In Philly hat es gerade 2° und Schneeregen. Der Wind ist
bitter kalt und ich habe heute zwei Paar Socken angezogen. Morgen werde ich mir
Winterschuhe kaufen. Wir haben erst November, wie wird dann bloß der richtige
Winter aussehen. Nach einem frostigem Marsch durch die Stadt habe ich mich im
Office dann den 450 Einladungen gewidmet die morgen raus gesendet werden
müssen. Mittags kam Barbara, eine Deutsche die Freude am Volontieren hat und ab
und zu vorbeischauen wird um uns zu helfen.
Um halb zwei bin ich dann zu meiner Klientin gegangen. Meine
Mittwochs Klientin ist wirklich süß. Sie macht mir Tee, gibt mir Cookies und
hat vor mit mir vor Weihnachten zu backen. Sie ist eine 96 jährige Lady, hat
zwei Töchter und drei Enkelsöhne, die endlich einmal heiraten sollen. Sie liest
und kocht viel und hört gerne Walzer und Arien. Für sie muss ich nicht
einkaufen sondern einfach nur dasitzen und mit ihr reden.
Sie ist wie man sich eine 96 Jährige vorstellt. Sie hat
gewisse Vorstellungen und von diesen weicht ie nicht mehr ab, so findet sie es
nicht gut, dass eine ihrer Töchter geschieden ist und viel arbeitet. Sie ist
kraftlos, früher ist sie viel in Konzerte und Opern und Ballette gegangen aber
heute ist das für sie nicht mehr möglich. Aber vor allem erzählt sie viel.
Unsere Gespräche laufen in der Regel so ab, dass ich ein paar Worte sage und
sie mir dann erzählt und erklärt aber sie beklagt sich nie. Sie nimmt das Leben
so wie es ist. Etwas was ich wirklich an ihr mag.
Es ist lustig. Ich brauche immer etwas Zeit um mich Menschen
gegenüber zu öffnen. Ich kann Leuten die ich noch nicht lange kenne oder mit
denen ich nicht so viel Kontakt habe nicht viel Persönliches erzählen. Ich kann
es einfach nicht. Aber nach und nach geht es und kommt es auch wie von selbst.
Heute habe ich mit ihr über Religion und ihre Familie gesprochen und über Musik.
Als ich heute nach Hause gekommen bin hatte ich dann Lust
Bohnen und Reis zu machen mit Tomaten und Paprika. David hatte aber schon
nudeln gekocht und eine Dose Tomatensoße aufgemacht. Häufig ist es einfach
praktisch wenn ich nach Hause komme und das Essen ist fertig aber in letzter
Zeit würde ich mich freuen wenn ich einfach nach Hause komme, mich kein Hund
andauernd anbellt (was das Vieh auch nur macht wenn David da ist, wenn er nicht
da ist dann ist der Hund total ruhig. Ich halte das Tier ja für komplett durch
geknallt) und ich mich in die Küche stellen müsste und kochen und meinetwegen
danach auch abspülen. Ich mag das Gefühl mein selbstgekochtes Essen im
Esszimmer mit etwas Musik zu essen, danach abzuspülen und dann hoch zu gehen
und mich dem Rest der so anliegt zu widmen. Es ist das Gefühl von
Selbstständigkeit und Unabhängigkeit. Aber ich will nicht undankbar sein, dank
David hatte ich heute Zeit mit Freunden zu chatten, Musik zu hören und ganz
ohne Stress ins Curtis zu gehen.
Das Curtis wird nach und nach zu meinem wöchentlichen Höhepunkt.
Es sind zwei Stunden in denen ich
einfach nur da sitze und mich von Musik erfüllen lasse. Das erstaunlich ist,
dass ich anfange mein Hörverhalten zu ändern. Ich höre bedeutend weniger Musik,
nebenbei, praktisch nur noch beim Kochen. Ich höre Musik jetzt viel aktiver und
dementsprechend höre ich jetzt auch viel Musik die mir vorher zu anstrengend
war. Es ist schön und bereitet mir Freude.
Der eigentliche Höhepunkt ist aber, dass ich zwei Stunden
habe in denen meine Kopf einfach ruht. Und häufig habe ich in dieser Zeit auch
viele gute und schöne Ideen. Mir fallen Dinge ein die ich noch machen muss,
Ideen wie ich das Hähnchen mit den Zutaten die ich dahabe kochen kann oder ich
denke einfach über meine Situation nach und alles bekommt irgendwie einen neuen
Blickwinkel. Es tut gut und jedes Mal gehe ich raus und fühle mich ein bisschen
erfüllter und leichter.
So jetzt muss ich aber schlafen gehen. Gute Nacht euch
allen,
Zeno
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