Donnerstag, 7. Februar 2013

Tenisha



Heute habe ich eigentlich nur zwei Sachen gemacht. Einmal habe ich im Office Kleinigkeiten erledigt und dann bin ich zu einer Klientin gefahren. Sie ist in einem Altersheim in einer der Suburbs. Auf dem Weg dorthin fahre ich immer an einer Kirche vorbei die halb abgerissen ist. Sie hat etwas Faszinierendes und ich will sie schon seit langem Mal fotografieren. Auf dem Rückweg bin ich dann auch tatsächlich ausgestiegen und habe mich auf die Straße gestellt und Fotos gemacht.

Ich war nicht unbedingt im Ghetto aber es war an der Grenze und es war kalt also wollte ich eigentlich schnell Fotos machen und dann ab nach Hause laufen. Während ich da stand und knipste ist ein junges, schwarzes Mädchen stehen geblieben und auf die Kirche oder eher deren Überreste aufmerksam geworden. Sie hat mich gefragt ob ich wüsste was geschehen sei. Worauf ich ihr sagte, dass ich glaube, dass die Kirche insolvent ging und das Gebäude jetzt abgerissen wird. Sie meinte darauf, es sähe aus wie in Europa nach dem 2. Weltkrieg. Sofort danach hat sie mich gefragt, woher ich komme (man sieht mir hier auf drei Meilen Entfernung an, dass ich aus Europa komme). Ich habe ihr gesagt, dass ich aus Deutschland komme. Dann war sie ganz aufgeregt. Sie hat mir erzählt, dass ihre Schwester Deutsch gelernt hat und durch ihr Deutschstudium auf den 2. Weltkrieg aufmerksam wurde und natürlich war die Frage die ihr auf der Zunge brannte, wie ich mit der Geschichte umgehe.

Was dann passierte hat mich sehr berührt. Ich habe ihr gesagt, dass ich glaube, dass ich als dritte Generation keinerlei Schuld empfinde aber Verantwortung, dafür die Geschichte bewusst zu erhalten und dass ich aus dem Bewusstsein heraus etwas Gutes tun möchte um etwas derartigem vorzubeugen. Sie muss mit allem möglichen gerechnet haben aber nicht damit. Die Antwort (wie die Amerikaner sagen würden) blew her mind. Sie war von allem überwältigt. Sie fragte mich ob ich an Gott glaube und als ich ihr sagte, dass ich das nicht tue, meinte sie, dass sie glaubt, dass Gott unsere Wege gekreuzt hat. Sie wird zu ihrer Schwester nach Hause gehen und ihr total aufgeregt erzählen, dass sie einen native German getroffen hat. Ich habe ihr unser Office Email gegeben und unsere Facebook Seite. Zum Abschied haben wir uns umarmt. Sie heißt Tenisha.

Gute Nacht euch allen,

Zeno
p.s. Bilder von der Kirchenruine sind in der Slideshow zu finden.

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