Heute war der erste Tag an dem ich ohne einen konkreten Plan
aus dem Haus gegangen bin. Ich habe mir heute Morgen einfach Davids Fahrrad
genommen und bin mal in Richtung Old City gefahren. Meine Super tollen
Kopfhörer in den Ohren und diesen etwas wackeligen gelben Fahrradhelm auf den
Kopf. Angekommen bin ich in der South Street. Ich bi sie bis zum Ende also bis
zum Fluss gelaufen. Auf dem Weg bin ich an vielen netten kleinen Esoterikläden
vorbei gekommen die abwechselnd Räucherstäbchen, Duft Öl und Heilsteine
verkauften. Wobei die Dekoration immer gleich war. Am Ende der South Street
angekommen, bin ich am Fluss entlang gegangen, als ich allerdings feststellte,
dass am Fluss nur die Interstate (so was wie eine Landstraße) entlang verläuft
bin ich einfach in Richtung Central City gelaufen. Angekommen bin ich dann in
Society Hill, in den Arkaden, in denen jeden Samstag Schmuck, Bilder und
Dekoartikel verkauft werden.
Zu Society Hill. Als Philadelphia gegründet wurde, siedelte
sich auf Grund der tollen Lage (zwei große schiffbare Flüsse, Wälder und
Erzvorkommen in der Nähe) die London Trading Society an. In den Anfangszeiten
florierte diese Gesellschaft und viele der Mitarbeiter siedelten sich in einer
Gegend an. Allerdings waren die amerikanischen Handelsgesellschaften nicht fern
und nach ca. 40/50 Jahren ging die London Trading Society insolvent. Das
einzige was sie zurücklies, war der Name für die Nachbarschaft und viele
Wohnhäuser mit gigantischen Lagerkellern. Die Nachbarschaft verfiel aber nicht
sondern es siedelten sich (auf Grund des hohen Lebensstandards) hohe
Persönlichkeiten wie Jefferson und Washington an. Heute ist Society Hill
zusammen mit Washington Square eine der reichen und schönen Gegenden von
Philly. Alte sehr gut restaurierte Häuser, junge Familien, kaum Kriminalität
und Straßenfeste (die den Verkehr regelmäßig zu erliegen bringen).
Als ich dann Society Hill zur Genüge erkundet habe, bin ich
zurück zu meinem Fahrrad und dann nach Washington Square geradelt.
Eines zu Philly als Fahrradstadt. Es stimmt Philadelphia ist
eine Fahrradstadt. Relativ, flach, viele Radwege, viele Möglichkeiten zum
Anketten und rücksichtsvolle Autofahrer. Wenn man das Rad nimmt ist
Philadelphia auch gar nicht so groß beziehungsweise Center City. Wobei ich
anmerken muss ich bin der langsamste Fahrradfahrer in der Stadt gewesen. Selbst
ein stark übergewichtiger Mann hat mich mit einem müden Lächeln überholt aber
heute habe ich ja nur die Stadt erkundet…
Zurück zum Washington Square. Diese Nachbarschaft heißt so,
weil dort ein großer Park, der Washington Park ist. Ich bin ganz entspannt rum
gelaufen und habe die wunderbare Nachbarschaft erkundet, die netten Restaurants
und verhältnismäßig billigen Läden, wobei mir die Häufung der Regenbogenflaggen
nicht auffiel. Erst als ich vor einem Infoschild stand auf dem erklärt wurde
dass dies hier die Gayborhoud sei, also die schwule Nachbarschaft. Philadelphia
hat eine recht große Schwulengemeinde, diese hat sich im Washington Square
angesiedelt. Eine wirklich schöne Gegend genau wie Society Hill. Danach habe
ich mich dann mit meinem Lunchpaket in den Washington Park gesetzt. Da kam ein
Anruf von Johanna, einer Mitfreiwilligen, ob wir uns nicht treffen wollen, sie
seien auf dem Weg in die Stadt aber sie will sich vorher noch einen Laptop
kaufen. Um die Wartezeit zu überbrücken bin ich einfach quer durch die Stadt
gefahren zum Loganpark. Auffällig an dem waren, dass da auf einen Schlag so
viele, so extrem gute, klassische Musiker, im Park spielten. Mit einem leisen
Verdacht bin ich dann durch den Park gelaufen und was steht da vor mir. Das
Curtis Institute of Music. Wunderbar!!! Natürlich bin ich gleich rein gestürmt.
Abgesehen von der Eingangshalle darf man als Besucher nichts ansehen aber diese
war sehr eindrucksvoll. Ich habe natürlich alles an Flyern mitgenommen was da
rumlag. Das Curtis hat ein unglaubliches Talent sich zu vermarkten. Es
veröffentlicht seine eigene Zeitschrift. Hat eine Webseite, von der sich
deutsche Profiorchester noch eine Scheibe abschneiden könnten. Ist in YouTube
mit einigen tausend Videos präsent. Es hat eine eigene Facebook Seite und eine
App (die ich allen nur wärmsten empfehlen kann, die Musik da ist gratis und
absolut superst).
Nach dem Curtis bin ich dann einfach noch ein bisschen vor
mich hingeradelt. Als ich dann an einer roten Ampel stehen bleibe entdecke ich
auf einmal eine Metallgeige in der Luft. Ich bleibe natürlich sofort stehen um
Bilder zu machen und was entdecke ich dabei. Zu der Metall Geige gehört eine
Geigenbauerwerkstatt die zwar heute zu hat aber immerhin hab ich jetzt schon mal
eine Adresse zu der ich gehen kann, wenn was sein sollte.
Nach einer weiteren dreiviertel Stunde Rumgefahre, kehre ich
dann nach Hause zurück und genehmige mir ein Bad. Was für ein Luxus so ein
eigenes Bad doch ist. Nach dem sehr erholsamen Bad wird dann schön geübt, ohne
Notenständer. Als die Rückenschmerzen, vom komisch da stehen dann zu groß
wurden, hat Johanne nochmal angerufen. Es ist relativ schwierig einen Laptop zu
bekommen aber wir treffen und jetzt zum Abendessen bei mir daheim.
Dafür muss ich jetzt noch ein bisschen was machen. Euch
allen eine gute Nacht,
Zeno
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen