Donnerstag, 30. Mai 2013

Changes



Es ist halb elf. Ich kaufe zusammen mit einer meiner Klientinnen ein. Sie ist steht fröhlich plaudernd vor dem keksregal und sucht nach der Lieblingsmarke ihres Enkels. Nach kurzem überlegen entschließe ich mich mir auch eine Packung zu kaufen, da ich gerne etwas Süßes morgens zum Kaffe habe. In der obersten Ecke stehen welche von denen ich weiß, dass sie absolut köstlich sind, doch bei näherem Betrachten kommt mir die Marke bekannt vor. Ich suche kurz in meiner Umhängetasche, die ich immer dabei habe, schließlich braucht man immer Wasser, Hand- und Sonnencreme und vor allem den Geldbeutel. Aus meinem Geldbeutel fische ich eine Liste. Ich habe sie vor einiger Zeit im Office ausgedruckt und seit dem immer dabei, weswegen sie schon etwas schmuddelig aussieht. Die Liste enthält einen großen Teil der Firmen die Monsanto Produkte benutzten. Leider steht die Marke der Kekse auch drauf. Etwas enttäuscht stelle ich sie zurück ins Regal um kurz darauf von meiner Klientin gefragt zu werden ob ich denn nichts bräuchte, sie würde mir gern etwas schenken.

Eine dreiviertel Stunde später stehen wir im Aufzug. Sie hat alles was sie für die nächste Woche benötigt und wir unterhalten uns darüber warum wir beide keine Klimaanlagen mögen. Als wir auf ihrem Stockwerk ankommen, will ich ihr helfen das Zeug in das Apartment zu bringen aber sie meint, dass schafft sie auch alleine. Also fahre ich runter in die Lobby. Eigentlich nicht schlecht, dass ich schon loskomme, dann werde ich pünktlich bei Project HOME sein um dort den Visabrief für den nächsten Freiwilligen abzuholen und komme dann früher als gedacht ins Office. Ich betrachte mich im Spiegel.

Es ist warm draußen. Ich trage Toms (hübsche dünne Stoffschuhe, bei denen für jedes gekaufte Paar eines an bedürftige Kinder gespendet wird), eine hellgraue weite Hose von Macys und ein lila T-Shirt mit sehr weitem Ausschnitt und sehr hübschem Aufdruck. Ich trage auch eine sehr schicke Sonnenbrille, die meine Nase nicht so groß aussehen lässt. Am Anfang war ich besorgt ob sie auch einen UV Filter hat, da sie so billig war aber nach einigem an Internetrecherche hatte sich das geklärt. Meine Haare sind blonder geworden die letzte Woche, die viele Sonne macht sich bemerkbar, leider auch auf meiner Haut mit einem rötlichen Sonnenbrand.

Ich sehe die Person im Spiegel und mir fällt mal wieder auf wie sehr ich mich verändert habe. Es sind jetzt knapp acht Monate vergangen. Ich bin unglaublich viel gereist, habe sehr, sehr viele wunderbare Menschen kennen gelernt und vieles erlebt dem ich mir jetzt noch gar nicht bewusst bin. Ich bin schon jetzt ein ganz anderer Mensch wie der, der vor mehr als einem Jahr im Auswahlseminar in der Nähr von Berlin saß. Vor einiger Zeit bin ich beim Aufräumen über meine Akte gestolpert und ich weiß ich sollte es nicht aber ich konnte nicht wiederstehen sie zu lesen. Alles was da drin stand, klang als würde es jemanden beschreiben den ich vage kenne aber mit dem ich kaum etwas zu tun habe. Die Ansichten, die Formulierungen, die Art alles war mir etwas fremd. Seit dem fällt mir immer wieder auf, dass sich alles an und in mir in Bewegung befindet. Mein äußeres hat sich verändert. Das T-Shirt das ich jetzt trage hätte ich vor einem Jahr noch nicht mal zum Schlafen angezogen, ich trage Kontaktlinsen und meine Haare sind in einem sehr modisch mir Wachs geformt.

Ich habe meine Ernährung umgestellt, esse fast ausschließlich vegetarisch und kaufe fast gar keine abgepackten Produkte. Ich achte unglaublich darauf was ich konsumiere und versuche immer sparsam zu leben aber trotzdem meinen Standard zu halten.

Aber das sind nur die Dinge die mir spontan auf- und einfallen. Ich als Person habe mich sehr verändert und kann kaum benennen was es ist. Ich weiß, dass sich alles was ich wusste und oder geglaubt gewusst zu haben relativiert hat und ich gelernt habe gewissen Dingen gegenüber sehr misstrauisch zu sein. Gleichzeitig lebe ich jetzt viel unbeschwerter mache mir weniger Gedanken um Kleinigkeiten und lasse mich nicht so leicht aus der Ruhe bringen.

Es ist merkwürdig und ich denke ich werde einige Zeit in Deutschland brauchen um zu realisieren was passiert ist beziehungsweise gerade passiert. Doch eines kann ich ganz gewiss sagen. Die Person die ich im Spiegel des Aufzugs sah hat mir gefallen und die Veränderung die eingetreten ist, ist zwar nicht immer nur positiv aber ich mag sie.

Gute Nacht euch allen,

Zeno

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen