Sonntag, 23. September 2012

Street Music

Seit zwei Tagen beschäftigt mich die Frage des lieben Geldes. In der vergangenen Woche habe ich sehr, sehr viel ausgegeben. Was nicht weiter dramatisch ist, weil ich damit gerechnet hatte, dass ich am Anfang viel Geld benötige. Aber Tatsache ist, dass ich gerade noch die $50 für David nächste Woche habe bedeutet, dass ich sparen muss.

Um mich von diesem trüben Gedanken abzulenken habe ich mir heute morgen Crêpes nach dem Rezept meiner Mama gemacht. Und siehe da sie sind gelungen. Crêpes gelingen mir sonst nie. Ich finde nie die richtige Konsistenz für den Teig. Heute aber doch. Sie waren sehr lecker und ich hatte sogar drei übrig, die dann gleich als Lunch mitgenommen wurden. Ohne so recht zu wissen wo ich am Sonntag hin sollte bin ich einfach mal in Richtung Schuylkill (so heißt der kleinere Fluss in Philly, der große ist der Delleware) Park gefahren. Der hat sich nicht als Park sondern als große Sportanlage, mit Tennis-, Fußball-, Baseball- und Footballplätzen, entpuppt. Dann bin ich einfach die South Street entlang gefahren und habe an einem Fahrradladen gestoppt, um zu fragen, wie viel das billigste Fahrrad kostet. $400. Eindeutig zu viel! Der Verkäufer hat mich dann zu einem anderen Laden geschickt mit billigeren Fahrrädern. Dort kostet das billigste $200 mit der Option, dass sie das Fahrrad am Ende des Jahres für die Hälfte des Preises zurück kaufen. Aber um ehrlich zu sein sind mir $100 schon zu viel. Das sind immerhin 70/80€. Geld was ich gut gebrauchen kann. Um meine Stimmung noch weiter zu heben sind meine Crêpes ausgelaufen, bzw. die Marmelade auf den Crêpes.

Etwas genervt bin ich dann nach Hause und habe meine Tasche in die Waschmaschine geschmissen. Während ich dasaß und meine restlichen Crêpes aß, überlegte ich, ob ich einfach üben sollte. Dann würde ich wenigstens etwas sinnvolles tun und um es mal auszuprobieren habe ich beschlossen, das in einem Park zu tun. Also Bratsche geholt, eine Tasche mit ein paar Kleinigkeiten gepackt und los geht es zum Washington Square.

Anfänglich war es mir doch recht unangenehm in der Öffentlichkeit zu üben aber als mir dann ein Kind den ersten Dollar in den Kasten warf wurde es besser. Es ist ein schönes Gefühl. Man ist draußen, spielt Viola und die Leute die einem zu hören freuen sich wirklich drüber. Ich habe festgestellt:

  • Nur Leute die sich hinsetzten oder verweilen sind diejenigen, die einem Geld reinwerfen.
  • Geduld zahlt sich aus. Viele werfen erst etwas rein, wenn sie gehen, was durchaus 20 min dauern kann.
  • Die Leute freuen sich auf eine ganz natürliche Weise, wenn sie einem zuhören. Sie bleiben stehen und hören einem zu. Es ist spontan und irgendwie Herzerwärmend.
  • Asiatische Touristen sind schlecht für das Geschäft. Gerade als die Leute auf mich aufmerksam wurden, fuhr eine Kutsche mit einer Gruppe Asiaten vorbei. Die Teenager Tochter hat Fotos gemacht wie eine blöde (sehr sinnvoll, wenn dabei das Objektiv geschlossen ist) und die Eltern haben sich so laut gegenseitig angeschrien, dass man es durch den ganzen Park gehört hat.

Das tollste war, dass ich innerhalb von ca ein einhalb Stunden ca $10 eingenommen habe. Ich habe zwischendurch die Parks gewechselt. Aber wenn ich das ganze zehnmal mache, dann hätte ich mir mein Fahrrad finanziert und die Wettervorhersage für diese Woche meint es soll gutes Wetter werden. Aber ich glaube unter der Woche werde ich nicht so viel bekommen. Aber egal.

Am Montag kommt auch noch mein Notenständer, dann kann ich auch besser spielen. Ach das wird toll.

Als ich dann keine Lust mehr hatte, bin ich zum Museum of Arts gegangen um die Aussicht zu genießen. Das werde ich glaube ich jetzt jeden Abend machen. Es ist so nahe und wirklich überwältigend schön.

Morgen ist mein erster Arbeitstag. Ich freue mich schon.

Viele liebe Grüße,

Zeno

2 Kommentare:

  1. Schön, dass Du Deine Zurückhaltung überwunden hast und im Freien übst... was der Wald in Hirschluch nicht alles bewirkt hat.

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  2. Hallo Zeno,
    ich finde das auch klasse (und wenn man dabei auch noch für sein Talent belohnt wird, in Form von Dollar, dann ist das doch schön) und deine Feststellung hat mir ein Schmunzeln entlockt. Bald wird das Spielen im Freien leider aufhören müssen, denn irgendwann wird es wohl zu kalt dafür, aber bis dahin hoffe ich, dass du deinen Spaß daran hast.
    Ich bin schon sehr gespannt, was dir desweiteren so im Land der unbegrenzten Möglichkeiten (they wish!) noch so über den Weg laufen wird.
    Schön, dass du bisher so gut aufgenommen worden bist und es dir gut gefällt.

    Liebe Grüße zurück
    Michaela (Sigrids Schwester)

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