital über die Pfelge zu Junkies. Aber wirklich schön aufgemacht, leider etwas textlastig aber total klein und übersichtlich. Wirklich toll waren aber das erste und das vierte Stockwerk. Im vierten Stockwerk befand sich ein begehbarer Stadtplan auf dem einem Geschihcten zu Kreuzberg, via Ipod erzählt wurden.

Im ersten Stock befand sich eine alte Druckerei, mit echten Bleilettern und alten Maschinen und einem Künstler. Dieser Künstler wurde vom Arbeitsamt dort abgestellt und soll auf die Maschinen aufpassen, dafür bekommt er den vollen Hartz IV Satz. Ein eigenwilliger Mann. "Ihm ist egal was mit der Kunst geschieht. Ihm geht es darum sich selbst zu bilden und ein Botschaft zu vermitteln. Was mit den Bildern geschieht ist ihm wirklich vollkommen gleich". So sah der Mann auch leider aus. Die Klamotten etwas schlabbrig, die Haare nicht besonders gepflegt und pausenlos wurde über die ungerechte Politik geschimpft. Doch trotz seiner eigenwilligen Art seine Kunst fand ich wirklich ansprechend. Es waren meterlange Papierrollen die immer zwei geteilt waren. Ein Teil war anorganisch und bestand zum Beispiel aus Zeichnungen von Menschen und der zweite Teil waren organische Farbstrukturen, langgezogene Farbspiele, bestehend aus mehreren Schichten mit vielen Verläufen. Wirklich faszinierend.

alte Bleilettern im Museum


Abends sind wir dann noch nach Neuköln. Eine Band aus Oberammergau, in Bayern, hat gespielt. Eigentlich ist Blasmusik nicht mein Ding vor allem Blechbläser sind meine ultimativen Hassinstrumente. Den metalllernen Klang und die enorme Lautstärke empfinde ich als aufdringlich und nerving. Horn ist finde ich durchaus erträglich, der Rest ist für mich furchtbar. ABER diese Art von Balsmusik, eine Art moderne Volksmusik mit wirklich netten Texten auf Bayrisch, waren erträglich, ja auf ihre Weise schon gut. Wirklich toll war aber die Kneipe in dem die Band gespielt hat. Ein winziges Ding. Damit die Band eine Bühne hat wurden die Tische zusammengeschoben und fertig. Damit die Nachbarn nicht meckern musste die Tür geschlossen werden, deswegen stand die Luft förmlich vor Feuchtigkeit aber die tolle Stimmung hat alles eigentlich wieder wett gemacht.

So ich gehe jetzt dann mal schlafen. Viele liebe Grüße und eine gute Nacht,

Zeno

Mittwoch, 29. August 2012

Schlaflos in Berlin

Das Fenster zum Hinterhof ist geöffnet, man hört nichts. Keinerlei Geräusche die darauf schließen lassen, dass wir uns Mitten in Berlin befinden (in Schöneberg um genau zu sein). Doch trotz dieser optimalen Schlafbedingungen kann ich nicht ins Reich der Träume entschwinden. Naja wird die Zeit halt genutzt um vom Tag zu berichten.

Der Tag begann mit einer kleinen Enttäuschung. Ich war der festen Überzeugung, dass ich unter die 23 Kilo Gepäck komme, die für  den Flug zu lässig sind. Leider, leider wurden es dann doch knapp 24,5 Kilo. Damit ich nicht die 50 € Übergepäck zahlen muss werde ich jetzt einfach ein kleines Überlebenspäckchen in mein Handgepäck stopfen. Wechselklamotten, Unterwäsche und ein paar Kleinigkeiten. So kann ich, falls mein Gepäck den falschen Flug nimmt immerhin ein paar Tage über die Runden kommen.

Nach ca drei bis vier Stunden Fahrt haben wir dann einen Halt in Schwarzenbach an der Saale gemacht und dort das Grab meines Großvaters besucht und meine Mutter zeigte uns das Städtchen in dem sie als Mädchen die Sommerferien verbracht hat. Das letzte Mal war ich da als ich noch ein kleiner Junge war. Ich habe meinen Großvater nie kennengelernt. er starb ein Jahr vor meiner Geburt aber es war schön ein Stück Kindheit meiner Mutter zu sehen. Nach dem Friedhofsbesuch haben wir noch einen Schlenker zu der Cousine meiner Mutter gemacht und bei der noch ein kleines Päuschen gemacht. Meine Mutter hat sich dann noch lebhaft mit ihr über die Verwandtschaft unterhalten, von der Xenia und ich nur ein Bruchteil kennen.

Nach ungefähr drei Stunden fuhren wir dann weiter. Wobei fuhren übertrieben ist. Wir sind zielsicher in jeden Stau auf dem Weg nach oben gelandet und hatten deswegen ausgiebig Zeit die Funktionen unseres neuen Autos im Handbuch nachzuschlagen.

Gegen halb neun kamen wir dann bei Martin, der uns freundlicherweise aufnimmt an. Als ich meinen Koffer, der nach dem dritten Stockwerk gefühlte 6.000 Kilo wog, endlich in der Wohnung hatte gingen wir noch schön Vietnamesisch essen.

So das war mein wunderbar ereignisreicher Tag. Ich verziehe mich jetzt ins Bett.

Euch allen viele liebe Grüße und wunderbare Träume,

Zeno

Dienstag, 28. August 2012

Im Bahnhof

Noch sieben Tage, dann beginnt endlich das Seminar.

Mein Koffer ist so weit gepackt, mein Abschiedsfest gegeben und einige Abschiedsbriefen an Leute de ich jetzt ein Jahr nicht mehr sehen werde geschrieben. Ich habe meine zwei einhalb Monate Dauernachtschicht bei Telefunken gut zu Ende gebracht. Und jetzt heißt es warten. Warten auf das Geld, das hoffentlich bald kommt. Warten auf das Seminar und auf den Abflug.

Ich fühle mich "wie im Bahnhof", um meine Mutter zu zitieren, wenn auch aus dem Kontext gerissen. Ich warte darauf, dass endlich etwas geschieht und ich weiß, dass bald alles ins rollen kommt aber im Moment herrscht Stillstand. Nichts geht vorwärts. Der Koffer ist zwar theoretisch schon reisefertig aber noch offen und meinem Zimmer sieht man an, dass ich noch da bin. Gleichzeitig habe ich mich aber schon von allen verabschiedet und alles vorbereitet. Es fühlt sich an als würde ich auf einen Zug warten. En zermürbendes und sehr anstrengendes Gefühl, dass mir inzwischen sogar den Schlaf raubt, wobei das durchaus an der etwas angespannten Situation zu Hause liegen kann.

Aber morgen fahre ich mit meiner Schwester und meiner Mama nach Berlin, da wird sich das alles hoffentlich ändern. Aus irgendeinem ominösen Grund will mein Vater nicht mit aber es werden trotzdem wunderschöne, letzte, deutsche Tage.

Viele liebe Grüße vom Bahnhof bei mir zu Hause,

Zeno