Sonntag, 30. September 2012

Music



Heute konnte ich wunderbar ausschlafen. Es ist lustig. Ich hatte kaum Jetlag aber in den Staaten bin ich um spätestens 10 top fit. Häufig wache ich schon zwischen acht und neun auf. Wobei das eigentlich ganz angenehm ist, dann habe ich mehr vom Tag.
 
Nach dem Aufstehen habe ich mich dann um diverse Kleinigkeiten hier im Haus gekümmert. Um eins halb eins sind dann John und David vom Gassi gehen mit dem Hund zurück gekommen und ich hab mich ein bisschen mit John unterhalten. John arbeitet im Kimmel Center. Das ist DAS Konzerthaus hier in Philly und heute war das Eröffnungskonzert des Chamber Orchestra of Philadelphia, im Perelman Theater (dem kleinen Saal) und John meinte er könnte mich rein schmuggeln. Also gesagt getan.

Zum Kimmel Center wollte ich mit dem Fahrrad fahren, meinem neuen $80 Walmart Fahrrad. Nach drei Metern sprang erst mal die Kette raus. Also runter vom Sattel und die Kette wieder einsetzten und dann zurück zum Haus und die Hände waschen. Dann ging es leicht verspätet los. Aus der Broad Street so circa 500 Meter vor dem Kimmel Center sprang die Kette erneut aus. Also mir war bewusst, dass ich ein billiges Fahrrad ohne Licht (in Central City nicht tragisch, hier brennt eh die ganze Zeit die Straßenbeleuchtung) und ohne Gepäckträger und Korb vorne (was sehr praktisch gewesen wäre) aber ich bin davon ausgegangen, dass wenigstens die Gangschaltung funktioniert. Sehr ärgerlich.

Im Kimmel Center habe ich mich dann nochmal mit John getroffen und er hat mir erklärt wie alles abläuft. Ich komme kurz vor Beginn zu ihm und er schaut ob ich mich irgendwo, wo noch frei ist hin setzten kann. Da bis zum Beginn noch Zeit war bin ich einfach etwas rumgetingelt. Das Kimmel Center ist der Wahnsinn. Es ist gigantisch und wunderschön. Ein sehr moderner Bau. Zwei Konzerthallen. Das Perelman Theater ist ein Zylinder und steht vor der Verizon Hall, einer gigantischen Kugelförmigen Konzerthalle. Das ganze wird überspannt von einem gigantischen Glasdach und die Wände nach außen sind ebenfalls zum größten Teil aus Glas. Es ist einfach atemberaubend. Auf dem Perelman Theater ist noch eine Dachterrasse von der man zwar nicht viel von der Stadt sieht aber dafür das ganze Kimmel Center und den Himmel. Es ist unglaublich.
Das Konzert bestand aus einem wirklich tollen relativ modernen Stück, von Rota glaube ich, einer Haydn Symphonie, einer guten Haydn Symphonie und dem Beethoven Violinkonzert. Ich liebe dieses Violinkonzert und der Solist war wirklich gut, wie das Orchester. Der Solist hatte einen sehr charmanten und trotz der Virtuosität zurückhaltenden Ton, das einzige was mich gestört hat, war, dass er viel Vibrato benutzt hat und so zum Beispiel beim langsamen Satz die Töne gar keine rechte Chance hatten aufzuleuchten. 

Eines ist mir heute wieder aufgefallen. Bis vor zwei, drei Jahren habe ich schnelle Sätze geliebt und vor allem symphonische Musik. Inzwischen entwickle ich eine Vorliebe für langsame Sätze und für Kammermusik. Ich entwickle eine immer größer werdende Abneigung gegen große Menschenmassen, da ich in diesen immer das Gefühl habe unterzugehen. In der Kammermusik ist es das Gegenteil. Jeder einzelne ist ein wesentlicher Teil, man hört jeden Fehler. Aber es ist eine wunderbar familiäre Atmosphäre in den Proben. Wobei ich dazu sagen muss, dass ich auch eine immer größer werdende Abneigung gegen Massenveranstaltungen entwickle. Es ist einfach nicht mein Ding. 

Zu den langsamen Sätzen wollte ich noch sagen, dass ich sie einfach liebe. Sie sind einerseits gut spielbar (naja meistens) andererseits bergen sie, je nach Stück, eine innere Ruhe und Gelassenheit und strahlen durch diese eine aparte aber allumfangende Schönheit aus. Hilary Hahn meinte einmal in einem Interview auf die Frage, warum sie denn den Kindern (sie hat einmal eine Kinderkonzert reihe gegeben) fast nur langsame Sätze vorgespielt hätte:
„ Es ist ein Fehler Kindern schnelle Sätze vorzuspielen um sie an klassische Musik heran zuführen. Sie werden unruhig und hören auf zu zuhören, bei den langsamen Sätzen werden sie ruhig und Aufmerksam“. Es stimmt und ich finde es auch ein signifikantes Zeichen, dass viele bei den langsamen Sätzen einschlafen. Wenn sie bei den Schnellen einschlafen, dann spricht das für eine langweilige Interpretation, wenn sie bei den langsamen einschlafen, spricht das für eine gute Interpretation. So ist es doch Sinn und Zweck dieser etwas Ruhe und Entspannung in das Konzert zu bringen.

Wie dem auch sei. Nach dem Konzert bin ich dann zu meinem Fahrrad marschiert und habe dann unter dem Sattel ein Tuch entdeckt. Der Walmart Mitarbeiter muss es da hineingesteckt haben. Mit dessen Hilfe habe ich die Kette wieder rein fummeln können ohne mich einzusauen. Jetzt habe ich es so gemacht, dass ich immer im vierten Gang bleibe. Ohne Schalten springt die Kette nicht so leicht raus. Das heißt aber leider, dass ich beim Berg hoch fahren in die Pedale treten muss wie ein Gestörter um vorwärts zu kommen und beim Berg ab fahren komme ich irgendwann mit dem Treten gar nicht mehr hinterher. Tja man merkt halt, dass das liebe Rad nur $80 gekostet hat.

Mal sehen wie es sich morgen bei der Fahrt zur Arbeit schlägt.

Viele liebe Grüße und eine gute Nacht,

Zeno

United



Heute Morgen habe ich mich mit de Camden Volunteers getroffen. Wir haben uns im ALovepark getroffen und sind von dort aus etwas durch die Stadt gelaufen. Das große Problem der Camden Leute ist, dass sie nicht nach Downtown gehen können, um dort ein zukaufen. Es ist nicht sicher dort. Also sind wir durch hunderte von Schuhläden gelaufen und haben nach Winterschuhen für die beiden geschaut und nach Unterwäsche. Sie sind fündig geworden und ich habe ebenfalls Unterhemden gekauft.
 
Es ist schon unglaublich was an Kosten so schnell anfällt. Ich brauche dieses und jenes und alles kostet nicht abnorm viel (vom Fahrrad mal abgesehen) aber trotzdem bin ich insgesamt bei knapp $160. Es sind, abgesehen von den zweiten Kopfhörern, von denen ich aber nicht wissen konnte, dass ich sie nicht brauche, aber auch keine Sachen dabei, die ich nicht brauche. Ich hoffe einfach, dass sich das alles bald legt und ich mit meinem Gehalt gut auskomme.

Auf jeden Fall bin ich nach dem Einkaufen mit den Mädels nach Hause gegangen und wir haben gemeinsam gegessen und schön noch ein Kaffee getrunken. Die Haus in dem ich leben ist perfekt um Leute einzuladen. Es ist groß, schön und offen und die Küche ist toll um für viele Leute zu kochen. Leider mussten die beiden schon recht früh gehen, weil sie vor Einbruch der Dunkelheit zu Hause sein müssen. 

Nachdem ich abgespült und ein bisschen geübt hatte, habe ich mich dann ins Wohnzimmer gesetzt und wollte noch einen kleinen Film schauen, da rief Johanna an und fragte, ob ich noch mitkommen will irgendeine Lichtershow anschauen. Also habe ich schnell mein Zeug gepackt und bin rüber zum Museum of Art und habe dort auf die beiden gewartet. 

Der Blick vom Museum of Art ist wunderbar, einfach göttlich. Ich weiß ich wiederhole mich aber es ist wirklich schön. Ich habe mich auf die Spitze der Stufen gesetzt und Den Gesang der Geister über den Wassern, von Schubert gehört. Es war so schön und es war der Moment in dme ich das Gefühl hatte angekommen zu sein. Ich habe eine wunderbare Unterkunft, wunderbare Mitvolunteers in der unmittelbaren Nähe und ich leben in der wunderbarsten Stad auf der Welt. Philly ist mein zu Hause. Nach und nach finde ich hier alles was ich suche und die Stadt bietet immer mehr und mehr und bleibt dabei immer freundlich, sympathisch und liebenswert. Bisher war alles eher wie ein Urlaub mit Couch Surfing und nebenbei ein Praktikum machen aber gestern der Tag mit den Anderen bei mir daheim und dann noch das Treffen mit den Philly Leuten, das war wie zu Hause und dieser Moment  auf dem Museumsplatz, da ist Philly zu meinem neuen zu Hause geworden.

Ich bin daheim.

Viele liebe Grüße aus der wunderbarsten Stadt der Welt,

Zeno

Freitag, 28. September 2012

The Orchestra Society of Philadelphia


Auf eines kann ich mich schon mal einstellen, sobald David das Haus verlässt werde ich die Küche putzen wie ein Blöder. Nachdem ich aufgestanden bin und meine Sachen für den Tag eingepackt habe, bin ich die Treppe runter und was erwartet mich in der Küche. Ein Berg von Geschirr, der nur von mir gespült werden darf. Nach dieser durchaus erheiternden Tätigkeit bin ich dann los zur Arbeit.

Ich habe heute wiedermal den Großteil des Arbeitstages mit Sortieren und rumräumen verbracht. Bevor ich damit begonnen habe, durfte ich aber auch noch die Tassen und das Besteck im Büro spülen, das da seit drei Tagen rumsteht. Die Freude war unvorstellbar. Aber ich habe mir ein klares Ziel gesteckt. In einem Jahr werde ich ein gut durchorganisiertes und übersichtliches Büro hinterlassen. Mein Schreibtisch ist schon fertig. Ich habe alle Schubladen und Fächer sortiert und ich habe gefühlte 40 Kilo alte Unterlagen entsorgt. Viele von denen waren älter als ich. Ich habe das Gefühl in diesem Büro wurde die letzten Jahre alles einfach in die Schubladen gestopft. Aber das ändert sich jetzt!!! Ich habe mir schon ein System zum Lagern der Projektberichte überlegt und außerdem werde ich diese ganzen uralten Unterlagen entsorgen. Ein paar werden vielleicht noch aufgehoben aber der Großteil kommt raus, das sieht sich doch kein Mensch je wieder an. 

Aber um ehrlich zu sein es macht Spaß. Es ist die pure Freude die Schubladen zu öffnen und was sieht man. Ordnung. Sortierte Unterlagen und aufgeräumte Papiere. Hach wunderbar.

