Nachdem ich gestern mein Fahrrad sicher und mehr oder
weniger permanent verschlossen habe, bin ich heute mit der Straßenbahn durch
die Gegend gegondelt. Ich wollte mit der Fähre (die übrigens gratis ist) auf
die andere Seite des Mississippi übersetzten und mal diesen Teil von New
Orleans erkunden.
Davor muss man allerdings die Anlegestelle finden. Während ich
das Ufer entlang spaziere entdecke ich etwas, was doch stark Bezug zu meiner
Arbeit hat. Ein Holocaustdenkmal. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass „the
big easy“ so etwas besitzt und dann auch noch direkt gegenüber von dem Imax
Theater. Es ist sehr bunt und sehr faszinierend Je nach Blickwinkel eröffnen
sich einen verschiedene Bilder. Allesamt sehr farbenfroh. Es hat mir sehr gut
gefallen als Kunstwerk der direkte Bezug zum Holocaust hat sich mir aber nicht
erschlossen.
Als ich dann die Fähre gefunden hatte und gemütlich an der
anderen Seite des Ufers spazierte, habe ich eine ganz andere Seit von New Orleans
entdeckt. SO gibt es jenseits von Downtown und Midtown praktisch keine Public
Transportation mehr. Es gibt eine einzige Buslinie, die jede Stunde fährt. Hier
sieht man ganz klar, dass ich nicht mehr an meiner Eastcoast bin sondern im
tiefen Süden. Abgesehen davon, war Algiers Point (so hieß die Neighborhood)
wunderschön. Hin und wieder kleine Lädchen und hauptsächlich wunderschöne bunt
angemalte Häuser. Einfach himmlisch. Besonders himmlisch war mein Lunch in
einem Cafe dort. Ein Cuban Sandwich mit kreolischen Senf (bevor ich fahre werde
ich noch Tonnen davon kaufen) und dazu ein Eiskaffee.
Als ich dann fertig geschlürft hatte, habe ich ein leichtes
Prickeln auf meiner Stirn bemerkt. Ich habe doch tatsächlich einen Sonnenbrand
bekommen. Mitte Februar. Abgesehen davon, dass es unglaublich nervig ist und
auch ganz ehrlich ziemlich weh tut ist das irgendwie schön.
Nach diesem geglückten Morgen bin ich zurück nach French
Quarter und bin von einer Street Band zur nächsten gelaufen. Wobei ich im
Durchschnitt eine Stunde bei jeder verbracht habe.
Seit dem ich hier angekommen bin, freue ich mich so über die
Blumen, dass ich jeden Tag eine pflücke und mir in die Haare stecke
beziehungsweise unter die Brille klemme. Die letzten Tage haben die Leute als
sie das gesehen haben einfach nur gelächelt und sind einfach weiter gegangen,
heute wurde mir permanent gesagt, dass das wunderschön sei. Einmal kam sogar
eine ältere Dame auf mich zu und sagte mir, dass ich bildhübsch sei (ihrem
Geruch nach war hatte sie schon mehr als nur ein Bier getrunken) und besonders
schön fand ich eine Photographin, die ein Bild von mir mit meinem Blümchen
gemacht hat (ich hoffe bloß es wandert nicht in Facebook sonst sieht jeder
meine rötliches von After Sun Creme glänzendes Gesicht).
Als ich dann angefüllt war mit Musik und dem Gefühl etwas
neues erkundet zu haben, bin ich an einer von tausenden Kartenlegerinnen vorbei
gekommen. Diese war aber anders. Sie war eine Kreolin und hatte langes zu
Dreadlocks geflochtene Haare, trug einen lustigen kleinen Hut und sah Woopy
Goldberg sehr ähnlich (so finde ich zumindest). Also habe ich kurzerhand
beschlossen, mir die Karten legen zu lassen. Die hatte sie schon eingepackt
aber sie war bereit mir aus der Hand zu lesen. Ich muss sagen ich fand es
interessant. Die Frau muss sehr gute Menschenkenntnis und eine blitzscharfe
Wahrnehmung haben. Im Prinzip hat sie in mir gelesen wie in einem offenen Buch.
Ich habe ihr nur gesagt, dass ich Viola spiele und den Rest hat sie erst aus
meiner Kleidung und dann aus meinen Reaktionen raus gelesen. Dazukam, dass sie
es auf sehr unterhaltsame Weise präsentiert hat. War schon lustig.
Sie hat mir gesagt, dass ich ehrgeizig bin und dass ich
meine Ziele erreiche. Ich bin ein Musiker mit Ambitionen und, dass ich selbst
zur Musik gefunden habe ohne großen Druck durch meine Eltern. Sie meinte, dass
ich ein sehr selbstbewusster Mensch (im Sinne von ich weiß wo ich hin will und
was meine Ziele im Leben sind) und dass ich mit Mitte 20 eine sehr wichtige
Entscheidung treffen werde und vor dieser nicht zurück schrecken solle und dass
ich mit Ende 20 ein völlig anderer Mensch sein werde.
Nach dieser kleinen magischen Einlage bin ich wieder zurück
in French Quarter gegangen und habe einer Band aus Frankreich zugehört, die mir
sehr gut gefallen hat. Aber irgendwann hat mein gesicht doch sehr angefangen zu
brennen also musste ich kurz nach Hause und mehr Sonnencreme und Lotion
auftragen.
Zum krönenden Abschluss des Tages bin ich mit der Fähre
gefahren, bei Nacht und konnte noch Bilder von der City vom Fluss aus machen.
Ach es war schön.
Jetzt gehe ich lieber schlafen, damit sich mein armer Kopf
von der brutalen Sonne erholen kann. Gute Nacht,
Zeno
Ich kann da nur sagen Barum-Effekt - die Psychologie hat genügend dazu geforscht...
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