Katharina hatte mich vor einer Woche gefragt, ob ich Lust
hätte an einem Passah Fest im jüdischen Museum teil zunehmen. Natürlich habe
ich sofort ja gesagt, obwohl mir die Geschichte von Passah nicht ganz präsent
war. Für alle diejenigen denen es genau so geht eine kurz Version:
Passah ist ein zehntägiges Fest an dem die jüdische Gemeinde
dem Exodus (der Sklaverei und Befreiung) gedenkt. Es sind zehn Tage da an die
Zehn Plagen erinnert wird. Traditionell wird jeden Abend ein Service gehalten
und es wird viel über Freiheit geredet.
Am 4. April 1969 hat eine jüdische Gemeinde zusammen mit
Afroamerikanern einen sogenannten Freedom Seder veranstaltet. Ein Jahr nach dem
Tod von Martin Luther King haben sich Juden und Afroamerikaner getroffen und gemeinsam
über Freiheit reflektiert und die Parallelen zwischen ihren Schicksalen
entdeckt. Gestern wurde im Rahmen des „Philadelphia international Festival oft the
Arts“, einem mehrwöchigen Festival in dem alle möglichen Kulturen kleine und
sehr viele nicht so kleine Veranstaltungen organisieren, ein Freedom Seder wie
eben jener 1969 veranstaltet. Afroamerikaner aus Philadelphia, Mitglieder der
methodistischen Kirche und die jüdische Gemeinde haben gemeinsam ein Abend zum
Thema Freedom veranstaltet. Natürlich mit koscheren Essen und extrem guten
Speakern.
Ich saß an einem Tisch mit Barbara, Katharina zwei älteren
Afroamerikanerinnen, und drei älteren jüdischen Frauen, die vor Energie und
Redelust nur so sprudelten. Da ich eine Stunde zu früh dagewesen bin hatte ich
auch noch Zeit mir das Museum (National Museum of American Jewish History) anzusehen.
Sehr interessant und extrem gut aufgearbeitet. Das Programm selber war
unglaublich interessant und hat thematisch natürlich sehr gut zu meinen Interviews
gepasst. Von den acht Rednern möchte ich vier hervorheben. Einmal wäre da Rabbi
Arthur Waskow. Er war Teil des erst Freedom Seder 1969 und er hat vor drei
Tagen mit 70 weiteren Menschen vor dem Weißen Haus einen Freedom Seder
veranstaltet und fordert Freiheit für unsere zukünftigen Generationen, in dem
wir unsere Umwelt von dem Pharao Großkonzern befreien. Für ihn sind die Großkonzerne
die den Golf von Mexiko mit Öl verseucht haben , die in Afrika den Menschen die
Ernte ruiniert, die zwingt ihre Produkte zu kaufen, der Pharao von dem es sich
zu befreien gilt.
Der zweite war Hon. David Oh, dessen Vater Flüchtling aus
Korea war und der erzählt hat, dass sein Vater nie das Militär kritisierte, da
er als er von Nord nach Südkorea geflohen ist von eben diesen gerettet wurde.
Er ist mit seiner Familie zu Fuß geflohen und nach dem sie ununterbrochen über
Stock und Stein gelaufen sind standen sie vor einem Hügel und waren so schwach und
so entkräftet, dass sie einfach nicht mehr laufen konnten und sie haben sich
hingesetzt und wussten, jetzt werden sie sterben und in eben diesem Moment
kamen amerikanische Gis und haben sie in ihre Lager, in die Freiheit getragen.
Die dritte Person die ich bemerkenswert fand war Deborah
Block. Sie ist eine junge jüdische Schauspielerin, die das Fringe Festival (ein
zwei wöchiges Theater Festival in dem es hauptsächlich um neue experimentelle
Arten des Theaters handelt) in Philly organisiert. Sie hat gesagt, dass sie sich
als Künstlerin immer wie ein Misfit (ein Außenseiter, der nicht in die
Gesellschaft passt) gefühlt hat und dass sie gelernt hat nicht die Gesellschaft
dafür zu kritisieren sondern es ihre Aufgabe ist die Gesellschaft so zu öffnen,
dass sie als Misfit ein Teil davon wird.
Zum Schluss möchte ich den Reverent Mark Kelly Tyler (Ph.D.)
hervorheben. Er ist der Reverent der afroamerikanischen Gemeinde, die anwesend
war, und er hat gesagt, dass unser heutiges Civil Rights Movement sich um die
Bildung dreht, dass der nächste Schritt zur Freiheit der allgemeine Zugang zur
Bildung ist. In Philly werden jetzt ca. die Hälfte der öffentlichen Grund- und Mittelschulen
geschlossen, da die Stadt kein Geld hat und in Camden übernimmt der Staat New Jersey
die Schulen, da der Notenschnitt der Schulen zu schlecht sei, was bedeutet,
dass man all jene Schüler die gut sind (sprich weiß und etwas besser situiert)
in eine Schule steckt und diejenigen die schlecht sind (Schwarze, Hispanics) in
eine andere.
Nach den Reden gab es dann noch ein gigantisches koscheres
Buffet mit tonnenweise Süßem. Es war köstlich und der ganze Abend hat mich meinem
Projekt, mich dem Begriff Freiheit zu nähren, sehr voran getrieben.
Nun muss ich aber mal Arbeiten. Bis dann,
Zeno