Samstag, 8. Dezember 2012

Die Blase



Gestern war ein langer Tag, für mich. Das Seminar läuft wirklich gut, die Leute tauschen sich über ihre Projekte aus, sie springen sehr gut auf das Programm an und ich denke das Programm ist ausgewogen. Wir haben relativ viel den Tag über gemacht aber zwei Dinge fand ich besonders erwähnenswert.

Zuerst wäre da der generelle Austausch. Wir haben über unsere Erfahrungen im Projekt geredet, in Kleingruppen. In meiner Kleingruppe haben alle ziemlich vergleichbare Erfahrungen gemacht. Nichts stach als besonders heraus. Aber als wir dann im Plenum über unsere Erfahrungen berichteten, haben viele von krassen Erlebnissen erzählt. Yvonne, die in Camden in einem Homeless Shelter arbeitet, war dabei natürlich die mit den heftigsten Erfahrungen. So sind neun ihrer Klienten und Kollegen umgebracht worden und sechzehn Leute sind zu ihr gekommen und haben berichtet, dass sie so eben vergewaltigt wurden. Einige haben von Deutschenfeindlichkeit berichtet, die ich teilweise sehr heftig fand und andere haben von Protestaktionen berichtet, wo ich wirklich beeindruckt war. Aber am Ende saß ich da und habe mir gedacht „Was machst du hier eigentlich? Alle anderen wirken an so großartigen Projekten mit und tun wirklich etwas für Menschen die Hilfe brauchen oder setzten sich für Menschenrechte ein und du? Du sitzt im Büro und tippst E-Mails und besuchst ein paar alte Leute.“
Ich wusste, dass ich in Deutschland in einer Blase aus Behütung, Wohlstand und gebildeten Menschen schwebe aber dass ich hier ebenfalls so sehr über der Realität lebe hat mich geschockt. Tatsächlich musste ich nach dem Ganzen für eine halbe Stunde raus du habe über mich und mein Projekt nachgedacht. Ich bin zu folgendem Entschluss gekommen: ohne mich als Office Volunteer würde ASF hier in den USA nicht funktionieren. Ohne mich würden diese Leute ihre Erfahrung nicht sammeln können und den Menschen nicht helfen können. Ohne mich würden meine Klienten total vereinsamen. Mein Projekt ist keines in dem es vordergründig darum geht den Menschen zu helfen bzw. nur zu Hälfte auf Grund der Altenarbeit, es geht darum als Hintermann die Anderen zu unterstützen und ihnen zu helfen dieses Jahr und diese Erfahrungen gut zu meistern. Aber damit ich das erlebe habe ich mich entschlossen am Freitag mit in das Homeless Shelter zu gehen und dort etwas zu helfen. Ich will meine Blase ein wenig schrumpfen.

Ebenfalls sehr beeindruckend fand ich Barnga. Das ist ein Spiel in dem es um Interkulturalität geht. Es funktioniert so. Man hat fünf Gruppen jede Gruppe spielt, schweigend Karten, wenn alle Karten gespielt wurden, geht derjenige mit den meisten Stichen einen Tisch weiter. Der Witz dabei ist, dass jeder Tisch andere Regeln hat, was die Spieler aber nicht wissen. Sie kommen an den Tisch und müssen versuchen ohne zu reden klar zu kommen. Die Regelunterschiede sind minimal. Mal ist das Ass die Höchste mal die niedrigste Karte. Der Sinn ist relativ offensichtlich. Es geht darum, wie man sich in einer neuen Gesellschaft, von der man die soziale Struktur, nicht kennt verhält. Man sieht sehr schnell wer wie funktioniert. Es gab einige die einfach ihre Regeln anderen aufgedrückt haben, obwohl sie ja eigentlich die Minderheit sind und es gab andere die sich einfach eingefügt haben. Es gab Gruppen die haben sich weder an ihre noch an andere Regeln gehalten sondern einfach irgendwie gespielt, sind dabei aber immer ans Ziel gekommen. Es war interessant. Ich weil ich die Regeln kannte und Yvonne, weil sie eine sehr feinfühlige und umsichtige Person ist haben das Spiel beobachtet. Die Auswertung hinter musste etwas von mir motiviert werden aber dann haben alle von ihren Erfahrungen berichtet was ich wirklich schön fand. Wir haben eine schöne Gruppendynamik.

So ich gehe jetzt wieder zurück zu den anderen. Bis dann,

Zeno

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