Gestern war ein langer Tag, für mich. Das Seminar läuft
wirklich gut, die Leute tauschen sich über ihre Projekte aus, sie springen sehr
gut auf das Programm an und ich denke das Programm ist ausgewogen. Wir haben
relativ viel den Tag über gemacht aber zwei Dinge fand ich besonders
erwähnenswert.
Zuerst wäre da der generelle Austausch. Wir haben über
unsere Erfahrungen im Projekt geredet, in Kleingruppen. In meiner Kleingruppe
haben alle ziemlich vergleichbare Erfahrungen gemacht. Nichts stach als
besonders heraus. Aber als wir dann im Plenum über unsere Erfahrungen berichteten,
haben viele von krassen Erlebnissen erzählt. Yvonne, die in Camden in einem
Homeless Shelter arbeitet, war dabei natürlich die mit den heftigsten
Erfahrungen. So sind neun ihrer Klienten und Kollegen umgebracht worden und
sechzehn Leute sind zu ihr gekommen und haben berichtet, dass sie so eben
vergewaltigt wurden. Einige haben von Deutschenfeindlichkeit berichtet, die ich
teilweise sehr heftig fand und andere haben von Protestaktionen berichtet, wo ich
wirklich beeindruckt war. Aber am Ende saß ich da und habe mir gedacht „Was
machst du hier eigentlich? Alle anderen wirken an so großartigen Projekten mit
und tun wirklich etwas für Menschen die Hilfe brauchen oder setzten sich für Menschenrechte
ein und du? Du sitzt im Büro und tippst E-Mails und besuchst ein paar alte Leute.“
Ich wusste, dass ich in Deutschland in einer Blase aus
Behütung, Wohlstand und gebildeten Menschen schwebe aber dass ich hier ebenfalls
so sehr über der Realität lebe hat mich geschockt. Tatsächlich musste ich nach
dem Ganzen für eine halbe Stunde raus du habe über mich und mein Projekt
nachgedacht. Ich bin zu folgendem Entschluss gekommen: ohne mich als Office
Volunteer würde ASF hier in den USA nicht funktionieren. Ohne mich würden diese
Leute ihre Erfahrung nicht sammeln können und den Menschen nicht helfen können.
Ohne mich würden meine Klienten total vereinsamen. Mein Projekt ist keines in
dem es vordergründig darum geht den Menschen zu helfen bzw. nur zu Hälfte auf
Grund der Altenarbeit, es geht darum als Hintermann die Anderen zu unterstützen
und ihnen zu helfen dieses Jahr und diese Erfahrungen gut zu meistern. Aber
damit ich das erlebe habe ich mich entschlossen am Freitag mit in das Homeless
Shelter zu gehen und dort etwas zu helfen. Ich will meine Blase ein wenig
schrumpfen.
Ebenfalls sehr beeindruckend fand ich Barnga. Das ist ein
Spiel in dem es um Interkulturalität geht. Es funktioniert so. Man hat fünf
Gruppen jede Gruppe spielt, schweigend Karten, wenn alle Karten gespielt
wurden, geht derjenige mit den meisten Stichen einen Tisch weiter. Der Witz
dabei ist, dass jeder Tisch andere Regeln hat, was die Spieler aber nicht
wissen. Sie kommen an den Tisch und müssen versuchen ohne zu reden klar zu
kommen. Die Regelunterschiede sind minimal. Mal ist das Ass die Höchste mal die
niedrigste Karte. Der Sinn ist relativ offensichtlich. Es geht darum, wie man
sich in einer neuen Gesellschaft, von der man die soziale Struktur, nicht kennt
verhält. Man sieht sehr schnell wer wie funktioniert. Es gab einige die einfach
ihre Regeln anderen aufgedrückt haben, obwohl sie ja eigentlich die Minderheit sind
und es gab andere die sich einfach eingefügt haben. Es gab Gruppen die haben
sich weder an ihre noch an andere Regeln gehalten sondern einfach irgendwie
gespielt, sind dabei aber immer ans Ziel gekommen. Es war interessant. Ich weil
ich die Regeln kannte und Yvonne, weil sie eine sehr feinfühlige und umsichtige
Person ist haben das Spiel beobachtet. Die Auswertung hinter musste etwas von
mir motiviert werden aber dann haben alle von ihren Erfahrungen berichtet was
ich wirklich schön fand. Wir haben eine schöne Gruppendynamik.
So ich gehe jetzt wieder zurück zu den anderen. Bis dann,
Zeno
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