Ungefähr so sieht es in ganz Philly gerade aus
Heute Abend nach der Arbeit bin ich dann direkt nach Hause geflogen, habe schnell etwas gegessen und bin dann mit meinem Augenstern in Richtung Tempel University geschossen (Naja um ehrlich zu sein hatte ich viel Zeit und auch genug um noch ein paar Bilder auf dem Weg zu machen und um mein Essen genüsslich an Esstisch zu mir zu nehmen). In Philly gibt es zwei Universitäten, Die University of Pennsylvania (auch liebevoll Penn genannt) und Tempel University. Penn hat sich aus Naturwissenschaften und Ingenieurwesen spezialisiert und Tempel ist die Universität für Künste und Geisteswissenschaften. Beide sind ausnehmend gut und extrem teuer und beide sind extrem arrogant. Ich habe bei der Tempel University angefragt, ob ich eventuell im Kammerorchester mitspielen kann und ich bekam eine sehr unfreundliche und arrogante Antwort, dass diese Orchster only for student of Tempel university ist und es wurde noch nicht mal für nötig gehalten den üblichen Anhang mit Adresse und was weiß ich allem anzuhängen. 



Aber glücklicherweise war Tempel nicht die einzigen die ich zu getextet hatte sondern auch die Orchestra Society of Philadelphia. Das ist ein reading Orchestra. Das bedeutet, dass sie praktische keine Aufführungen haben sondern jede Woche ein symphonisches Werk spielen. Es geht einfach nur darum gemeinsam etwas zu spielen. Das alles ist aber nur in Philly möglich. Die free Libary hat die größte Notensammlung der Welt und gegen Pfand kann man diese auch ausleihen. Ich habe zum Beispiel $15 Pfand für Stamitz Viola Duette hinterlegen müssen, habe dafür aber einwandfreie Noten. Das Orchester leiht sich die Noten immer aus und da sie parktisch keine Aufführungen haben gibt es auch keine Probleme mit den Urheberrechten. Das Problem an dem ganzen ist natürlich, dass das Stück niemals aufführungsreif wird. Naja ein Übel muss man immer in Kauf nehmen.

Ich bin also mehr oder weniger flott in Richtung der Uni gelaufen. Das Problem dabei war, das wir im Moment 80% Luftfeuchtigkeit in Philly haben. Das heißt ich kam dann doch etwas verschwitzt an und wusste nicht so genau wohin ich musste. Als ich dann endlich den Raum gefunden hatte war ich exakt pünktlich. Und dann ging es los. Pokoviews sechste Symphonie vom Blatt spielen oder eher nicht spielen. Aber es hat unglaublichen Spaß gemacht.

Das Orchester hat auf mich am Anfang einen etwas… älteren und zusammengewürfelten Eindruck gemacht. Es ist eine Mischung aus ehemaligen Profimusikern, Amateurmusikern die schon seit 40 Jahren aktiv spielen und einigen wenigen die nicht übermäßig gut sind aber einfach Spaß am musizieren haben, so wie ich. Besonders lustig war eine Frau mit dicker Hornbrille, die sobald etwas nicht klappte die Lippen schürzte und etwas pikiert schaute. Ich habe in der Pause erfahren, dass es mehr Musiker in meinem Alter gibt (Studenten der Tempel University), die heute aber ein Konzert haben. Naja ich bin mal gespannt auf nächstes Mal. Da werden wir die Toteninsel von Rachmaninov spielen, naja ich hoffentlich auch. 


Nach der Probe wurde ich dann nach Hause gefahren von einem Bratschisten, der deutsch sprach. Es ist erstaunlich, wie viele Leute hier deutsch sprechen, in Deutschland waren und oder Deutsche Vorfahren haben. Mein Fahrer war aber auch Professor für Politologie an der Tempel, sein Spezialgebiet war osteuropäische politische Systeme. Ein interessanter Mann und äußerst freundlich.

Ach ich bin so glücklich im Moment. Morgen treffe ich mich mit den anderen Freiwilligen hier in Philly und aus Camden. Also dann. Euch allen eine gute Nacht,

Zeno

Donnerstag, 27. September 2012

Dinner with Lisa



Heute Morgen hätte ich rein theoretisch mit meinem neuen Fahrrad zur Arbeit fahren können aber ich dachte. Hm es hieß es soll regnen lauf mal lieber bevor du wieder so nass wirst wie gestern. Tja leider kam heute kein Tröpfchen runter.
 
Naja egal. Als ich dann im Büro war habe ich den Vormittag mit dem Aussortieren von Briefen zugebracht. Diese Briefe sind für Leuten, denen wir Newsletter geschickt haben, die allerdings zurück kamen. Da es sich dabei um mal locker 200 Briefe handelte und ich bei jedem einzelnen in der Datenbank vermerken musste, dass die Adresse falsch ist, war ich um halb zwölf immer noch nicht fertig. Da sind wir dann aber zu Lisa, meiner zweiten Supervisorin für die Altenarbeit. Als wir dann dort ankamen mussten wir erst mal in der Lobby warten. Dort habe ich dann mit meiner praktischen Bank of America app meinen Kontostand abgerufen und da stand etwas von - $770. Mein Herz blieb stehen. Wenn jetzt das Geld für einen Monat weg wäre hätte ich riesige Probleme.
Mit diesem wunderbaren Gedanken habe ich Lisa kennen gelernt. Sie ist eine ca 1,60m große Frau. En Energiebündel. Sie plappert wie ein Wasserfall, ist unglaublich nett und der perfekte Mensch für ihre Arbeit. Sie hat mir gleich gesagt, dass sie mich einmal im Monat mit mir zum Dinner treffen wird, um sicher zu gehen, dass es mir gut geht. „It`s my mother instinct, you know I’ve three children and two oft hem are in the same age, so I can`t help myself I need to be sure you are okay” Sie hat mir so grob erklärt, was ich alles machen werde. Es wird glaube ich so ähnlich wie das betreute Wohnen in Leingarten. 

Lisa hat Mark und mich noch zum Essen eingeladen. Wir waren in einem Diner. Es ist die amerikanische Variante eines Besens. Nicht gehobenes aber gutes Essen, eine nette Atmosphäre und mehr oder weniger freundliche Kellner. Ich habe ein Pizzasteak gegessen. Ein Cheesesteak mit Pizzasauce.

Nach dem Essen haben sich Lisa, ich und Mark noch über Politik unterhalten. Es ist schon erstaunlich. In Amerika ist Politik viel stärker mit Religion verknüpft. Die Politiker sprechen von Gott und christlichen Werten. Allgemein ist die Politik hier viel emotionaler als bei uns. Die Kampangen zur Präsidentschaftswahl sind unglaublich kitschig. Solche Wahlwerbung gibt es in Deutschland gar nicht. Wobei mir gesagt wurde, dass Philly von dem Wahltheater ziemlich verschont bleibt, weil es eh fest in der Hand Obamas ist. Aber ich bin gespannt, wenn die Wahl in die heiße Phase eintritt.

Zurück im Büro habe ich mich dann abwechselnd über den furchtbar langsamen Computer geärgert und alte Projekte gesucht und auf die Webseite verlinkt und Katharina hat Cheesecake mitgebracht. Er war ausnehmend lecker.

Auf dem Rückweg habe ich dann Halt in der Bücherei gemacht und nochmal ein bisschen rumgestöbert. So nach und nach blicke ich durch. Außerdem habe ich heute festgestellt, dass diese Bibliothek ungefähr so viele Noten hat, wie die Heilbronner Bücherei insgesamt Medien. Ich habe nämlich gelernt, dass man an drei viertel der Noten nicht rankommt sondern sie aus einem, 40 Jahre alten Katalog raussuchen muss und sie einem dann gebracht werden. Ich habe mich so wichtig gefühlt.

Naja ich gehe jetzt noch üben und dann schlafen.

Gute Nacht und viele liebe Grüße,

Zeno

Mittwoch, 26. September 2012

Systeme

Heute habe ich viel über amerikanische Systeme gelernt. Angefangen hat das heute morgen im Büro. Dort habe ich heute einen Großteil der Zeit mit sortieren zugebracht und vor allem mit Aussortieren. Anstatt etwas raus zuschmeißen, weil es nicht mehr gebraucht wird, wurde fast alles aufgehoben, für den Fall, dass man es irgendwann wieder braucht. Ich habe Schubladen durch organisiert wie ein Blöder, Kalender in Google erstellt und mir alte Akten angesehen. Die Hälfte dieser Akten sind älter als ich. Es gab da ein Artikel über jüdische Frauen, die politisch aktiv sind. Dieser Artikel hat inzwischen fast historischen Wert. Außerdem habe ich heute gelernt wie Schecks funktionieren. Sehr interessant. Was bei uns über Online Banking gemacht wird, wird hier mit Schecks erledigt.

Nach der Arbeit habe ich, dann Schecks weggeschickt und bin noch zur Bank um das Geld für David, für diese Woche abzuheben. Nach einigem Rumprobieren habe ich dann mein Geld bekommen.

Just in dem Moment als ich vor der Bank stand und Davids Fahrrad loskettete fing es an zu regnen. Was ja an sich nicht weiter schlimm wäre aber heute hatte ich meinem Laptop in der Tasche. Mit einem Puls jenseits der 180 bin ich im Rekordtempo nach Hause geschossen. Dabei habe ich so ungefähr 10 rote Ampeln überfahren, genauso vielen Leuten die Vorfahrt genommen und bin andauernd verkehrt herum in Einbahnstraßen rein. Mit leichtem Muskelkater und einem trockenen Laptop aber selbst bis auf die Knochen durchnässt kam ich dann zu Hause an.

Daheim wurde dann schnell die Kleidung gewechselt und dann bin ich mit David zusammen einkaufen gefahren. Wir sind zu Walmart. Am Eingang gab es einen Menschen der nur dazu da ist einem Hallo zu sagen und wo alles steht und einen Katalog mit den Sonderangeboten in die Hand zu drücken. Ich habe mir Essen für die Woche gekauft (Gesamtwert ca. $100 Gott sei dank habe ich den Deal mit David) und ein Fahrrad. Ich habe gestern ein Schrottbike im Internet gefunden, für $55 aber ich denke nach drei Monaten würde es in Einzelteile zerbrechen. Jetzt habe ich mir ein neues Fahrrad gekauft. Es hätte $130 gekostet aber es ist zerkratzt und leicht rostig deswegen habe ich es für $80 bekommen. An der Kasse wurde dann mein Essen von einem Einpacker in Tüten gepackt. Das es in den Supermarkt nicht noch jemanden gibt, der einem den Einkaufswagen schiebt wundert mich.

Die Amerikaner sind wirklich faul. Ein gutes Beispiel ist das "Recyceln" sie trennen zwischen Glas, Plastikverpackung und Pappverpackungen (also alles in einen Müll geschmissen) und dem Rest (also Biomüll, Restmüll und Papier in einem) das ist amerikanisches Recyceln. Bio extra zu sammeln um das weiter zu verwenden wäre viel zu anstrengend.
Ein weiteres Beispiel ist, dass Amerikaner unter fließenden Wasser spülen und duschen. Es wird aus Bequemlichkeit nicht ausgestellt. Egal ob das etwas mehr kostet.

