Freitag, 21. September 2012

The Fickenschers united



Bevor ich von meinem Tag berichte eine kleine Warnung vorab. In spätestens ein, zwei Monaten werden die Berichte abflachen. Im Moment ist die Motivation groß, die Eindrücke neu und die Freude unübertrefflich aber sobald sich der Alltag einstellt wird alles etwas anders. Irgendwann werden die Posts sicher kürzer und weniger mit Aufregung geschrieben sein. Ich nehme mir fest vor auch weiterhin täglich zu posten aber es werden dann vermutlich mehr Berichte aus dem Alltag sein mit relativ unspektakulären Geschichten.

Nun aber zu dem heutigen Tag. Er begann um 10 als ich ganz entspannt meinem riesigen Bett entstieg. Ich bin in die absolut gigantische Küche, habe mir zwei Scheiben halbwegs gutes Brot (das Brot in den Staaten ist phänomenal schlecht) aufgetaut und mit Bree und Äpfeln gegessen. Dazu gab es eine leckere Tasse Cafe aux Lait aus der Espressomaschine von David (die Amis können ebenfalls keinen guten Kaffee kochen). Also ein rundum entspannter luxuriöser Morgen. Gegen eins kamen dann die Fickenschers. Henry und Marie.
 
Dazu eine kleine Geschichte. Als meine Mutter Facebook entdeckte, hat ein Herr Henry Fickenscher sie kontaktiert. In den USA gibt es einige Fickenschers und der Herr Henry Fickenscher freute sich unheimlich eine deutsche Namensgenossin zu finden. Nach viel Korrespondenz, wie meine Mutter zu sagen pflegt, hat sie ihm erzählt, dass ich nach Philadelphia gehe und er freute sich darüber unglaublich, da er ebenfalls in Philly lebt bzw. in einer Suburb von Philadelphia. Nun nach dem ich ein bisschen mit ihm geschrieben habe konnten wir uns endlich einmal treffen
.
Er und seine Frau haben mich von zu Hause abgeholt und wir sind zusammen essen gegangen, in einem guten Restaurant in der Nähe der City Hall. Es war sehr lecker und ziemlich teuer aber wieder wurde ich eingeladen. Henry hat mir bei dieser Gelegenheit auch mein Telefon gegeben. Ich habe jetzt ein absolutes Edelhandy. Ich habe 4G mobiles Internet, absolut superschnell. Ich habe unbegrenzte Anrufe und SMS ins amerikanische Netz und 6GB Datenvolumen. Das Ganze für läppische $10. Das habe ich nur weil Henry einen Vertrag bei Verizon hat, dieser ist Verhältnismäßig teuer aber man kann für $10 Aufpreis Familymembers hinzufügen, die dann ein Handy mit Vertrag bekommen und da ich denselben Nachname habe war das alles gar kein Problem. Ich bin ihm so dankbar, etwas Vergleichbares für mein Handy hätte mich locker $50/$60 gekostet. Ich sehe schon, ich werde total verwöhnt aus diesem Freiwilligenjahr hervorgehen und mich erst mal an das normale Leben gewöhnen müssen. Danach haben sie mich zur South Street gebracht. Dort sollte es angeblich gute Secondhandshops geben. Nun ja. Ich bin auf dem Weg an drei Sexshops vorbeigekommen aber an keinem Secondhandshop. Tatsächlich waren auch die normalen Läden zu teuer für mich. So bin ich auf der Suche nach neuen Klamotten und einem Notenständer durch die Stadt getingelt. Ich war in drei Klamottenläden. Der erste war ein Discounter mit entsprechend hübscher Präsentation der Ware, bzw. ohne Präsentation der Ware. Aber ich habe einen Gürtel für $12 von Tommy Hilfiger bekommen, dieser würde in Deutschland locker das Sechsfache kosten. Dann bin ich in einen etwas teureren Laden, in der Hoffnung halbwegs schöne Sachen zu finden, leider ziemlich erfolglos und zum Schluss bin ich bei Macys gelandet. Das ist so eine Art amerikanisches Breuningerland. Mit freundlichen Service Personal, 10% Ermäßigung für Touristen (die ich mir natürlich sofort geholt habe), Modeshows jede Woche und an Weihnachten gibt es eine Lichtershow, die schon über 50 Jahre alt ist und ein absolutes Highlight der Weihnachtszeit hier sein soll. Etwas ganz besonderes ist die Orgel. Es ist die größte Orgel der Welt und sie wird jeden Mittag gespielt. Eigentlich bin ich zu Macys gegangen um mir die Orgel anzusehen im Endeffekt habe ich zwei Teile gekauft und dabei zwar viel gespart aber noch mehr ausgegeben. Aber in nächster Zeit brauche ich keine Klamotten mehr, deswegen ist das okay.

Etwas schwieriger als die Suche nach schönen Klamotten hat sich die Suche nach einem Notenständer erwiesen. Den ersten Musikladen habe ich in der South Street, unweit des zweiten Sexshops gefunden. Dieser verkaufte übel zugerichtete Geigen (mein Herz blutet immer noch) aber keine Notenständer. Der zweite verkaufte nur LPs, CDs und Blechblasinstrumente und der dritte hatte zwar einen Notenständer aber das war ein kappriges, unhandliches Teil, das man nicht mal auf Augenhöhe stellen konnte. Diesen Müll zu kaufen habe ich dann nicht eingesehen. 

Während dieser Suche bin ich einmal komplett durch Central City gelaufen. Dabei habe ich realisiert, dass ein Fahrrad unheimlich wichtig ist. Allein Central City ist riesig aber mit den Bezirken drum herum, ist Philly absolut gigantisch und ich muss schauen, dass ich mich abseits von Central City bewege, da dieser Bereich doch recht teuer ist. 

Als ich dann nach Hause kam, habe ich für David und mich gekocht. Tunfischpasta. Dabei habe ich John kennen gelernt. Er ist Veganer, etwas esoterisch angehaucht und ebenfalls Künstler. Er ist sehr freundlich und er hat Kunst an der Universität studiert. 

So aber jetzt gehe ich nochmal in die Küche und genehme mir einen kleinen Mitternachtssnack.

Viele liebe Grüße und gute Nacht,
Zeno

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