Mittwoch, 27. Februar 2013

Straßen voller Musik, Blumen voller Schönheit, Hände voller Zukunft



Nachdem ich gestern mein Fahrrad sicher und mehr oder weniger permanent verschlossen habe, bin ich heute mit der Straßenbahn durch die Gegend gegondelt. Ich wollte mit der Fähre (die übrigens gratis ist) auf die andere Seite des Mississippi übersetzten und mal diesen Teil von New Orleans erkunden.

Davor muss man allerdings die Anlegestelle finden. Während ich das Ufer entlang spaziere entdecke ich etwas, was doch stark Bezug zu meiner Arbeit hat. Ein Holocaustdenkmal. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass „the big easy“ so etwas besitzt und dann auch noch direkt gegenüber von dem Imax Theater. Es ist sehr bunt und sehr faszinierend Je nach Blickwinkel eröffnen sich einen verschiedene Bilder. Allesamt sehr farbenfroh. Es hat mir sehr gut gefallen als Kunstwerk der direkte Bezug zum Holocaust hat sich mir aber nicht erschlossen.

Als ich dann die Fähre gefunden hatte und gemütlich an der anderen Seite des Ufers spazierte, habe ich eine ganz andere Seit von New Orleans entdeckt. SO gibt es jenseits von Downtown und Midtown praktisch keine Public Transportation mehr. Es gibt eine einzige Buslinie, die jede Stunde fährt. Hier sieht man ganz klar, dass ich nicht mehr an meiner Eastcoast bin sondern im tiefen Süden. Abgesehen davon, war Algiers Point (so hieß die Neighborhood) wunderschön. Hin und wieder kleine Lädchen und hauptsächlich wunderschöne bunt angemalte Häuser. Einfach himmlisch. Besonders himmlisch war mein Lunch in einem Cafe dort. Ein Cuban Sandwich mit kreolischen Senf (bevor ich fahre werde ich noch Tonnen davon kaufen) und dazu ein Eiskaffee.

Als ich dann fertig geschlürft hatte, habe ich ein leichtes Prickeln auf meiner Stirn bemerkt. Ich habe doch tatsächlich einen Sonnenbrand bekommen. Mitte Februar. Abgesehen davon, dass es unglaublich nervig ist und auch ganz ehrlich ziemlich weh tut ist das irgendwie schön.

Nach diesem geglückten Morgen bin ich zurück nach French Quarter und bin von einer Street Band zur nächsten gelaufen. Wobei ich im Durchschnitt eine Stunde bei jeder verbracht habe.
Seit dem ich hier angekommen bin, freue ich mich so über die Blumen, dass ich jeden Tag eine pflücke und mir in die Haare stecke beziehungsweise unter die Brille klemme. Die letzten Tage haben die Leute als sie das gesehen haben einfach nur gelächelt und sind einfach weiter gegangen, heute wurde mir permanent gesagt, dass das wunderschön sei. Einmal kam sogar eine ältere Dame auf mich zu und sagte mir, dass ich bildhübsch sei (ihrem Geruch nach war hatte sie schon mehr als nur ein Bier getrunken) und besonders schön fand ich eine Photographin, die ein Bild von mir mit meinem Blümchen gemacht hat (ich hoffe bloß es wandert nicht in Facebook sonst sieht jeder meine rötliches von After Sun Creme glänzendes Gesicht).
Als ich dann angefüllt war mit Musik und dem Gefühl etwas neues erkundet zu haben, bin ich an einer von tausenden Kartenlegerinnen vorbei gekommen. Diese war aber anders. Sie war eine Kreolin und hatte langes zu Dreadlocks geflochtene Haare, trug einen lustigen kleinen Hut und sah Woopy Goldberg sehr ähnlich (so finde ich zumindest). Also habe ich kurzerhand beschlossen, mir die Karten legen zu lassen. Die hatte sie schon eingepackt aber sie war bereit mir aus der Hand zu lesen. Ich muss sagen ich fand es interessant. Die Frau muss sehr gute Menschenkenntnis und eine blitzscharfe Wahrnehmung haben. Im Prinzip hat sie in mir gelesen wie in einem offenen Buch. Ich habe ihr nur gesagt, dass ich Viola spiele und den Rest hat sie erst aus meiner Kleidung und dann aus meinen Reaktionen raus gelesen. Dazukam, dass sie es auf sehr unterhaltsame Weise präsentiert hat. War schon lustig.
Sie hat mir gesagt, dass ich ehrgeizig bin und dass ich meine Ziele erreiche. Ich bin ein Musiker mit Ambitionen und, dass ich selbst zur Musik gefunden habe ohne großen Druck durch meine Eltern. Sie meinte, dass ich ein sehr selbstbewusster Mensch (im Sinne von ich weiß wo ich hin will und was meine Ziele im Leben sind) und dass ich mit Mitte 20 eine sehr wichtige Entscheidung treffen werde und vor dieser nicht zurück schrecken solle und dass ich mit Ende 20 ein völlig anderer Mensch sein werde.

Nach dieser kleinen magischen Einlage bin ich wieder zurück in French Quarter gegangen und habe einer Band aus Frankreich zugehört, die mir sehr gut gefallen hat. Aber irgendwann hat mein gesicht doch sehr angefangen zu brennen also musste ich kurz nach Hause und mehr Sonnencreme und Lotion auftragen.

Zum krönenden Abschluss des Tages bin ich mit der Fähre gefahren, bei Nacht und konnte noch Bilder von der City vom Fluss aus machen. Ach es war schön.

Jetzt gehe ich lieber schlafen, damit sich mein armer Kopf von der brutalen Sonne erholen kann. Gute Nacht,

Zeno

1 Kommentar:

  1. Ich kann da nur sagen Barum-Effekt - die Psychologie hat genügend dazu geforscht...

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