Zweifelloser "Höhepunkt" des Tages war dann als ich vor ca ein einhalb Stunden die Mails gecheckt habe und da eine Mail von der Bank of America war. Es seien heute ungewöhnliche Transaktionen auf meinem Konto gewesen. Ich soll sofort anrufen und alles abklären. Es hat mich eine dreiviertel Stunde gekostet. Ich habe mich durch alle möglichen automatischen Ansagen und Fragen kämpfen müssen und der Mann von der Bank denkt vermutlich, dass ich kein Englisch spreche aber am Telefon sind die so schwer zu verstehen. Aber es hat sich alles geklärt. Ich hoffe nur, dass das nicht jedesmal passiert, wenn ich Schecks einzahle.

Wie auch immer. Ich gehe jetzt duschen und dann schlafen. Gute Nacht,

Zeno

Dienstag, 25. September 2012

Putzfrauen, Emails und Datenbanken

Ich habe mich schon eine Weile gefragt, wie das Haus wohl so sauber bleibt, obwohl ich der einzige bin der hier anscheinend regelmäßig spült und sein Bad putzt. Nun diese Frage hat sich heute morgen geklärt. Als ich gerade mein Lunch eingepackt habe, kommen auf einmal drei Leute mir Putzeimern, Wischmopps und Reinigungsmittel. Mittelpunkt des ganzen eine ältere Hispanische Dame die die anderen beiden mit resolutem Tonfall in die Zimmer zum putzen befiehlt. Sie selbst stellt sich darauf hin in die Küche und fängt an zu spülen. Ich kam mir komisch vor. Ich finde es irgendwie unangenehm, wenn andere für mich putzen. Nicht das ich das gerne mache aber ich will nicht, dass andere meinen Dreck weg machen. Aber für ein Jahr werde ich das Wohl in Kauf nehmen....


Der Weg zur Arbeit hat sich heute etwas länger gestaltet. Da ich mich leider etwas verfahren habe. Aber mit knapp 20 min Verspätung kam ich dann an. Dort angekommen habe ich dann die Datenbanken aktualisiert. 22 Freiwillige mussten als neue Volunteers eingetragen werden und 23 als ehemalige. Das ganze hat mich so ca 2h gekostet. Eine gefühlte Ewigkeit. Danach kamen Judith und Katharina. Jetzt wurde mir noch einiges gezeigt und mir wurden einige neue Aufgabe anvertraut. So werde ich die ARSP Homepage und Facebookseite mit betreuen. Danach habe ich knappe 2000 Mails aussortiert.
Im Anschluss gab es ein Staffmeeting. Das ARSP Büro hat sich zusammen gesetzt und wir haben diverses besprochen. Nach ca einer dreiviertel Stunde habe ich dann auf Durchzug geschaltet und nur noch auf meinen Namen reagiert.

Allgemein fühle ich mich im Moment etwas überfordert aber ich glaube das ist einfach der Anfang. Das wird sich die Tage dann legen.

Naja wie auch immer. Morgen werde ich mit David nochmal Essen kaufen gehen und ich muss mich nochmal nach einem Orchester umsehen.

Ich für meinen Teil gehe demnächst dann schlafen.

Viele liebe Grüße,

Zeno


Montag, 24. September 2012

Start working

Heute war mein erster "Arbeitstag".

Um viertel nach neun wurde ich von Marc zu Hause abgeholt. Wir sind dann gemütlich in Richtung Büro spaziert. Während des Orientierungsseminars hat er immer kleine Einzelgespräche geführt mit den Freiwilligen, um sie näher kennen zu lernen. Mich hat er ausgelassen. Das wurde heute morgen nachgeholt. Wir haben uns in ein Café gesetzt und er hat mir alles mögliche, was ich so wissen muss erklärt. Als dann die Umbauarbeiten im Café begannen und der Schraubenzieher zum Einsatz kam sind wir in Richtung Büro gegangen. Im anliegenden Garten haben wir dann den Rest besprochen.

Zwei Dinge sind mir heute wieder besonders aufgefallen. Die Amerikaner sind unglaublich auf ihre Herkunft versessen. So ist Marc zum Beispiel zu einem sechzehntel deutsch. Darum würde sich in Europa niemand Gedanken machen. Allgemein ist die Familiengeschichte hier sehr wichtig. Meine Mutter hat auch viel von ihrer Kindheit und ihren Eltern erzählt aber mehr als das weiß ich nicht. Die Amerikaner wissen dagegen ihren Stammbaum mit dazu gehörigen Geschichten komplett auswendig.
Ebenfalls sehr amerikanisch ist, ist diese Offenheit. Man kennt sich kaum und trotzdem erzählen sie einem ihre halbe Lebensgeschichte, was ich persönlich zwar immer sehr spannend und interessant finde, aber ich kann das gar nicht. Als Marc mich heute aufgefordert hat etwas über mich zu erzählen ist mir abgesehen davon, dass ich Viola spiele nicht besonders viel eingefallen.

So gegen elf haben wir dann angefangen mit "arbeiten". In dem Büro muss viel organisiert werden. Die Computer müssen auf einen einheitlichen Stand gebracht werden, angefangen von Betriebssystemen, über Datenbanken bis hin zu den benötigten Programmen. Es gibt viele Akten die einfach unsortiert in der Ecke liegen und parallel muss was im Büro so an Arbeit anliegt noch erledigt werden. Vor allem das Organisieren der Datenbanken wird eine nicht ganz unwesentliche Arbeit. Was ich vergessen habe. Das E-Mail Postfach ist mit fast 950 Mails gefüllt. Allein da durch zublicken und sie eventuell aus zusortieren wird eine Ewigkeit brauchen. Nun ja, dann kommt schonmal keine Langeweile auf.

Tatsächlich habe ich heute nur oberflächlich in alles reingeschaut und nach Flügen, Bussen etc. für das Wochenendseminar im Dezember geschaut. Wobei das allein so ca. eine Stunde gedauert hat.

Morgen kommen noch Judith (die Praktikantin) und Katharina (die Öffentlichkeitsdame) und werden mich einarbeiten und am Mittwoch treffe ich Lisa, meine Supervisorin in der Altenarbeit. Das wird alles noch spannend.

Nach der Arbeit bin ich dann noch zu Staples gegangen und habe mich über Betriebssystempreise schlau gemacht, für das Büro.

So ich gehe jetzt schlafen um morgen fit zu sein. Viele liebe Grüße,

Zeno

Sonntag, 23. September 2012

Street Music

Seit zwei Tagen beschäftigt mich die Frage des lieben Geldes. In der vergangenen Woche habe ich sehr, sehr viel ausgegeben. Was nicht weiter dramatisch ist, weil ich damit gerechnet hatte, dass ich am Anfang viel Geld benötige. Aber Tatsache ist, dass ich gerade noch die $50 für David nächste Woche habe bedeutet, dass ich sparen muss.

Um mich von diesem trüben Gedanken abzulenken habe ich mir heute morgen Crêpes nach dem Rezept meiner Mama gemacht. Und siehe da sie sind gelungen. Crêpes gelingen mir sonst nie. Ich finde nie die richtige Konsistenz für den Teig. Heute aber doch. Sie waren sehr lecker und ich hatte sogar drei übrig, die dann gleich als Lunch mitgenommen wurden. Ohne so recht zu wissen wo ich am Sonntag hin sollte bin ich einfach mal in Richtung Schuylkill (so heißt der kleinere Fluss in Philly, der große ist der Delleware) Park gefahren. Der hat sich nicht als Park sondern als große Sportanlage, mit Tennis-, Fußball-, Baseball- und Footballplätzen, entpuppt. Dann bin ich einfach die South Street entlang gefahren und habe an einem Fahrradladen gestoppt, um zu fragen, wie viel das billigste Fahrrad kostet. $400. Eindeutig zu viel! Der Verkäufer hat mich dann zu einem anderen Laden geschickt mit billigeren Fahrrädern. Dort kostet das billigste $200 mit der Option, dass sie das Fahrrad am Ende des Jahres für die Hälfte des Preises zurück kaufen. Aber um ehrlich zu sein sind mir $100 schon zu viel. Das sind immerhin 70/80€. Geld was ich gut gebrauchen kann. Um meine Stimmung noch weiter zu heben sind meine Crêpes ausgelaufen, bzw. die Marmelade auf den Crêpes.

Etwas genervt bin ich dann nach Hause und habe meine Tasche in die Waschmaschine geschmissen. Während ich dasaß und meine restlichen Crêpes aß, überlegte ich, ob ich einfach üben sollte. Dann würde ich wenigstens etwas sinnvolles tun und um es mal auszuprobieren habe ich beschlossen, das in einem Park zu tun. Also Bratsche geholt, eine Tasche mit ein paar Kleinigkeiten gepackt und los geht es zum Washington Square.

Anfänglich war es mir doch recht unangenehm in der Öffentlichkeit zu üben aber als mir dann ein Kind den ersten Dollar in den Kasten warf wurde es besser. Es ist ein schönes Gefühl. Man ist draußen, spielt Viola und die Leute die einem zu hören freuen sich wirklich drüber. Ich habe festgestellt:

  • Nur Leute die sich hinsetzten oder verweilen sind diejenigen, die einem Geld reinwerfen.
  • Geduld zahlt sich aus. Viele werfen erst etwas rein, wenn sie gehen, was durchaus 20 min dauern kann.
  • Die Leute freuen sich auf eine ganz natürliche Weise, wenn sie einem zuhören. Sie bleiben stehen und hören einem zu. Es ist spontan und irgendwie Herzerwärmend.
  • Asiatische Touristen sind schlecht für das Geschäft. Gerade als die Leute auf mich aufmerksam wurden, fuhr eine Kutsche mit einer Gruppe Asiaten vorbei. Die Teenager Tochter hat Fotos gemacht wie eine blöde (sehr sinnvoll, wenn dabei das Objektiv geschlossen ist) und die Eltern haben sich so laut gegenseitig angeschrien, dass man es durch den ganzen Park gehört hat.

Das tollste war, dass ich innerhalb von ca ein einhalb Stunden ca $10 eingenommen habe. Ich habe zwischendurch die Parks gewechselt. Aber wenn ich das ganze zehnmal mache, dann hätte ich mir mein Fahrrad finanziert und die Wettervorhersage für diese Woche meint es soll gutes Wetter werden. Aber ich glaube unter der Woche werde ich nicht so viel bekommen. Aber egal.

Am Montag kommt auch noch mein Notenständer, dann kann ich auch besser spielen. Ach das wird toll.

Als ich dann keine Lust mehr hatte, bin ich zum Museum of Arts gegangen um die Aussicht zu genießen. Das werde ich glaube ich jetzt jeden Abend machen. Es ist so nahe und wirklich überwältigend schön.

Morgen ist mein erster Arbeitstag. Ich freue mich schon.

Viele liebe Grüße,

Zeno

Samstag, 22. September 2012

Der Weg ist das Ziel



Heute war der erste Tag an dem ich ohne einen konkreten Plan aus dem Haus gegangen bin. Ich habe mir heute Morgen einfach Davids Fahrrad genommen und bin mal in Richtung Old City gefahren. Meine Super tollen Kopfhörer in den Ohren und diesen etwas wackeligen gelben Fahrradhelm auf den Kopf. Angekommen bin ich in der South Street. Ich bi sie bis zum Ende also bis zum Fluss gelaufen. Auf dem Weg bin ich an vielen netten kleinen Esoterikläden vorbei gekommen die abwechselnd Räucherstäbchen, Duft Öl und Heilsteine verkauften. Wobei die Dekoration immer gleich war. Am Ende der South Street angekommen, bin ich am Fluss entlang gegangen, als ich allerdings feststellte, dass am Fluss nur die Interstate (so was wie eine Landstraße) entlang verläuft bin ich einfach in Richtung Central City gelaufen. Angekommen bin ich dann in Society Hill, in den Arkaden, in denen jeden Samstag Schmuck, Bilder und Dekoartikel verkauft werden.
 
