Nach meinem Post gestern bin ich ziemlich direkt zum Bahnhof
gelaufen. Mit meinem gefühlt 80 Tonnen schweren Koffer. Das dämlich Teil hat ja
keine Rollen also habe ich mir schier einen Bruch gehoben um den Koffer zur
30th Station zu befördern.
Fort angekommen habe ich mir noch einen Salat und einen
Kaffe gekauft um auch etwas gestärkt in Richtung Süden aufzubrechen. Dann ging
es los. Ich bin in den Zug eingestiegen. Natürlich habe ich mir gleich einen
Sitz am Fenster gekrallt. Das erste was mir auffiel war, dass man bedeutend
mehr Platz hat als in allen anderen Arten zu reisen. Es war ungefähr so groß wie
in der ersten Klasse des ICE. Praktischerweise hatte ich zwei Sitze für mich
und somit sehr viel Platz. Ich konnte es mir mit dem ausgeteilten Kissen bequem
machen. Allgemein kann man sagen, dass die Zugfahrt ziemlich okay war. Ich
hatte Platz, habe gelesen, viel Musik gehört und geschlafen. Ab und zu war es
etwas kühl, da die Klimaanlage aufgedreht wurde. Die Leute um mich herum haben
viel geredet.
Irgendwann kam ich mit meiner Nachbarin ins Gespräch. Eine
sehr interessante Frau. Sie war zu tiefst gläubig und hat mir als ich ihr gesagt
habe, dass ich Deutschland komme, erklärt, dass die Amerikaner zehnmal schlimmer
sein als es Hitler war, da sie weit mehr Babys abgetrieben hätten als Hitler
Juden umgebracht. Sie könne das nicht
verstehen und würde alles was Amerika in den letzten Jahren passiert ist,
darauf zurück führen, dass Gott die Amerikaner dafür straft, dass sie
unschuldige Kinder töten. Danach hat sie mir erzählt, dass sie als sie jünger
war sehr, sehr viel Geld besessen hat und irgendwann so unglücklich war, dass
sie beschloss alles wegzugeben und daraufhin zwei Monate im Wald gelebt hat.
Jetzt ist ihr Haus so minimalistisch wie möglich eingerichtet. Sie hat elf
leibliche Kinder und dann noch vier adoptiert.
Es war sehr interessant ihr zu zuhören, da sie wirklich
spannend war, auch wenn einiges was sie von sich gab für mich nicht zwingend
Sinn ergab. Meine andere Sitznachbarin war eine Tunesierin, die Urlaub von
ihrem Mann nahm und ihre Tochter in New Orleans besucht.
In Alabama sind dann noch ein paar Frauen eingestiegen die
um die vier Stunden lang in ihrem Südstaatenakzent gelabert haben. Aber nichts Inhaltliches
sondern einfach nur Gelaber. Zum Schluss habe ich mich in den Cafewagon
geflüchtet um ihren Stimmen zu entkommen.
Nach 28h Fahrt bin ich dann tatsächlich in New Orleans
angekommen. Es ist angenehm warm, die Menschen entspannt und mein Host super
freundlich. Er hat mich gleich zu einer Bar mit Live Musik mitgenommen. Es war
toll.
Ich muss jetzt schlafen um morgen die Stadt zu erkunden. Bis
dann,
Zeno
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