Heute Morgen hätte ich rein theoretisch mit meinem neuen Fahrrad
zur Arbeit fahren können aber ich dachte. Hm es hieß es soll regnen lauf mal
lieber bevor du wieder so nass wirst wie gestern. Tja leider kam heute kein
Tröpfchen runter.
Naja egal. Als ich dann im Büro war habe ich den Vormittag
mit dem Aussortieren von Briefen zugebracht. Diese Briefe sind für Leuten,
denen wir Newsletter geschickt haben, die allerdings zurück kamen. Da es sich
dabei um mal locker 200 Briefe handelte und ich bei jedem einzelnen in der
Datenbank vermerken musste, dass die Adresse falsch ist, war ich um halb zwölf
immer noch nicht fertig. Da sind wir dann aber zu Lisa, meiner zweiten
Supervisorin für die Altenarbeit. Als wir dann dort ankamen mussten wir erst
mal in der Lobby warten. Dort habe ich dann mit meiner praktischen Bank of
America app meinen Kontostand abgerufen und da stand etwas von - $770. Mein
Herz blieb stehen. Wenn jetzt das Geld für einen Monat weg wäre hätte ich
riesige Probleme.
Mit diesem wunderbaren Gedanken habe ich Lisa kennen
gelernt. Sie ist eine ca 1,60m große Frau. En Energiebündel. Sie plappert wie
ein Wasserfall, ist unglaublich nett und der perfekte Mensch für ihre Arbeit.
Sie hat mir gleich gesagt, dass sie mich einmal im Monat mit mir zum Dinner
treffen wird, um sicher zu gehen, dass es mir gut geht. „It`s my mother instinct, you know I’ve three
children and two oft hem are in the same age, so I can`t help myself I need to
be sure you are okay” Sie hat mir so grob erklärt, was ich alles machen werde. Es
wird glaube ich so ähnlich wie das betreute Wohnen in Leingarten.
Lisa hat Mark und mich noch zum Essen eingeladen. Wir waren
in einem Diner. Es ist die amerikanische Variante eines Besens. Nicht gehobenes
aber gutes Essen, eine nette Atmosphäre und mehr oder weniger freundliche
Kellner. Ich habe ein Pizzasteak gegessen. Ein Cheesesteak mit Pizzasauce.
Nach dem Essen haben sich Lisa, ich und Mark noch über
Politik unterhalten. Es ist schon erstaunlich. In Amerika ist Politik viel
stärker mit Religion verknüpft. Die Politiker sprechen von Gott und
christlichen Werten. Allgemein ist die Politik hier viel emotionaler als bei
uns. Die Kampangen zur Präsidentschaftswahl sind unglaublich kitschig. Solche
Wahlwerbung gibt es in Deutschland gar nicht. Wobei mir gesagt wurde, dass
Philly von dem Wahltheater ziemlich verschont bleibt, weil es eh fest in der
Hand Obamas ist. Aber ich bin gespannt, wenn die Wahl in die heiße Phase
eintritt.
Zurück im Büro habe ich mich dann abwechselnd über den
furchtbar langsamen Computer geärgert und alte Projekte gesucht und auf die
Webseite verlinkt und Katharina hat Cheesecake mitgebracht. Er war ausnehmend
lecker.
Auf dem Rückweg habe ich dann Halt in der Bücherei gemacht
und nochmal ein bisschen rumgestöbert. So nach und nach blicke ich durch.
Außerdem habe ich heute festgestellt, dass diese Bibliothek ungefähr so viele
Noten hat, wie die Heilbronner Bücherei insgesamt Medien. Ich habe nämlich
gelernt, dass man an drei viertel der Noten nicht rankommt sondern sie aus
einem, 40 Jahre alten Katalog raussuchen muss und sie einem dann gebracht
werden. Ich habe mich so wichtig gefühlt.
Naja ich gehe jetzt noch üben und dann schlafen.
Gute Nacht und viele liebe Grüße,
Zeno
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