Zu Society Hill. Als Philadelphia gegründet wurde, siedelte sich auf Grund der tollen Lage (zwei große schiffbare Flüsse, Wälder und Erzvorkommen in der Nähe) die London Trading Society an. In den Anfangszeiten florierte diese Gesellschaft und viele der Mitarbeiter siedelten sich in einer Gegend an. Allerdings waren die amerikanischen Handelsgesellschaften nicht fern und nach ca. 40/50 Jahren ging die London Trading Society insolvent. Das einzige was sie zurücklies, war der Name für die Nachbarschaft und viele Wohnhäuser mit gigantischen Lagerkellern. Die Nachbarschaft verfiel aber nicht sondern es siedelten sich (auf Grund des hohen Lebensstandards) hohe Persönlichkeiten wie Jefferson und Washington an. Heute ist Society Hill zusammen mit Washington Square eine der reichen und schönen Gegenden von Philly. Alte sehr gut restaurierte Häuser, junge Familien, kaum Kriminalität und Straßenfeste (die den Verkehr regelmäßig zu erliegen bringen). 

Als ich dann Society Hill zur Genüge erkundet habe, bin ich zurück zu meinem Fahrrad und dann nach Washington Square geradelt. 

Eines zu Philly als Fahrradstadt. Es stimmt Philadelphia ist eine Fahrradstadt. Relativ, flach, viele Radwege, viele Möglichkeiten zum Anketten und rücksichtsvolle Autofahrer. Wenn man das Rad nimmt ist Philadelphia auch gar nicht so groß beziehungsweise Center City. Wobei ich anmerken muss ich bin der langsamste Fahrradfahrer in der Stadt gewesen. Selbst ein stark übergewichtiger Mann hat mich mit einem müden Lächeln überholt aber heute habe ich ja nur die Stadt erkundet…

Zurück zum Washington Square. Diese Nachbarschaft heißt so, weil dort ein großer Park, der Washington Park ist. Ich bin ganz entspannt rum gelaufen und habe die wunderbare Nachbarschaft erkundet, die netten Restaurants und verhältnismäßig billigen Läden, wobei mir die Häufung der Regenbogenflaggen nicht auffiel. Erst als ich vor einem Infoschild stand auf dem erklärt wurde dass dies hier die Gayborhoud sei, also die schwule Nachbarschaft. Philadelphia hat eine recht große Schwulengemeinde, diese hat sich im Washington Square angesiedelt. Eine wirklich schöne Gegend genau wie Society Hill. Danach habe ich mich dann mit meinem Lunchpaket in den Washington Park gesetzt. Da kam ein Anruf von Johanna, einer Mitfreiwilligen, ob wir uns nicht treffen wollen, sie seien auf dem Weg in die Stadt aber sie will sich vorher noch einen Laptop kaufen. Um die Wartezeit zu überbrücken bin ich einfach quer durch die Stadt gefahren zum Loganpark. Auffällig an dem waren, dass da auf einen Schlag so viele, so extrem gute, klassische Musiker, im Park spielten. Mit einem leisen Verdacht bin ich dann durch den Park gelaufen und was steht da vor mir. Das Curtis Institute of Music. Wunderbar!!! Natürlich bin ich gleich rein gestürmt. Abgesehen von der Eingangshalle darf man als Besucher nichts ansehen aber diese war sehr eindrucksvoll. Ich habe natürlich alles an Flyern mitgenommen was da rumlag. Das Curtis hat ein unglaubliches Talent sich zu vermarkten. Es veröffentlicht seine eigene Zeitschrift. Hat eine Webseite, von der sich deutsche Profiorchester noch eine Scheibe abschneiden könnten. Ist in YouTube mit einigen tausend Videos präsent. Es hat eine eigene Facebook Seite und eine App (die ich allen nur wärmsten empfehlen kann, die Musik da ist gratis und absolut superst). 

Nach dem Curtis bin ich dann einfach noch ein bisschen vor mich hingeradelt. Als ich dann an einer roten Ampel stehen bleibe entdecke ich auf einmal eine Metallgeige in der Luft. Ich bleibe natürlich sofort stehen um Bilder zu machen und was entdecke ich dabei. Zu der Metall Geige gehört eine Geigenbauerwerkstatt die zwar heute zu hat aber immerhin hab ich jetzt schon mal eine Adresse zu der ich gehen kann, wenn was sein sollte.

Nach einer weiteren dreiviertel Stunde Rumgefahre, kehre ich dann nach Hause zurück und genehmige mir ein Bad. Was für ein Luxus so ein eigenes Bad doch ist. Nach dem sehr erholsamen Bad wird dann schön geübt, ohne Notenständer. Als die Rückenschmerzen, vom komisch da stehen dann zu groß wurden, hat Johanne nochmal angerufen. Es ist relativ schwierig einen Laptop zu bekommen aber wir treffen und jetzt zum Abendessen bei mir daheim.

Dafür muss ich jetzt noch ein bisschen was machen. Euch allen eine gute Nacht,

Zeno

Freitag, 21. September 2012

Bibliotheken, Banken und Handyläden

Als ich mich heute Mittag auf den Weg in die Stadt hinein machte, habe ich die Kopfhörer die bei meinem Luxushandy dabei waren ausgetestet. UNGLAUBLICH!!!! Diese kleinen Kopfhörerchen können einen Klang erzeugen der ist absolut unglaublich. Leider hat die Medaille auch eine Kehrseite. Ich habe vollkommen umsonst $20 für neue Kopfhörer ausgehauen. Mein Herz blutet. Ich habe in den zehn Tagen hier, schon so unglaublich viel Geld ausgegeben. Diese $20 hätte ich mir auch gut sparen können, vor allem weil die blöden Dinger jetzt nur rumliegen.

Aber wie dem auch sei. Meine erste Station heute war die free Libary an der Vine Street. Mir wurde gesagt, dass die Mitgliedschaft umsonst sei und die Bibliothek gut also ist Zeno schön brav hingedackelt und hat sich das ganze mal angesehen.
Zu sagen, dass diese Bibliothek gigantisch ist wäre eine Untertreibung ohne jede gleichen. Sie ist abnorm groß. Ein Gebäude so groß wie ein Unicampus voller Bücher, DVDs, CDs (wobei die Klassikabteilung relativ klein ist), Computer, netter Bibliothekare und das wichtigste zwei Stockwerke vollgestopft mit Noten. Es gibt kein Stück, dass diese Bücherei nicht hat. Allein ein GANZES Regal voller Viola Literatur. Absolut phantastisch. Leider Gottes hat mich die schiere Größe der Bibliothek hoffnungslos überfordert. Falls es ein System in der Sortierung der Noten gibt, bin ich ihm in der halben Stunde Umherirren nicht auf die Spur gekommen. Aber egal denn ich habe Morpheus von Rebecca Clarke gefunden. Ein sehr schwieriges aber unglaublich tolles Stück, welches ich in diesem Jahr lernen will. Mit meinem kleinen Schatz und ein paar CDs bin ich dann zur Rezeption gegangen und habe mir gleich mal ein Konto erstellt. Die Dame fand mein deutschen Personalausweis etwas verwirrend und ich den Account-Zettel. Aber gemeinsam haben wir mir einen Account erarbeitet.

Beflügelt von dem Bewusstesein ein Jahr lang Zugang zu einer wahren Monsterbibliothek zu haben, bin ich in die Pauls and Peters Cathedral geschwebt und habe mir eine amerikanische, katholische Kathedrale angesehen. Sehr sehenswert.

Die Monsterbibliothek von vorne
Mit den Klängen von Elgars Streicherserenade im Ohr, habe ich mich dann zu Bank of America begeben, um mir ein Account zu besorgen. Dort wurde ich von der unglaublich freundlichen Odi bedient. Ähnlich wie in der Bibliothek machte ihr meine deutsche Staatsbürgerschaft und mir die amerikanischen Formulare zu schaffen und genau wie in der Bibliothek haben wir uns gemeinsam durchgekämpft. Jetzt besitze ich bei der Bank of America ein Konto, kann Cash Money abheben und kann alle Bankangelegenheiten gemütlich vom Computer aus erledigen, dazu habe ich eine Debitcard bekommen. Das ist so eine Art Scheckkarte bloß, dass sie ähnliche wie eine Kreditkarte keine Unterschrift oder Pinnummer benötigt (ich frage mich, was die Amis nur machen wenn ihre Karte mal geklaut wird???). Das ganze kostet mich rein gar nichts, weil ich Volunteer bin und damit wie ein Schüler behandelt werde. Serviceparadies USA.

Nach dem ich vor der Bank mein kleines Lunchpaket eingenommen hatte und mir die Unterlagen meiner neuen Bank mal durchgelesen habe (ich habe so ca 60% verstanden), bin ich dann auf die Suche nach einem Verizonstore gegangen. Mein Superhandy hat nämlich leicht komische Sachen angezeigt, die nicht sein sollten. Also schön brav in den Store gegangen, eine Nummer gezogen und eine dreiviertel Stunde in dem komplett überfüllten Laden gewartet. Die Wartezeit gestaltete sich aber äußerst interessant,weil mich ein Verkäufer angequatscht hatte und ich mich dann mit ihm über Musik unterhalten habe. Als ich dann drankam und dem Servicemenschen mein Problem erläutert hatte, war dieser genauso ratlos wie ich und im Endeffekt lief es darauf hinaus, dass er einen dummen, bescheuerten Reset gemacht hat. Die Idee ist mir heute morgen auch gekommen und eigentlich bin ich in den Store gegangen um genau das zu vermeiden. Der Service ist in den USA zwar um ein tausendfaches freundlicher als in Deutschland aber unbedingt mehr Ahnung hat er deswegen nicht.

Nach dem Store Aufenthalt bin ich dann zum Philadelphia Museum of Art gegangen und habe mir das Ding mal angesehen. Es ist knapp dreimal so groß wie die Bibliothek, hatte aber schon zu als ich da war. Also habe ich mich hingesetzt und mein Handy neu eingerichtet (zum zweiten Mal) und die wunderbare Aussicht auf die Skyline von Philadelphia genossen. Dann bin ich die Stufen (die aus Rocky, da steht sogar ein Denkmal vor denen) hoch und wollte auch ein paar Bilder machen. Zeno ist natürlich ahnungslos wie er ist einfach gerade aus über den Platz vor dem Museum und vor den Eingang gelatscht. Auf dem Weg zurück hielt mich dann eine Dame in einer Neongelben Weste an und fragte mich, ob ich denn im Museum arbeite. Auf meine Antwort meinte sie, dass ich bitte nicht nochmal über den Platz laufen soll, da dort eine Hochzeit stattfände. Anschließend habe ich mich mit ihr über den tollen Ausblick unterhalten.

Morgen werde ich mir Davids Fahrrad ausleihen und mal nach Old Town fahren und die Gegend erkunden. Ursprünglich hatte ich vor Bus zu fahren aber leider wird das Bargeld langsam knapp.

