Heute war ich mal wieder im Curtis. Nach einem etwas
längerem und etwas stressigen Arbeitstag (Katharina ist perfekt darin mich mit
ständig wechselnden Aufgaben zu versorgen) bin ich etwas gerädert nach Hause.
Dort habe ich schnell ein paar Kleinigkeiten erledigt und bin dann los geeilt
zum Curtis.
Heute standen wieder unglaubliche Solisten mit unglaublichen
Werken auf der Bühne. Besonders hervorgestochen haben aber Zwei (leider ist die
Bratsche nicht Teil davon). Einmal ein Violinvirtuose und dann das Shostakovich
Cello Konzert No.1.
Der Geiger war ein spindeldürrer, sich sehr elegant
bewegender Junge. Er ist ein Jahr jünger als ich und hat ein Gesicht wie in 15
jähriger. Er hat Spinnenfinger und sehr lange Arme. Er war absolut brillant. Er
hat eine Beethoven Violinsonate mit viel Lebhaftigkeit, Leichtigkeit und in
Perfektion gespielt. Das Glanzstück war aber Winewiaskis Fantasie über Themen
aus der Oper Faust. Es ist ein abartig schweres Stück, von einem
Violinvirtuosen zur Selbstinszenierung geschrieben. Er hat sie absolut unglaublich
gespielt. Er stand da, hat seinen Oberkörper praktisch nicht bewegt und die
ganze Zeit seine Finger fixiert. Seine Technik war absolut perfekt (sofern das
möglich ist). Sein Arm hat sich nie unnötig bewegt, seine Finger kaum merklich
von der Seite gehoben und sein Bogen war selbst im schnellsten Tempo immer fest
im Griff. Sein Bogenzug und Druck waren genau abgestimmt, so dass keine Note
rau wirkte. Seine Flageolette waren von solcher Klarheit, dass sie zu vibrieren
schienen. Er war ein Fels. Unerschütterlich. Eine solche Gefasstheit und
technische Perfektion habe ich bisher nur bei (der unglaublich, göttlichen…)
Hilary Hahn erlebt. Absolut faszinierend.
Das Konzert wurde vom Shostakovich Cello Konzert No.1 abgeschlossen.
Es war ein Klangerlebnis ohne Gleichen. Das Konzert verband Virtuosität,
harmonische Spannung und moderne Energetik. Die Musik ging Wort wörtlich unter
die Haut (ich hatte 30min Dauergänsehaut) und hat eine gleichzeitig berührt und
aufgehetzt. Während der Kadenz saß ich nur da vor Ehrfurcht vor diesem
unspielbaren Klangerlebnis. Der dritte Satz hat dann die große Stärke der
modernen Musik benutzt. Die Energetik. Moderne schnelle Sätze besitzen eine
aufputschende und gerade zu elektrisierende Wirkung. Jedes Mal wenn ich
Stravinsky höre fühle ich mich voller Kraft und Energie. Genau so ging es mir mit
diesem Satz. Ich bin förmlich heim geflogen so voller Kraft fühlte ich mich.
Wie ihr seht, war das ein sehr gelungenes Konzert. Ich freue
mich auf jedes einzelne der Recital und ich denke ich werde so schnell nicht
enttäuscht werden. Besonders geehrt hat mich, dass die beiden Damen die neben
mir saßen (zwei unglaublich süße 65jährige Damen, die gemeinsam Urlaub in Philly machen und die ganze Zeit darüber diskutier haben welche Läden ihren Enkeltöchtern
wohl am besten gefallen würde) mich für einen Curtis Studenten gehalten haben.
Hach da wächst das Ego doch gleich um zehn Meter.
So ich muss jetzt dringend schlafen gehen. Gute Nacht euch
allen
Zeno
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