Montag, 22. August 2016

Die Stadt der brüderlichen Liebe



Heute und gestern bin ich nach drei langen Jahren wieder in Philly gewesen. Ich habe die für mich wunderbarste Stadt der Erde wieder erkundet. Ich war erstaunt wie gut ich mich einerseits zu recht gefunden habe und wie sich die Stadt vor allem Center City verändert hat. Wie in jeder Stadt sind viele Geschäfte die ich damals schön fand inzwischen pleitegegangen und mindestens genau s viele gibt es aber noch. Was mich sehr positiv überrascht hat ist wie sich das Stadtbild von Center City geändert hat. Direkt vor City Hall wurde der Dilworth Park eröffnet mit einer großen Rasenfläche und einem Springbrunnen der voll ist mit spielenden Kindern ist. Viele alte und verratzte Gebäude die heruntergekommen waren wurden abgerissen und neue schickere hingestellt, Love Park wird umgebaut, genauso die Fläche vor der Bibliothek. Alles Bereiche in denen ich mich viel aufgehalten habe.

Gestern war ich zum ersten Mal wieder richtig in Philly drin und habe Sarah und zwei ihrer Cousinen, die zu dritt gerade eine USA Tour machen, die Stadt etwas gezeigt. Wir sind von City Hall zum Reading Terminal Market, dann nach Old City von dort zur South Street und von da dann zum Rittenhouse Square gelaufen. Ich musste nie auf die Karte schauen und wusste immer sehr genau wo wir wann abbiegen müssen und wie lange was braucht. Ich war ganz überrascht von meinem guten Gedächtnis und Orientierungssinn. Es war ganz wunderbar die Orte wieder zu sehen die das wohl schönste und prägendste Jahr meines Leben gezeichnet haben und ich war mal wieder von der Schönheit Phillys überrascht. Unsere Tozr endete in einem meiner Lieblingsrestaurants in Philly dem Hip City Veg, einem Geschäft in dem es nur vegane Sandwiches gibt die aber genau so reichhaltig und sättigend wie ein Cheese Steak sind. Diese Teile der Stadt haben sich tatsächlich fast gar nicht geändert. Vermutlich weil sie schon damals sehr touristisch oder edelsaniert waren und dementsprechend auch keinen Bedarf an Veränderung hatten.

Heute bin ich dann durch South Philly und dann meinen alten Arbeitsweg abgelaufen. Dort hat man die Veränderungen dann deutlich gemerkt. Viele neue Luxusapartments, viele neue schicke Läden, die Parks werden saniert und die Obdachlosen Stück für Stück aus Center City gedrängt. Natürlich ist das einerseits schön die Stadt, da sich damit zeigt, dass mehr Geld in die Stadt kommt und es Aufschwung gibt aber wie üblich heißt Gentrifizierung auch immer das ein Teil der Seele verloren geht. Aber davon ist Philly noch immer weit entfernt. Man wird noch immer andauernd auf den Straßen angeschnorrt. Man zahlt immer noch sehr faire Preise für sehr gutes Essen und Trinken. Die verschiedenen Viertel unterscheiden sich noch immer stark in ihrem Charakter und was mich am meisten gefreut hat die Stadt ist immer noch sehr chaotisch. Zwei schöne Beispiele. SEPTA (South East Pennsylvania Transportation Authority) der Betreiber des öffentlichen Verkehrsnetzwerkes, hat einige neue Züge für die S-Bahnen gekauft und nach einigen Monaten stellte sich heraus, dass die alle einen Defekt haben. Deswegen fehlen jetzt ein Drittel der Züge und der Fahrplan ändert sich täglich, weil permanenter Mangel besteht. Zweites Beispiel ist Love Park. Dessen Zentrum war eine große Fontäne, die zu verschiedenen Anlässen eingefärbt wurde und unter dem Park war ein Parkhaus. Nun hat sich herausgestellt, dass das wohl alles nicht so ganz dicht war und Wasser aus der Fontäne in das Parkhaus eindringt und jetzt muss der komplette Park neu gemacht werden.

Das macht irgendwie die Seele der Stadt aus. Philly ist entspannt und hat viel Charakter. Die Menschen sind für Amerikaner etwas ruppig und der Innenstadtbereich ist nicht komplett edelsaniert und auch nicht überrannt von Touristen sondern noch sehr von den Menschen die dort Leben geprägt, selbst um die Independence Mall (das Touristische Herz von Philly) herum. Es hat sich aber auch viel getan in den letzten Jahren. Philly wurde als erste amerikanische Stadt zum Weltkulturerbe erklärt, der Papst war zu Besuch und die Democratic National Convention war hier. Dazu kommen viele kleine Sachen. Zum Beispiel, dass Frankfurt zur Partnerstadt wurde oder eben neue Parks im Zentrum entstanden sind. Auch das trägt zu einer angenehmen nicht stagnierenden Atmosphäre bei. Kurzum ich habe mich auf ein neues in Philly verliebt.

So morgen zieh ich in mein nächstes Quartier. Jetzt koche ich noch etwas für meinen Host und dann gehe ich glaube ich bald schlafen.

Bis dann,

Zeno

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