Gute Nacht euch allen und ein wunderbares Wochenende,

Zeno

p.s. hier Morpheus als kleines Schlaflied:

Rebecca Clarke, Morpheus für Viola und Klavier

The Fickenschers united



Bevor ich von meinem Tag berichte eine kleine Warnung vorab. In spätestens ein, zwei Monaten werden die Berichte abflachen. Im Moment ist die Motivation groß, die Eindrücke neu und die Freude unübertrefflich aber sobald sich der Alltag einstellt wird alles etwas anders. Irgendwann werden die Posts sicher kürzer und weniger mit Aufregung geschrieben sein. Ich nehme mir fest vor auch weiterhin täglich zu posten aber es werden dann vermutlich mehr Berichte aus dem Alltag sein mit relativ unspektakulären Geschichten.

Nun aber zu dem heutigen Tag. Er begann um 10 als ich ganz entspannt meinem riesigen Bett entstieg. Ich bin in die absolut gigantische Küche, habe mir zwei Scheiben halbwegs gutes Brot (das Brot in den Staaten ist phänomenal schlecht) aufgetaut und mit Bree und Äpfeln gegessen. Dazu gab es eine leckere Tasse Cafe aux Lait aus der Espressomaschine von David (die Amis können ebenfalls keinen guten Kaffee kochen). Also ein rundum entspannter luxuriöser Morgen. Gegen eins kamen dann die Fickenschers. Henry und Marie.
 
Dazu eine kleine Geschichte. Als meine Mutter Facebook entdeckte, hat ein Herr Henry Fickenscher sie kontaktiert. In den USA gibt es einige Fickenschers und der Herr Henry Fickenscher freute sich unheimlich eine deutsche Namensgenossin zu finden. Nach viel Korrespondenz, wie meine Mutter zu sagen pflegt, hat sie ihm erzählt, dass ich nach Philadelphia gehe und er freute sich darüber unglaublich, da er ebenfalls in Philly lebt bzw. in einer Suburb von Philadelphia. Nun nach dem ich ein bisschen mit ihm geschrieben habe konnten wir uns endlich einmal treffen
.
Er und seine Frau haben mich von zu Hause abgeholt und wir sind zusammen essen gegangen, in einem guten Restaurant in der Nähe der City Hall. Es war sehr lecker und ziemlich teuer aber wieder wurde ich eingeladen. Henry hat mir bei dieser Gelegenheit auch mein Telefon gegeben. Ich habe jetzt ein absolutes Edelhandy. Ich habe 4G mobiles Internet, absolut superschnell. Ich habe unbegrenzte Anrufe und SMS ins amerikanische Netz und 6GB Datenvolumen. Das Ganze für läppische $10. Das habe ich nur weil Henry einen Vertrag bei Verizon hat, dieser ist Verhältnismäßig teuer aber man kann für $10 Aufpreis Familymembers hinzufügen, die dann ein Handy mit Vertrag bekommen und da ich denselben Nachname habe war das alles gar kein Problem. Ich bin ihm so dankbar, etwas Vergleichbares für mein Handy hätte mich locker $50/$60 gekostet. Ich sehe schon, ich werde total verwöhnt aus diesem Freiwilligenjahr hervorgehen und mich erst mal an das normale Leben gewöhnen müssen. Danach haben sie mich zur South Street gebracht. Dort sollte es angeblich gute Secondhandshops geben. Nun ja. Ich bin auf dem Weg an drei Sexshops vorbeigekommen aber an keinem Secondhandshop. Tatsächlich waren auch die normalen Läden zu teuer für mich. So bin ich auf der Suche nach neuen Klamotten und einem Notenständer durch die Stadt getingelt. Ich war in drei Klamottenläden. Der erste war ein Discounter mit entsprechend hübscher Präsentation der Ware, bzw. ohne Präsentation der Ware. Aber ich habe einen Gürtel für $12 von Tommy Hilfiger bekommen, dieser würde in Deutschland locker das Sechsfache kosten. Dann bin ich in einen etwas teureren Laden, in der Hoffnung halbwegs schöne Sachen zu finden, leider ziemlich erfolglos und zum Schluss bin ich bei Macys gelandet. Das ist so eine Art amerikanisches Breuningerland. Mit freundlichen Service Personal, 10% Ermäßigung für Touristen (die ich mir natürlich sofort geholt habe), Modeshows jede Woche und an Weihnachten gibt es eine Lichtershow, die schon über 50 Jahre alt ist und ein absolutes Highlight der Weihnachtszeit hier sein soll. Etwas ganz besonderes ist die Orgel. Es ist die größte Orgel der Welt und sie wird jeden Mittag gespielt. Eigentlich bin ich zu Macys gegangen um mir die Orgel anzusehen im Endeffekt habe ich zwei Teile gekauft und dabei zwar viel gespart aber noch mehr ausgegeben. Aber in nächster Zeit brauche ich keine Klamotten mehr, deswegen ist das okay.

Etwas schwieriger als die Suche nach schönen Klamotten hat sich die Suche nach einem Notenständer erwiesen. Den ersten Musikladen habe ich in der South Street, unweit des zweiten Sexshops gefunden. Dieser verkaufte übel zugerichtete Geigen (mein Herz blutet immer noch) aber keine Notenständer. Der zweite verkaufte nur LPs, CDs und Blechblasinstrumente und der dritte hatte zwar einen Notenständer aber das war ein kappriges, unhandliches Teil, das man nicht mal auf Augenhöhe stellen konnte. Diesen Müll zu kaufen habe ich dann nicht eingesehen. 

Während dieser Suche bin ich einmal komplett durch Central City gelaufen. Dabei habe ich realisiert, dass ein Fahrrad unheimlich wichtig ist. Allein Central City ist riesig aber mit den Bezirken drum herum, ist Philly absolut gigantisch und ich muss schauen, dass ich mich abseits von Central City bewege, da dieser Bereich doch recht teuer ist. 

Als ich dann nach Hause kam, habe ich für David und mich gekocht. Tunfischpasta. Dabei habe ich John kennen gelernt. Er ist Veganer, etwas esoterisch angehaucht und ebenfalls Künstler. Er ist sehr freundlich und er hat Kunst an der Universität studiert. 

So aber jetzt gehe ich nochmal in die Küche und genehme mir einen kleinen Mitternachtssnack.

Viele liebe Grüße und gute Nacht,
Zeno

Donnerstag, 20. September 2012

Einzug in den Himmel

ICH BIN EINGEZOGEN!!!!!

Gestern wurde ich Mittags abgeholt von David Katz. Meinem Vermieter. David ist das Kind zweier nach Israel geflohenen Juden. Mit sieben Jahren sind seine Eltern und er in die Staaten gezogen. David ist genau so wie in Mark mit geschildert hat. Er ist total nett und freundlich und sehr höflich aber auch ziemlich neurotisch. Er ist etwas paranoid, so muss immer die Alarmanlage laufen und das obwohl wir in Central City, einer der sichersten Gegenden von Philly wohnen. Gestern als wir einkaufen waren hat er vergessen die Tür abzuschließen und dann bei der Rückkehr in heller Panik kontrollieren müssen, ob die Batterie geklaut wurde (wer klaut bitte eine Autobatterie aus einer alten Schrottkarre). David ist Mitte Sechzig und hat vor einigen Jahren eine Kunstschule absolviert. Er malt unglaublich viel und das ganze Haus hängt voller Bilder.

Aber er hat ein gigantisches Haus. Das Haus hat drei Stockwerke plus Garage. Ich wohne im 3rd Floor (Zweites Obergeschoss) zusammen mit David. Im 2nd Floor leben Eric, Mat und John. Das sind drei Kunststudenten, die an der selben Schule lernen wie David. Jeder von ihnen hat eine Staffelei in seinem Zimmer und malt sobald er Zeit hat.

Ich habe ein gigantisches Bett (king-size), ein eigenes Bad und einen riesigen Kleiderschrank. Mein Zimmer ist bedeutend größer als mein Zimmer daheim. Die Küche ist riesig groß und super ausgestattet. Außer mir und David kocht keiner (naja John muss für sich selber kochen, weil er Veganer ist), deswegen werden wir beide für das leibliche Wohl von allen sorgen. Das Haus an sich ist sehr alt. Das merkt man besonders daran, dass immer irgendetwas kaputt ist (im Moment eine Lampe bei mir im Zimmer). Ein zweifelloses Highlight sind ein Fernseher, der so groß ist wie ich und ein ständig bellender Hund, der andauernd um einen herum streunert.

Was absolut gigantisch ist, ist, dass David $50 jeden Monat von mir bekommt und dafür einkauft, was immer ich will und oder brauche, egal ob es mehr als $50 kostet oder nicht. D.h. ich habe max $200 Kosten für Lebensmittel und muss mein erarbeitetes Geld nicht so sehr belasten. Damit hat sich eine meiner größten Sorgen in Luft aufgelöst. Außerdem darf ich so viele Leute, so lange ich will bei mir aufnehmen. Damit steht jetzt Tür und Tor für jeden offen der mich besuchen will. Ach ich bin so glücklich.

Ich trink jetzt mal mein Kaffee leer und gehe dann mal ein paar Bilder von dem Haus machen. Ich stell die dann in den Dropboxordner (wer den Link will schicke mir bitte eine Nachricht) und in "American Way", weil das Haus so amerikanisch ist.

Viele liebe Grüße,

Zeno

Mittwoch, 19. September 2012

Judentum, Traumata und Bürokratie


Es ist ein neues Jahr angebrochen, zumindest nach dem jüdischen Kalender. Das neue Jahr ist einer der höchsten Feiertage im jüdischen Jahreszyklus. Die jüdische Gemeinde in Germantown hat uns zu dem Gottesdienst heute eingeladen. Wir wurden am begrüßt und bekamen eine kurze Einführung und haben uns dann in den Gottesdienst, der schon ca. eine Stunde im Gang war, hineingesetzt. Es ist durchaus üblich, in der jüdischen Gemeinde dort, in den Gottesdienst zu kommen und zu gehen wie es einem passt. Man muss allerdings dazu sagen, dass der Gottesdienst heute auch um die vier Stunden ging. Normalerweise sind sie nicht so lang aber da heute ein hoher Feiertag war, ging dieser besonders lang. Der Gottesdienst an sich war lockerer als die christlichen Gottesdienste. Es wurde viel geredet, also in der Gemeinde, und die Atmosphäre war im Allgemeinen eher locker. Aber egal welche Religion, ich kann mit dem Gerede über Gott nichts anfangen. Ich verstehe was oberflächlich damit gemeint ist aber ich kann den Glauben an sich einfach nicht nachvollziehen. Es ist schwierig in Worte zu fassen, genauso wie es für einen gläubigen Menschen schwierig ist seinen Glauben zu begründen. Aus diesem „Unglauben“ heraus fühle ich mich in Gottesdiensten, egal welcher Art immer deplatziert. Abgesehen von den Quakern, weil bei diesen der Glauben nicht im Vordergrund stand, sondern das gemeinsam sein und allgemein die Gemeinschaft.
Nach dem Gottesdienst sind wir in das Hostel zurück gekehrt und haben dort einige organisatorische Sachen besprochen. Unter anderem wurden auch zwei Freiwilligen Vertreter gewählt, diese sollen ein Ansprechpartner für die Freiwilligen sein für Angelegenheiten die man nicht mit dem Landesbeauftragten besprechen will, und es wurde ein Solidaritätsfond gegründet. Dies hat man sich so vorzustellen: Die Freiwilligen zahlen alle Anfang des Jahres $20 in den Fond ein. Dieses Geld wird für Notfälle bereitgestellt. Ein Beispiel aus der ASF Geschichte:
 
