Gestern Abend kam Toya zu mir und hat bei mir übernachtet,
da heute das Youth Symposium on the Holocaust war und wir beide dort als Facilitators
mitgeholfen haben. Das Youth Symposium sind mehrere jährliche Veranstaltungen
in Philadelphia und Umgebung, in denen High School Students mit dem Holocaust konfrontiert
werden. Teilweise zum ersten Mal, teilweise haben sie sich aus privatem
Interesse dafür angemeldet. Die Veranstaltung besteht im Wesentlichen aus vier
Programmpunkten. Zuerst sehen die Schüler einen Film über den Holocaust, danach
wird in klein Gruppen kurz über den Film gesprochen, dann kommt ein
Überlebender und spricht zu den Schülern und zu Letzt gibt es einen Keynote
Speaker, der eine Rede über den Holocaust hält.
Das heutige Symposium war in Westchester, was circa eine
Stunde von Philly entfernt liegt. Toya und ich wurden morgens abgeholt und sind
dann während des Films angekommen. Ich habe zuerst meinen Überlebenden
getroffen und mich kurz mit ihm unterhalten. Anschließend haben sich Toya und
ich zu den Students gesetzt und den Film gesehen. Er war furchtbar pathetisch.
Es wurde so stark wie nur möglich auf die Tränendrüse gedrückt. Generell wird
das in den USA immer gemacht, sobald es um das Thema Holocaust geht. Ich denke
das liegt daran, dass der Holocaust für die Amerikaner so abstrakt und
unfassbar ist, dass sie einen möglichst starken Schock benötigen um zu
realisieren was er eigentlich ist. In Deutschland ist der Holocaust praktisch
überall präsent. Jede Region hat eine Geschichte zu erzählen die mit dem
dritten Reich zu tun hat. So war der Weißenhof in Weinsberg (heute eine Klinik
für psychisch erkrankte Menschen) eine Euthanasiestation. Und auch wenn man in
einer Region wie meiner lebt, in der es keine Holocaustüberlebende gibt, so besucht
man doch in ein Konzentrationslager und spätestens dort werden einem die vollen
Ausmaße bewusst. Das alles ist hier in den Staaten nicht möglich. Der Holocaust
stet in Büchern und in Museen aber er wird erst durch die Überlebenden fassbar.
Nach dem Film habe ich meine Gruppe empfangen. Ich habe 20
Minuten mit ihnen kleine Warmups gemacht und sie sich Fragen für den
Überlebenden überlegen lassen. Anschließend kam auch schon unser Überlebender
rein und hat angefangen zu sprechen. Eigentlich hat er nur ganz kurz gesprochen
und ist sehr flott in die Frage und Antwort Runde eingestiegen. Er hat die
Schüler praktisch eine dreiviertel Stunde Fragen stellen lassen. Glücklicherweise
waren die Schüler sehr gut vorbereitet. Eine große Gruppe hat Holocaust
Education in der Schule belegt und war so schon vorbereitet und waren heute
gekommen um einen Überlebenden zu treffen und von ihm zu hören. Sie haben viele
und sehr gute Fragen gestellt. Es war spannend zuzuhören.
Als dann fertig gefragt war, haben wir, also die Schüler,
ich und der Überlebende gemeinsam gegessen und dann habe ich die Schüler zurück
ins Auditorium geschickt um dort die Rede zuhören. Ich musste leider direkt
nach Hause, da meine Mitfahrgelegenheit zurück musste. Aber ich kann sagen, es
war sehr spannend und ich freue mich auf Donnerstag an dem das nächste
Symposium ist.
Zu Hause habe ich dann noch Toya interviewt und bin mit ihr
durch die Stadt gegangen. Es war schön mal wieder ausgelassen mit jemanden zu
quatschen.
Nun ja ich muss jetzt ins Bett. Gute Nacht,
Zeno
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