Freitag, 14. September 2012

Countryside

Der Tag begann für mich (mal wieder) um halb sieben. Aufstehen waschen, kurz was schreiben und dann um ca halb acht haben ich und Fabiola einen Kuchen gebacken, für Julius, der heute Geburtstag hat. Leider hatten wir kein Backpulver, deswegen wurde aus unserem Marmorkuchen ein Kuchenkonzentrat.

Etwas später ging dann das Vorbereitungsprogramm weiter. Erst gab es ein Quiz zu den USA. An der stelle möchte ich mal erwähnen, dass ich Quiz doof finde. Der vordergründige Wettbewerbsgedanke und diese bescheuerten Fragen. Wie in der Schule. Wer holt sich bitte freiwillig die Abfrage des Lehrers ins Haus? Nach dem Quiz kam dann ein guter Freund von Mark (Politologe an irgendeiner University) und wir haben über "current issues" (aktuelle politische Themen) gesprochen. Das Problem an dem ganzen war, dass ich unglaublich müde war. Ich hatte nur fünf Stunden geschlafen und war geschafft von den letzten drei Monaten. So habe ich ungefähr ein drittel der Diskussion mitbekommen und ab dann nur vor mich hingedöst. Nach der Diskussion bin ich einfach im Sessel geblieben und schlief so ca. eine Stunde. Danach war ich richtig am Ende. Alle fragten ob es mir gut ginge und mein sehr mitgenommenes "Mhm" hat sie in ihrer Sorge, glaube ich, nur bestärkt. Aber gegen Nachmittag ging es dann wieder. Um diese Zeit kamen unsere Gastfamilien, um uns abzuholen. Eigentlich wurde mir gesagt ich käme zu meinem Vermieter, dem war leider nicht so. Ich bin jetzt bei einem älteren Ehepaar außerhalb von Philadelphia (ca eine dreiviertel Stunde mit dem Auto) untergebracht. Erst war ich etwas verärgert, da dieses ewige aus dem Koffer leben unglaublich nervt. Ich wechsle kaum die Klamotten, weil ich dann den Koffer ausräumen müsste. Ich habe Mühe das bekloppte Ding zu zu kriegen, geschweige denn anzuheben und die Tatsache, dass die Klamotten mit der Zeit anfangen alle etwas komisch zu riechen macht es auch nicht besser. Aber jetzt bin ich froh hier gelandet zu sein.

Die beiden haben deutsche Vorfahren und haben auch immer wieder in Deutschland gelebt. Sie sind Quaker und werden mich am Sonntag zum Quakers Meeting mitnehmen. Sie leben auf dem Land und bauen viel Obst und Gemüse an. Sie haben zwei Hühner, eine Katze und einen Kräutergarten. Sie essen sehr saisonal und immer frisch. Es ist wunderbar. So unglaublich ruhig und entspannt. Nach ungefähr drei Wochen, in denen ich mir das Zimmer mit anderen teilen musste, immer unter Strom stand und vor allem in der letzten Woche, wo es fast nur fettiges und nicht-frisches Essen gab, ist das hier ein wahrer Ruhepol. Heute haben wir gegarten Fisch, eine Art Kürbis mit Pesto, Mais und Salat gegessen. Alles frisch und vor allem der Mais absolut göttlich. Zum Nachtisch gab es eine unglaublich leckere Frucht, deren Name mir ebenfalls entfallen ist (ich bin so müde, dass ich einfach alles vergesse). Die beiden sind so ruhig und entspannt, typisch Rentner halt, und das tut gut. Ihr Haus ist, für amerikanische Verhältnisse, winzig aber sehr schnuckelig aber das Grundstück, für amerikanische Verhältnisse, normal.

An dem Punkt vielleicht mal etwas den USA an sich.
Die USA sind das Land der gewaltigen Vielfalt. Das zeigt sich schon am Essen. In Philly gab es hauptsächlich fettiges, reichhaltiges und teures Essen. Hier auf der "Countryside" gibt es viel frisches Gemüse zu sehr humanen Preisen. Es ist wirklich gut (ich muss nochmal den zuckersüßen Mais betonen) und wird in der Region angebaut.
Ein weiteres Markenzeichen der USA ist die Größe. Alles ist zwischen zwei und zehnmal so groß wie in Europa. Die Klos ca doppelt so groß, die Grundstücke locker zehnmal. Um jeden Shop hier gibt es die fünffache Fläche des Shops an Parkplätze.
Ein weiteres Markenzeichen der USA ist die Freundlichkeit. Die Amerikaner sind wahnsinnig hilfsbereit und zuvorkommend. Wenn man im Supermarket vor dem Käse steht und sich überlegt, welchen man nehmen soll, erzählt einem die Omi nebendran, welchen sie warum am liebsten mag. Es ist unglaublich einfach toll.
Was ich persönlich festgestellt habe ist, dass vieles in den USA auf den ersten Blick nicht besonders hübsch aussieht aber je länger man es betrachtet wird es schöner und schöner. Zum Beispiel das Haus meiner Hostfamily. Auf den ersten Blick erschien es klein und gestopft aber jetzt ist es gemütlich, lebendig und voller herzlicher Wärme. Es ist ein echtes zu Hause. So geht es mir mit vielen hier. Erstaunlich.

Naja. Ich muss jetzt schlafen gehen. morgen werde ich mitgenommen nach New York. Euch allen eine gute Nacht,

Zeno

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