Eine Freiwillige aus Chicago sollte mit dem Flieger zu einem Seminar kommen. Leider tobte zu dieser Zeit ein Hurrikan und ihr Flug wurde gestrichen. Weder die Fluggesellschaft noch ASF, wollten oder konnten die Kosten für einen alternativen Transport übernehmen. Deswegen bekam sie das Geld aus dem Fond und konnte so kommen ohne ihr gesamtes Monatsgehalt zu verlieren.
Damit dieser Fond funktioniert musste aber ein System erstellt werden. Nach einiger Diskussion und viel hin und her kamen wir zu folgender Lösung:
Es gibt einen Fondrat, bestehend aus Julius, mir (ich bin ebenfalls Kassenwart) und Sophia. Falls ein Notfall eintreten sollte werden wir kontaktiert und wir drei entscheiden, per Abstimmung, ob das Geld erteilt wird. Daraufhin teilen wir das sofort allen Freiwilligen mit und setzten ein Frist in der Einspruch erhoben werden kann. In dringenden Notfällen ist dies natürlich nicht der Fall. Falls Einspruch kommt wird per Mehrheitsentscheidung der gesamten Freiwilligen entschieden, ob das Geld ausgezahlt wird.
Wie ihr seht ein ausgeklügeltes und sehr Bürokratisches System (sehr deutsch). Aber nach vielen schmerzvollen Erfahrungen, dass bei Geld Freundschaften aufhören und sehr vielen schlechten Erfahrungen mit unkoordinierten Gruppen, erscheint mir dies eine sehr gute Lösung.

Zum Abschluss des Abends kam ein Psychotherapeut zu uns und hat über Holocaust Traumata und übertragene Holocaust Traumata gesprochen. Er hieß Dr. Ira Brenner. Es ist sehr erstaunlich und ermüdend wie bei dem Thema Holocaust immer dieselben Kommentare und Statements kommen. Wirklich spannend wurde es, so finde ich, als davon berichtete, wie Traumata weitergegeben werden.
Es sei häufig vorgekommen, dass die Holocaust Traumata nicht aufgearbeitet wurden und dass die Eltern auf Grund dieser nicht Aufarbeitung vieles von ihrem Frust und ihrem Leid an die Kinder weitergegeben haben und das eine sehr wirkungsvolle Methode dies zu behandeln, der Dialog mit Deutschen sei. Genau was wir hier also machen. Ebenfalls sehr erfrischend und angenehm empfand ich, dass er meinte, dass wir keinen Grund hätten uns zu entschuldigen, da wir nun die dritte Generation seien und dementsprechend nichts mehr direkt mit der Geschichte zu tun hätten. Er sagte außerdem, dass jedes Volk seine dunklen Ecken hat, die Deutschen aber ein besonders tiefes Trauma dadurch ausgelöst haben, dass sie als Dichter- und Denkervolk, platziert in der Mitte des kultivierten Europas, einen solchen Genozid begangen haben. Ein für mich neuer und durchaus beachtenswerter Gedanke.
Was mich aber besonders bestach war, dass er meiner Mutter so ähnelte. Von der Art Probleme zu beschreiben und anzugehen. Die Art zu reden und zu argumentieren und vor allem die Art wie man einen Menschen betrachtet. Erstaunlich wie sehr das Studium den Menschen beeinflusst.

So jetzt habe ich Hunger und gehe was essen. Viele liebe Grüße,

Zeno

Montag, 17. September 2012

Präsentationen

Der Tag bestand im Wesentlichen aus zwei Programmpunkten. Der erste war ein Ausflug nach Nord Philadelphia, in eine nicht ganz ungefährliche Gegend (zumindest bei Nacht). Dort haben wir ein Nachbarschaftsprojekt besucht, welches schon seit den 80ern besteht. In diesem Projekt geht es darum die Gegend lebensfreundlicher zu gestalten, in Form von Gärten, Parks und gemeinschaftlichen Gemüse-und Obstbeeten. Das Projekt wurde von einer asiatischen Künstlerin in Gang gesetzt. Diese wollte einfach ein Wandgemälde in dem Viertel machen und da sie Hilfe benötigte engagierte sie kurzerhand die Leute aus der Nachbarschaft. Das sprach sich rum und das Gemälde war recht fix vollendet. Auf Grund dieser positiven Erfahrung beschloss sie einen Garten anzulegen, der auffallende Ähnlichkeiten mit den Skulpturen von Nici de Saint Phalle haben. Das Projekt wuchs von selber immer weiter, bis aus ihm ein Nachbarschaftsprojekt wurde. Sie verschönern hauptsächlich die Gegend und geben den Leuten bei der Gestaltung ihres Lebensraumes mitzuwirken. Alles hatte einen stark künstlerischen Touch aber war trotzdem praktisch durchdacht. Wirklich ein schönes Projekt.

Der Garten, der Künstlerin


Nachmittags, als wir dann zurück waren, haben wir dann mit den Vorbereitung für die Präsentation am Abend begonnen. Das ASF Landesbüro hat Freunde und Unterstützer eingeladen zu einer kleinen Präsentation der neuen Freiwilligen. Damit diese nicht nur aus Smalltalk besteht mussten wir kleine Präsentationen vorbereiten. Es wurden zwei Vorträge, über Berlin (natürlich von den zahlreich vorhandenen Berlinern gehalten) und über Regensburg gehalten. Dazu kamen eine kleine, pantomimische Show über unsere Ankunft in den Staaten, ein Viola Vorspiel von Karl, ein kleines Singalong mit Pippi Langstrumpf und ein kleines zweistimmiges Acapella Stück (Stand by me). Bei den letzten beiden war ich aktiv dabei. Das Ergebnis war gut aber der Weg dahin war anstrengend. Gruppen ohne eindeutigen Leiter sind finde ich immer hart zu bewegen und zu motivieren. Jedes Mal gibt es Diskussionen und man muss zigtausend Mal das gleiche erklären und abstimmen etc. etc.. Naja so lange alles funktioniert ist alles gut.
Ansonsten war heute ein recht entspannter ruhiger Tag. Morgen ist unser letzter Seminartag. ENDLICH und dann kann ich am Mittwoch einziehen. JAAAA

So ich geh jetzt mal schlafen. Gute Nacht euch allen,

Zeno

Sonntag, 16. September 2012

Quaker

Eines haben alle Christen gemeinsam. Sie wollen einen am Sonntag zum frühen aufstehen zwingen. An einem freien Tag. Ich musste heute um acht aufstehen (bin aber tatsächlich erst um halb neun aufgestanden), damit wir rechtzeitig zum Quäker Meeting kamen. Ich bekam eine Art Maisgrütze, mit Spiegelei und gebratener Salami zum Frühstück. Sehr reichhaltig aber lecker.

Dann ging es los zum Friendsmeeting. Wir kamen in einem großen Raum an. In diesem saßen ca 30/40 Leute verschiedenen Alters, abgesehen von Kindern, diese werden während des Meetings in einem extra Raum bespaßt. Man setzt sich hin und versinkt im Schweigen. Eineinhalb Stunden lang. Diese Stille soll einen zum "inner light" bringen (das Göttliche im Menschen). Es hatte etwas meditatives, beruhigendes.

Die Quaker sind überaus offen herzig und tolerant. Ursprünglich waren sie alle Christen aber inzwischen gibt es viele Quaker, die auch Buddhisten, Juden oder sogar Atheisten sind. Sie besuchen die Meetings, engagieren sich für die Friends (wie sich die Quaker nennen) und in den Workcamps aber sie glauben etwas vollkommen anderes. Das sagt viel über die Religion in den USA oder zumindest hier in der Umgebung aus. Es geht weniger um das aktive Praktizieren eines Glaubens sondern viel mehr um die Gemeinschaft und das soziale Engagement. Der Glauben ist etwas persönliches, dass man für sich selber zurechtlegt und als solcher wird er behandelt. Die Religion ist eine Form an dem sozialen Leben in der Nachbarschaft teilzuhaben und etwas für sie zu tun.

Auf diesem Quaker Meeting war eine Frau. Sie hieß Laverne. Sie war eine ältere schwarze Dame. Sie leitete das Quaker Meeting, sagte also wann es anfing und aufhört und moderierte die Ankündigungen. Sie war beeindruckend. Sie strahlte von innen heraus. Es war als würde die Sonne in ihr ruhen. Sie hatte etwas zutiefst zufriedenes und erfülltes an sich. Sie saß da und wirkte einfach nur glücklich und strahlte dieses Glück aus. Es war fast fassbar.

Nach dem Meeting habe ich mich Laverne und noch ein paar andere zum Klavier gesetzt und wir haben gemeinsam Musik gemacht. Bzw. sie spielte Klavier und ich die Melodiestimme auf der Viola und die anderen sangen. Ich bin sehr stolz auf mich, dass ich im Kopf transponiert habe. Eine große Leistung für mich.

Später habe ich noch an dem Business Meeting teilgenommen. Das war aber ziemlich langweilig, vor allem, weil ich häufig nicht wusste wovon sie reden. Ein weiterer interessanter Punkt an den Quakern ist, dass sie nicht abstimmen sondern alle Entscheidungen auf Konsens also Einstimmigkeit beruhen. Wieder meiner Erwartungen hat es funktioniert und es wurden schnell Entscheidungen gefällt.

Später waren wir dann noch in einem japanischen Haus, weil wir zu früh am Hostel waren. War ganz interessant.

So ich muss jetzt kochen gehen. Viele liebe Grüße,

Zeno

Samstag, 15. September 2012

NEW YORK!!!!

Heute hat mich meine Host Family (Bob und Roma Dockhorn) nach New York mitgenommen. Aber eines nach dem anderen.

Hier ein Bild von meiner Hostfamily


Heute morgen konnte ich wunderbar ausschlafen und bekam dann ein sehr leckeres Frühstück (Omlett, Squash (das Kürbis ähnliche Teil, von dem ich gestern geschrieben habe) und Früchte). Als ich dann fertig war sind wir noch schnell einkaufen gefahren und ich habe mir neue Headphones (Kopfhörer) und Adapter für meine Geräte geholt. Ganze $43 hat mich das Zeug gekostet, dafür sind die Headphones aber auch wirklich gut und ich habe sie versichert.

