Die letzten beiden Tage waren eigentlich schön aber leider
mit zwei großen Enttäuschungen verbunden.
Gestern hatten wir den Vormittag frei. Ich habe dreierlei
Dinge erledigt. Erstens ausgeschlafen. Zweitens Wäsche gewaschen. Drittens
Viola im Wald geübt. Hierbei gab es eine überwältigende Überraschung. Der Tag
war etwas bewölkt und es ging auch ein nicht allzu schwacher Wind. Als ich mich
zum Üben positioniert hatte, blies der Wind ganz zart in die F-Löcher hinein
und durch die Viola, dabei brachte er das Instrument zum schwingen. Mein
wunderbares Instrument gab ganz zarte, leichte Töne von sich. Es war als hätte
meine Viola den unbändigen Wunsch zu klingen und erfüllte sich diesen, von ganz
allein. Ein wunderbares, magisches Erlebnis.
Den Nachmittag über wurden wir über die Geschichte von ASF
informiert und hatten noch einmal eine Persönliche Arbeitsgruppen- Sitzung zu
dem Begriff Sühne. Am Abend kamen dann zwei Herrschaften von der Stiftung
Berlin-Brandenburg und haben mit uns über das Thema Homosexualität geredet. Ich
war ziemlich enttäuscht. Der Vortrag war ganz klar auf Mittelstufenschüler
zugeschnitten. Er bestand aus Stichworten, die in einer PowerPoint Präsentation
angezeigt wurden, zu Themen wie Lesbisch sein, schwul sein, Transsexualität und
Intersexualität. Die Stichworte waren dazu da „Diskussionen anzuregen“. Die
Moderatoren konnten teilweise keine Antworten auf Fragen geben und waren
allgemein nicht besonders informiert. Ich hatte eigentlich damit gerechnet,
dass es um Homosexualität im dritten Reich geht, da das ja Bezug zu ASF als Organisation
hätte und ich finde, dass darüber allgemein sehr wenig berichtet wird. Dazu
kam, dass ich auch praktisch nichts Neues erfahren habe. Ziemlich enttäuschend.
Die zweite Enttäuschung war heute der Workshop. Vor ein,
zwei Tagen haben wir uns in Workshops eingetragen, die heute stattfanden. Ich
habe mich in den Musik Workshop eingetragen. Dieser lief so ab: Wir waren
sieben Leute, eine Ukulele, eine Gitarre, zwei Schlagzeuger, ein Bassist und
zwei Bratschen, darunter mich. Das einzige was in dieser, doch sehr
eigenwilligen Besetzung möglich war, war gemeinsam zu improvisieren und hoffen,
dass dabei etwas rauskommt. Die andern haben auch, den Umständen entsprechend
etwas hinbekommen, nur ich nicht. Ich vermute es gab zwei Gründe. Einmal bin
ich nicht besonders gut, noch geübt im improvisieren. Ich kann ein bisschen
etwas vor mich hin spielen aber es klingt einfach immer furchtbar und oder
langweilig. Und dann hab ich mich einfach nicht getraut, da die einzige Musik
die wir machen konnten eher in Jazz, Pop Richtung ging und ich da auf komplett unbekanntem
Terrain bin. Es war furchtbar, entmutigend und ein herber Rückschlag für mein
Selbstbewusstsein. Es ist eigentlich blöd aber sobald etwas nicht klappt, was
auch nur im Entferntesten mit dem Bratsche spielen zu tun hat bin ich sofort
entmutigt und sobald ich beginne mich mit anderen zu vergleichen fühle ich mich
sofort unglaublich schlecht. Ich glaube ich wäre gar nicht ein so schlechter
Bratscher, wenn ich etwas selbstbewusster auftreten könnte. Aber aus irgendeinem
Grund vertrage ich in dem Bezug sehr, sehr wenig. Naja vielleicht stellt sich
das mit dem Alter (hoffentlich) noch ein.
Ich gehe jetzt mal noch ein bisschen zu den anderen. Viele
liebe Grüße,
Zeno
Trau Dir mehr zu, man muss nicht super sein, denn es gibt immer Menschen, die etwas besser können als man selbst.
AntwortenLöschenAußerdem können Schwächen sich auch in Stärken verwandeln. Weil es einen so tief verletzt hat, arbeitet man intensiv an sich, oft bemerkt man dann selbst nicht, dass man im Laufe der Zeit ein Könner wurde.