Heute war ich relativ lange allein im Office. Aus diesem
Grund habe ich mir heute auch etwas Zeit auf dem Weg zur Arbeit gelassen. Ich
habe einen wunderbaren Morgen damit verbracht im Internet zum Thema
Bulk-Mailing (Massen Post, ich weiß gar nicht wie man im deutschen sagt) zu
recherchieren und Akten zu sortieren. Um genau zu sein habe ich die
Projektakten sortiert. Das waren unglaublich dicke Ordner die zur Hälfte mit
Projektberichten von Volunteers gefüllt sind und zu einem weiteren drittel mit
Infobroschüren die teilweise doppel so alt waren wie ich. Ich habe die alten
Infosachen rausgeschmissen und die Projektberichte extra gesammelt und
abgeheftet. Dafür musste ich alles durchblättern und anschauen. Es hat mich,
mitsamt Mittagspause, knapp fünf Stunden gekostet dieser Mammut-Aufgabe nach zukommen.
Besonders erwähnenswert sind dabei aber nur zwei Akten. Einmal
die des Jewish Council on Urban Affairs in Chicago. Das war das Projekt von
Martin, der mich überhaupt erst zu ASF gebracht hat. Jeder der Volunteers in
diesem Projekt muss äußerst schreibfreudig gewesen sein. Es war eine riesige
Ansammlung an Projektberichten, dabei auch der Projektbericht von Martin.
Dieser wurde, trotz seiner enormen Größe, natürlich sofort studiert. Eigentlich
wurden nur einzelne Passagen, die interessant klangen gelesen, da ich schon
seit zwei Stunden am Sortieren war und noch kein Ende in Sicht war.
Die andere Akte war die vom ARSP und JFCS also meinem
Projekt. Abgesehen von Projektberichten gab es erfreulich wenig zu sortieren.
Ich habe keinen einzigen der Projektberichte angesehen. Ich hasse es mich mit
anderen zu vergleichen. Ich fühle mich automatisch schlecht und wie der letzte
Heinz, der in der Weltgeschichte herum trottet. Um diesem Gefühl zu entgehen
habe ich alles einfach schnell abgeheftet und aufgeräumt, bevor die Neugier überhandnimmt.
Nach dem Sortieren kam Katharina und ich habe noch ein paar
Kleinigkeiten für sie erledigt. Gegen halb fünf bin ich dann flott nach Hause
entschwunden habe mich noch schnell geduscht und frisch gemacht und wurde dann
von Roma Dockhorn, meiner Hostfamily, abgeholt. Sie hat mich zu einem Konzert
in der Temple University mitgenommen. Vor dem Konzert war ich ziemlich fertig.
Ich war müde, ausgelaugt von den vergangenen Wochen und vor allem von dem
ewigen Rumsortieren. Jetzt fühle ich mich müde aber nicht mehr ausgelaugt. Die
Dockhorns haben eine wunderbare Art. Sie sind so ruhige, entspannte und in sich
ruhende Menschen, wenn ich Zeit mit ihnen verbringe verschafft mir das eine
innere Ruhe, die vor allem in der jetzigen Situation einfach gut tut. Es ist
eine Mischung aus ihrem Alter, der Tatsache, dass sie nicht mehr berufstätig
sind und ihrem Lebensstil und vor allem, dass sie komplett frei von Neurosen
oder dergleichen sind, die sie zu so angenehmen Menschen machen. Es ist ein
schönes Gefühl, was ich sonst nur bekommen habe, wenn ich mit meiner Mama
gesprochen habe.
So jetzt gehe ich entspannt und todmüde ins Bett. Gute Nacht
euch allen,
Zeno
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