Als wir dann zurück waren, haben wir Sandwiches gemacht und ab ging es nach New York. 2h Stunden Zugfahrt und ein Sandwich später waren wir da. In der absoluten Mega City. New York, beziehungsweise Manhatten, ist hauptsächlich von seiner unglaublich dichten Bevölkerung geprägt. Damit alle dort leben und arbeiten können müssen gigantische Skyscraper (Wolkenkratzer) her und um in der Masse hervor zu stechen muss man sich unglaublich inszenieren. Überall gibt es so gut wie alles. Es tummeln sich die Menschen auf den Gehwegen und vor allem am Time Square. Alles ist teuer, vom Kaffee zu der Kleidung. Die Stadt hat einen unverkennbaren Zauber. Sie elktresiert durch ihre Lebhaftigkeit und Rastlosigkeit. Ich kann verstehen, dass viele New York als ihre Traumstadt verstehen aber ich persönlich mag Philly lieber. Philly ist, abgesehen von Central City, übersichtlicher. Die Menschen sind, genau wie die Stadt, sympathisch, offen und herzlich. Die Stadt ist geprägt von den Quakern und ihrer Mentalität von Freundlichkeit und Offenheit. Die Straßen sind leerer (da die Bevölkerungsdichte auch ca. ein drittel so hoch ist wie die von New York) und in vielen Teilen mit Bäumen gepflastert. Aber wir werden sehen, was ich in drei Monaten über die beiden Städte schreibe.

Heute waren habe ich das Time Square, Bryantpark, Carnegiehall, Rockefellercenter (mit der Metropolitan), das Empirestate Building und Macys gesehen. Wir waren in einem Restaurant essen. Hamburger natürlich, mit french fries (normale Pommes) und haben in einem Café Dessert zu uns genommen. Abends waren wir in noch im Theater. Es war ein richtig tolles Stück "André & Dorine". In dem Stück gab es keinerlei Dialoge und die drei Schauspieler trugen Masken. Es ging um ein altes Ehepaar. Die Frau bekam Altzheimer. Es ging um alternde Liebe, um die Krankheit und wie die Familie mit ihr umgeht. Es war sehr gut. Die Truppe war spanisch. Sie waren auf der Endstation ihrer Welttournee. Danach haben wir ein Cab (Taxi) zum Bahnhof genommen und sind dann nach Hause.

So jetzt gehe ich mal ins Bett. Morgen muss ich früh raus, weil ich zum Friendsmeeting (das Treffen der Quäker) mitgenommen werde.

Gute Nacht euch allen,

Zeno

Freitag, 14. September 2012

Countryside

Der Tag begann für mich (mal wieder) um halb sieben. Aufstehen waschen, kurz was schreiben und dann um ca halb acht haben ich und Fabiola einen Kuchen gebacken, für Julius, der heute Geburtstag hat. Leider hatten wir kein Backpulver, deswegen wurde aus unserem Marmorkuchen ein Kuchenkonzentrat.

Etwas später ging dann das Vorbereitungsprogramm weiter. Erst gab es ein Quiz zu den USA. An der stelle möchte ich mal erwähnen, dass ich Quiz doof finde. Der vordergründige Wettbewerbsgedanke und diese bescheuerten Fragen. Wie in der Schule. Wer holt sich bitte freiwillig die Abfrage des Lehrers ins Haus? Nach dem Quiz kam dann ein guter Freund von Mark (Politologe an irgendeiner University) und wir haben über "current issues" (aktuelle politische Themen) gesprochen. Das Problem an dem ganzen war, dass ich unglaublich müde war. Ich hatte nur fünf Stunden geschlafen und war geschafft von den letzten drei Monaten. So habe ich ungefähr ein drittel der Diskussion mitbekommen und ab dann nur vor mich hingedöst. Nach der Diskussion bin ich einfach im Sessel geblieben und schlief so ca. eine Stunde. Danach war ich richtig am Ende. Alle fragten ob es mir gut ginge und mein sehr mitgenommenes "Mhm" hat sie in ihrer Sorge, glaube ich, nur bestärkt. Aber gegen Nachmittag ging es dann wieder. Um diese Zeit kamen unsere Gastfamilien, um uns abzuholen. Eigentlich wurde mir gesagt ich käme zu meinem Vermieter, dem war leider nicht so. Ich bin jetzt bei einem älteren Ehepaar außerhalb von Philadelphia (ca eine dreiviertel Stunde mit dem Auto) untergebracht. Erst war ich etwas verärgert, da dieses ewige aus dem Koffer leben unglaublich nervt. Ich wechsle kaum die Klamotten, weil ich dann den Koffer ausräumen müsste. Ich habe Mühe das bekloppte Ding zu zu kriegen, geschweige denn anzuheben und die Tatsache, dass die Klamotten mit der Zeit anfangen alle etwas komisch zu riechen macht es auch nicht besser. Aber jetzt bin ich froh hier gelandet zu sein.

Die beiden haben deutsche Vorfahren und haben auch immer wieder in Deutschland gelebt. Sie sind Quaker und werden mich am Sonntag zum Quakers Meeting mitnehmen. Sie leben auf dem Land und bauen viel Obst und Gemüse an. Sie haben zwei Hühner, eine Katze und einen Kräutergarten. Sie essen sehr saisonal und immer frisch. Es ist wunderbar. So unglaublich ruhig und entspannt. Nach ungefähr drei Wochen, in denen ich mir das Zimmer mit anderen teilen musste, immer unter Strom stand und vor allem in der letzten Woche, wo es fast nur fettiges und nicht-frisches Essen gab, ist das hier ein wahrer Ruhepol. Heute haben wir gegarten Fisch, eine Art Kürbis mit Pesto, Mais und Salat gegessen. Alles frisch und vor allem der Mais absolut göttlich. Zum Nachtisch gab es eine unglaublich leckere Frucht, deren Name mir ebenfalls entfallen ist (ich bin so müde, dass ich einfach alles vergesse). Die beiden sind so ruhig und entspannt, typisch Rentner halt, und das tut gut. Ihr Haus ist, für amerikanische Verhältnisse, winzig aber sehr schnuckelig aber das Grundstück, für amerikanische Verhältnisse, normal.

An dem Punkt vielleicht mal etwas den USA an sich.
Die USA sind das Land der gewaltigen Vielfalt. Das zeigt sich schon am Essen. In Philly gab es hauptsächlich fettiges, reichhaltiges und teures Essen. Hier auf der "Countryside" gibt es viel frisches Gemüse zu sehr humanen Preisen. Es ist wirklich gut (ich muss nochmal den zuckersüßen Mais betonen) und wird in der Region angebaut.
Ein weiteres Markenzeichen der USA ist die Größe. Alles ist zwischen zwei und zehnmal so groß wie in Europa. Die Klos ca doppelt so groß, die Grundstücke locker zehnmal. Um jeden Shop hier gibt es die fünffache Fläche des Shops an Parkplätze.
Ein weiteres Markenzeichen der USA ist die Freundlichkeit. Die Amerikaner sind wahnsinnig hilfsbereit und zuvorkommend. Wenn man im Supermarket vor dem Käse steht und sich überlegt, welchen man nehmen soll, erzählt einem die Omi nebendran, welchen sie warum am liebsten mag. Es ist unglaublich einfach toll.
Was ich persönlich festgestellt habe ist, dass vieles in den USA auf den ersten Blick nicht besonders hübsch aussieht aber je länger man es betrachtet wird es schöner und schöner. Zum Beispiel das Haus meiner Hostfamily. Auf den ersten Blick erschien es klein und gestopft aber jetzt ist es gemütlich, lebendig und voller herzlicher Wärme. Es ist ein echtes zu Hause. So geht es mir mit vielen hier. Erstaunlich.

Naja. Ich muss jetzt schlafen gehen. morgen werde ich mitgenommen nach New York. Euch allen eine gute Nacht,

Zeno

Rituale und Warm ups

Tut mir Leid für das etwas verspätete Posting aber gestern Abend haben wir unseren Bustop verpasst und sind dann bis zur Endstation gefahren und von dort etwas zurück, mussten dann aber trotzdem ziemlich lange laufen. Bis ich dann Essen gekocht und wir den Bear March, ein ultralustiges "Ritual" hier, hinter uns gebracht haben war ich einfach zu müde.

Gestern war unser erster richtiger Seminartag. Er begann mit einer kleinen Vorstellung der Quaker. Die Quaker sind eine sehr interessante Glaubensgemeinschaft. Sie glauben, dass Gott in einem jeden von uns steckt und Priester oder ähnliches deswegen nicht von Nöten sind. Sie haben mehrere Grundprinzipien, alle kriegt ich jetzt spontan nicht zusammen und vor allem wie sie auf Englisch heißen aber die für mich wichtigsten sind:

Toleranz und Pazifismus. Die Quaker respektieren jeden Mensch und jede Lebensform. Sie haben sich für die Gleichberechtigung der Frauen, der Schwarzen und der Schwulen eingesetzt und inzwischen ist Umweltschutz für sie ein Teil ihres Glaubens. Das tolle dabei ist, dass das ASF Länderbüro, also mein Arbeitsplatz, im Friendscenter, einem Gebäude der Quaker steht. Dort werden zum Beispiel die Papierhandtücher kommpostiert und das Gebäude ist CO2 neutral.

Als Beginn unseres Freiwilligendienstes haben wir einen kleinen Quaker Gottesdienst abgehalten. Diese sind wirklich beeindruckend. Die Quaker sitzen in einem großen Raum mit Bänken und sonst eigentlich nichts drin, und schweigen, in unserem Fall eine viertel Stunde. Sie hören sich selbst zu und so dem Göttlichen in ihnen und wenn dieses Göttliche ihnen etwas eingibt dann stehen sie auf und teilen es der Gemeinde mit. Wir saßen also da und haben eine viertel Stunde geschwiegen. Es hatte etwas sehr meditatives und entspannendes. Ich muss sagen die Quaker sind mir von ihrem Gedankengut sehr sympathisch.

Ach so etwas ganz interessantes ist vielleicht noch, dass der Gründervater von Pennsylvenia und Philadelphia, William Penn ein Quaker war. Auf der Spitze des Rathauses (ein wunderschönes Gebäude) steht eine Statue von ihm die die Hand segnend über die Stadt hält.

Nach dem Quaker Gottesdienst haben wir mal wieder ein paar Warm ups gemacht. Wir haben uns gegenseitig interviewt und vorgestellt. Wir haben Meinungsbildner gemacht und und und. Nach diesem Jahr werde ich wohl sämtlich Warm ups kennen die es überhaupt gibt.

Später nachmittags sind wir dann etwas essen gegangen in dem reading Terminal. Ein stillgelegter Bahnhof in der Mitte Phillys, der zur Markthalle umgebaut wurde. Mega cool. Es gibt alles aber leider ist alle auch recht teuer (typisch Center halt). Ich habe Penne für $10 Dollar gegessen. Wirklich lecker aber ich muss mich in Zukunft stärker einschränken mit dem Essen, weil mir sonst das Geld ausgeht.

Nach der Break kam eine ältere Amerikan jewish Lady und hat uns von den jüdischen Feiertagen erzählt. Gerade eben ist jüdisches Neujahr und deswegen haben wir Äpfel mit Honig von ihr bekommen und sie hat uns erzählt, wie man Neujahr bei den Juden feiert.

Ja das war mein Tag gestern. Heute gehen wir in die Hostfamily. Dann habe ich hoffentlich etwas Zeit, was ausführlicheres zu schreiben.

Viele liebe Grüße und einen schönen Tag euch allen,

Zeno

Donnerstag, 13. September 2012

Philadelphia erster Aufzug



Leider ging mein Internet gestern Abend nicht mehr, deswegen poste ich das erst morgen früh. 

