Samstag, 3. November 2012

Vom Einsiedlerleben



Der Tag begann reichlich unspektakulär. Ich habe ausgeschlafen und mir dann Früchte mit Joghurt zum Frühstück gemacht. Danach bin ich dann etwas durch die Stadt spaziert. Als Belohnung dafür, dass ich die Woche so viel gearbeitet habe ich mir dann ein Cheesesteak gekauft und gegessen. Je öfter ich diese Dinger esse, desto besser schmecken sie. Nach einer halben Stunde gemütlichen Herumlaufens bin ich am Benjamin Franklin Museum of Natural Science rausgekommen. Dort habe ich mich mal nach den Eintrittspreisen erkundet. $20 für das Museum, kein Schülerrabatt. Das war mir dann doch zu teuer. Irgendwann gehe ich da mal rein und schau mir das begehbare Herz und die Planetarien und was weiß ich alles an aber fürs erste belasse ich es mal dabei.
 
Danach bin ich nach Hause und habe geübt. So ca. eine dreiviertel Stunde. Dann hatte ich nichts zu tun. Es stellte sich Langeweile ein.

Es ist lustig meine Mama hat mal gesagt „Man kann gehen wohin man will, sich selber nimmt man immer mit“. Wie recht sie hat. Schon in der Schule war es häufig so, dass alle etwas zu tun hatten und sich mit diesem und jenem getroffen haben, hier und da waren oder einfach andauernd mit irgendjemandem unterwegs waren. Ich nie. Ich habe mich häufig mit ein paar Freunden getroffen aber sehr oft war ich daheim, hatte nichts zu tun oder nichts wichtiges, hatte also Zeit. Ich war auch nie der Typ der in der Schule von allen umschwärmt wurde. Ich war halt da. Ich bin mal hierhin und mal dahin. Wenn ich mich mit jemand unterhalten habe war das meistens nett und schön aber so, dass wir danach was unternommen haben oder ich irgendwo hin eingeladen wurde war es nie. Hier ist es genauso. Ich habe mich mit vielen Leuten getroffen und mich auch toll mit einigen verstanden aber ein Netzwerk oder ein Freundeskreis habe ich mir nicht wirklich aufgebaut.

Damit ihr mich nicht falsch versteht ich finde das nicht wirklich schlimm. Ich mag meine Art zu leben. Ich gehe hierhin und dahin flattere hier mal rein und dann mal da und mache immer was mir so gefällt. Ich habe meinen kleinen aber engen Freundeskreis und meine Familie. Ich bin zwar häufig allein aber wirklich einsam nur ganz selten. Aber wenn ich halt mal wirklich nichts zu tun habe und mich langweile wäre es einfach mal schön jemanden anrufen zu können und sich auf einen Kaffee zu treffen. 

So war das heute dann. Ich saß rum langweilte mich und hatte irgendwie nichts Richtiges zu tun. Um was zu tun habe ich dann beschlossen einfach mal nach Oldtown zu laufen und dort rum zu tingeln. Gemacht getan. Beim Rumlaufen bin ich richtig durchgepustet worden. In Philly ist es gar nicht so kalt aber der Wind geht bis in die Knochen. Zum Glück habe ich meinen tollen Mantel. Der ist wirklich Gold wert. Gegen sieben stand ich dann mitten in Central City und habe beschlossen dem Nachtleben oder zu dem Zeitpunkt Abendleben, nochmal eine Chance zu geben. Der beste Ort um Leute kennen zu lernen muss doch bestimmt eine Bar oder ähnliches sein. Nun mein etwas halbherziger Verusch lief darauf raus, dass ich in zwei Bars rein bin, mein Mantel auszog, die Handschuhe in die Tasche stopfte de Tasche ablegte und mich umsah. Erst ist mir aufgefallen, dass jeder zwischen 5 und 10 Jahre älter als ich war und dann dass ich mein Essensgeld für die Woche hier für zwei Getränke raushauen würde. Also Jacke und Handschuhe an, Tasche geschultert und raus in die Kälte. 

Im Endeffekt bin ich zuerst in einem Waffelladen gelandet und habe dort die köstlichste Waffel der Welt gegessen, mit Mango und Erdbeeren, Joghurt Eis mit Grünteegeschmack und Honig. Wirklich toll. Danach bin ich ins Curtis und habe ein Lisztklavierkonzert und Marimba gehört.

Ich liebe Marimba. Es ist eines jener Instrumente, die eine unglaubliche Faszination auf mich ausüben. Die Bewegungen, dieser Klang und die unglaublich tollen Stücke, die es für dieses Instrument gibt. Ich liebe es. Der Schlagzeuger war ganz große Klasse. Er hatte eine so charmante Art zu spielen. Wirklich toll.

So ich gehe mir jetzt nochmal was richtiges zu essen machen und dann schlafen,

Zeno

2 Kommentare:

  1. Hi Zeno,
    Take it easy! Die weniger Extrovertierten brauchen auch mal Zeit für sich, um sich selber etwas zu sammeln und neu zu zentrieren. Dann ist man halt mal allein, aber deswegen noch lange nicht einsam.
    Herzlichen Gruß,
    Martin

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  2. Halt Dich an den alten Knigge:

    Über den Umgang mit sich selber

    - Es ist nützlich und interessant, über den Umgang mit anderen Menschen seine eigene Gesellschaft nicht zu vernachlässigen.

    - Es kommen Augenblicke, wo wir uns selbst am nötigsten sind.

    - Gehe ebenso vorsichtig, fein, redlich und gerecht mit Dir selber um, wie mit anderen!

    - Sorge für Deine Gesundheit, aber verzärtliche Dich nicht!

    - Respektiere Dich selbst, und habe Zuversicht zu Dir selber!

    - Verzweifle nicht bei dem Bewusstsein mangelnder Vollkommenheiten, bei den Schwierigkeiten ein großer Mann zu werden!

    - Sei Dir ein angenehmer Gesellschafter!

    - Aber sei Dir auch kein Schmeichler, sondern ein aufrichtiger und gerechter Freund! Sei ebenso strenge gegen Dich, wie Du gegen andre bist!

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