Heute war der erste Seminartag. Begonnen hat alles um 6.00. Genau um die Uhrzeit bin ich dummerweise aufgestanden. Um den Jetlag zu vermeiden bin ich gestern extra bis 22.00 aufgeblieben, was nicht einfach war, da ich dann so ca. 36h ohne tiefen Schlaf auskommen musste. Blöderweise habe ich mir kein Wecker gestellt und als dann die Anderen um sechs aufgewacht sind, dachte ich es sei schon acht und ich müsse aufstehen. Naja. Dafür hatte ich dann Zeit um ein paar Leuten in Facebook zu schreiben. Gegen Acht habe ich dann zusammen mit Alex das Frühstück hergerichtet. Es war ein Tisch voller Essen und alles war in Plastik eingepackt. Von den vorgeschnittenen Bagels, über die Butter bis hin zu den Äpfeln. Ich habe mir ein Erdnusbutterbagel gemacht. Dieser lag mir auch relativ lange im Magen.
 
Nach dem Frühstück haben wir dann mitgeteilt bekommen wie das Länderseminar ablaufen wird und wir haben unser Geld für diesen Monat bekommen. $102… Ich habe heute allein $10 ausgegeben. Ab morgen muss gehaushaltet werden. Aber ich glaube das geht nicht. Ich muss mir noch ein Handyvertrag, ein Bankkonto, Unterwäsche und zwei Adapter kaufen. Aber das werde ich glaube ich alles mit meiner tollen Visakarte zahlen.
Naja auf jeden Fall sind wir nach der Besprechung in die Innenstadt gefahren und haben dort unsere Tagesaufgabe bekommen. Wir wurden in kleine Gruppen aufgeteilt, bei uns zu fünft. Wir haben irgendeinen nutzlosen Gegenstand bekommen und sollten ihn auf einer festgelegten Route durch Philly gegen etwas anderes eintauschen und immer weiter tauschen. Wir haben Southcity bekommen. Also sind wir mit der etwas runtergekommenen und gruseligen U-Bahn runtergefahren und dort rumgelaufen. Zuerst haben wir Anthony getroffen, der hat uns erstmal ewig zugequatscht und uns für unseren Nippes ein Armband gegeben. Darüber hinaus hat er uns zu Pags geschickt. Das ist ein Fastfood Restaurant. Dort gibt es die besten Cheesestaeks in ganz Philly. Cheesesteak ist ein Steak, das klein geschnippelt wird in ein Brot getan und Cheesesauce drüber. Es ist wirklich super lecker aber leider hat es $10 gekostet. Das lustige an Pags ist, das genau gegenüber ein exakt gleiches Restaurant ist (den Namen habe ich vergessen) und die beide sind sich Spinnefeind.
Nach dem wir sehr füllend gegessen hatten sind wir weiter zu einem Brunnen gelaufen und dort direkt in den Stand der Dutch. Die Dutch sind Amish, die immer wieder nach Philly fahren und dort ihr Gemüse verkaufen. Alles Bio und ungespritzt. Dort haben wir Sheila getroffen, die zwar nichts zum tauschen hatte aber sich mit uns unterhalten hat. Sie war ebenfalls nach der Schule im Ausland und zwar in Israel und in Europa und in Indien. Eine sehr Dame. In einem naheliegenden Blumenladen haben wir das Armband, dann gegen ein komisches Dinggetauscht, das extrem schwer weiter zu tauschen. Aber nach viel zurück gelegten Weg und viel Gerede haben wir das Teil gegen ein Zollstock eingetauscht. Diesen bekamen wir leider nicht mehr los.
Während des vielen Gelaufes haben wir einiges von Philly gesehen und ich kann sagen. Ich liebe diese Stadt. Sie ist in vielen Gegenden unglaublich schön. Die Menschen sind total nett und sympathisch und es gibt so unglaublich viel zu entdecken. Dieses Jahr wird absolut wunderbar. Mehr zur Stadt will ich aber erst schrieben, wenn die anfängliche Euphorie etwas abgeklungen ist und ich die ganzen Eindrücke etwas mehr verarbeitet habe.
Als wir dann wieder im Hostel waren, habe ich mit noch ein paar Leuten gekocht. Es tut gut endlich mal wieder zu kochen. Außerdem wurde mir vorhin gesagt, dass ich unser Hostweekend (also das kommende Wochenende, welches wir in einer Gastfamilie verbringen werden) vermutlich bei meinem zukünftigen Vermieter haben werde und dann schon einziehen kann. Ach das Leben ist so schön hier.
So ich geh jetzt mal schlafen und morgen früh wird ich mal ein bisschen skypen mit meiner Mama.
Gute Nacht und träumt was Schönes,

Zeno

Dienstag, 11. September 2012

Müdigkeit, Endorphine und ein Schulbus

ICH BIN DA!!!!!

Ich bin tatsächlich angekommen. Alles hat so perfekt geklappt es ist der Wahnsinn. Allgemein hat in dem dreiviertel Jahr Vorberitung so ziemlich alles perfekt geklappt. Angefangen damit, dass ich mein Wunschprojekt bekam, über den Verkauf der alten Viola und den Job bei Telefunken bis jetzt zum Flug.

Gestern Abend habe ich die ganze Nacht durchgemacht. Es war die Abschlussparty des Seminars und alle (außer mir und noch einer Hand voll Leute) haben getrunken wie ein Loch. Es war gegen zwei Uhr morgens ganz nett die Besoffenen beim ins Bett torkeln zu beobachten. Um fünf Uhr morgens dann bekamen wir unsere Pässe und Flugunterlagen und wurde mit dem Bus nach Tegel gefahren. Da gings los. Warten udn einchecken. Mein Puls lag bei 300. Ich war furchtbar aufgeregt, ob mein Augenstern mit in den Flieger kann. Es war gar kein Problem, die Beamten am Schalter haben gar keine Notiz von ihr genommen. Das war einer der schönsten Erlebnisse in meinem Leben. Von einem Glücksgefühl beflügelt bin ich in den ersten Flieger nach Düsseldorf ein gestiegen und habe tief und fest geschlafen. In Düsseldorf war dann Umsteigen angesagt. Ebenfalls ganz unproblematisch und nach einer gefühlten ewigen Wartezeit saßen wir im Flieger nach Newark. Dieser Flug war super luxuriös. Wir haben Decken und Kissen bekommen. Haben gratis Trinken gekriegt und es gab genug Bordfilme um drei Mal um den Globus zu fliegen. Dazu gab es Bordessen. Gulasch. Leider, leider habe ich das etwas eiegnwillige Gulasch nicht so besonders Vertragen und mir wurde sehr übel. Die Turbulenzen haben ihren Teil dazu beigetragen. Gegen 14.40 Ortszeit landeten wir dann.

Aussteigen und dich der Bürokratie stellen war dann das nächste. Alles hat superst geklappt. Alle haben ein Ein-Jahres-Visum bekommen und weil ich das Gastgeschenk im Formular nicht angegeben hatte mussten auch meien Koffer nicht durchleuchtet werden. Draußen erwartete uns Mark (mein Supervisor und der Landesbeauftragte von ASF für die USA) uns schon, mit einer großartigen Nachricht. Anstatt mit dem Bus rum zugurken wurden wir von einem amerikanischen Schulbus vom Flughafen nach Philly gebracht. Ein tolles Erlebniss. Mit dem Shculbus über eine 8-spurige Autobahn zu fliegen. Das Hostel selber ist einerseits mega toll andererseits furchtbar. Wir sind zu neunt auf dem Zimmer und haben ein äußerst kaltes Bad. Gleichzeitig sind die Gesellschaftsräume unglaublich shcön und äußerst luxuriös (für Jugendherbergen Verhältnisse). Ich werd die Tage mal ein paar Bilder hochladen.

Ich entschwinde jetzt mal duschen und so. Viele liebe Grüße AUS DEN USA!!!!

Zeno

Montag, 10. September 2012

International Airport

So in acht stunden ist es so weit. Dann bin ich endlich auf dem Weg in die Staaten. Wir hatten jetzt gerade eine kleine Abschluss Veranstaltung und jetzt gerade steigt eine rießige Party in der Kapelle. Ich bin zwar nicht direkt in Feierleuna aber ich denke ich werde mich zu den anderen gesellen und vieleicht ein bisschen quatschen oder etwas in der Richtung. 

Ich gehe mal stark davon aus, dass ich in dem Youth Hostel, in dem das Länderseminar stattfindet W-lan habe aber ich weiß es nicht genau. Sobald ich Zeit habe berichte ich mal , was in den Staaten so abgeht.

Viele liebe Grüße und wünscht mir Glück morgen beim Fliegen,

Zeno

Sonntag, 9. September 2012

Glauben



 Heute am vorletzten Seminartag sind alle Freiwillige, in Gruppen von Vieren, in Entsendungsgottesdienste in Berlin geschickt worden. Ich bin kein gläubiger Mensch und deswegen stand ich dem etwas skeptisch gegenüber. Aber eigentlich war es wirklich schön. Der Pfarrer war sehr freundlich und locker. Es wurde viel gesungen, es gab einen Bläserchor und der Organist war phantastisch. Die Kirche war wunderschön. Ein moderner schmuckloser aber durch seine Gradlinigkeit und Größe wirklich schöner Bau. Die Gemeinde war im Schnitt über 65 und bestand aus maximal 30 Leuten.
Gestern Abend hat Eva (eine sehr nette Freiwillige, die nach Frankreich gehen wird) etwas gesagt, dass mich sehr berührt hat. „Wer nicht glaubt, glaubt an die Musik“. Ein Zitat mit dem ich mich sehr gut identifizieren kann. Zu Beginn der Kursstufe haben wir Gregorianik durchgenommen und in unserer ersten Stunde zu diesem Thema sind wir in die Kirche in Weinsberg gegangen. Dort hat unsere Lehrerin zu uns gesagt „Stellt euch vor, ihr lebt vor siebenhundert Jahren. Es gibt weder Instrumente noch Notation. Ihr geht jeden Sonntag in die Kirche und dort singen euch die Mönche etwas vor. Mehrstimmig“. Daraufhin hat sie uns Musik vorgespielt (irgendeinen gregorianischen Gesang). Es war einfach unfassbar schön. Es hatte etwas unglaublich schönes und zartes an sich. Die Musik war wahrhaft göttlich. Wie gesagt ich glaube nicht an Gott aber in diesem Moment habe ich etwas wahrhaft Göttliches erlebt. Das war das erste Mal, dass es mir so ging. Seit dem habe ich öfters solche Momente. Das letzte Mal im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie. Dieses Zitat fasst dieses Gefühl, so finde ich, wirklich gut zusammen.
Abgesehen von diesen Erlebnissen habe ich heute auch noch eine Stadtführung in Neu Köln gehabt, mit einer Stadtteil Mutter. Das sind Frauen mit Migrationshintergrund die sich in ihrem Stadtteil als Beraterinnen für Familien engagieren. Sie helfen Familien mit Migrationshintergrund, die häufig kein Deutsch sprechen. Es war wirklich interessant, da sie Neu Köln gezeigt hat wie sie es erlebt hat und auch nette Geschichten zu erzählen wusste über ihren Kiez.
Jetzt werde ich vermutlich die anderen Freiwilligen aufsuchen und noch ein bisschen quatschen.
Schöne Nacht euch allen und träumt was Schönes,

Zeno