Heute bin ich nach der Arbeit auf den Weihnachtsmarkt oder
wie es hier heißt „Christmas Village“ gegangen. Er ist klein gerade mal 100 mal
100 Meter und gestopft, voll mit Läden, die abwechselnd, Nippes, Glühwein,
Plätzchen, begrannte Mandeln und handgemachte Klamotten verkaufen. Man merkt
ihm eindeutig an, dass er aus der Tradition des deutschen Weihnachtsmarkts kommt.
Tatsächlich gehören ein Drittel der Stände Deutschen oder Deutschstämmigen. Ich
habe mir alles angesehen und mir ein Lebkuchenherz mit der Aufschrift „Fröhliche
Weihnachten“ gekauft, an Weihnachten wird es dann verspeist (falls es dann
nicht zu hart geworden ist).
Beim weiteren herum laufen bin ich dann bei den Christbaumkugeln
hängen geblieben. Bei den Vögeln aus Glas. Zu Hause haben wir sehr, sehr alte
Christbaumkugeln und jedes Jahr dekorieren ich und oder Xenia den
Weihnachtsbaum mit diesen. Er wird mit Tonnen von Schmuck behangen, bis man
möglichst kaum mehr Grün sieht. Meine persönlichen Lieblinge waren immer die
Vögel aus Glas, von denen wir eine ganze Reihe hatten. Beim Anblick der kleinen
zerbrechlichen Kostbarkeiten hier hatte ich ein eigenartiges Gefühl von zu
Hause. Für mich sind sie zu einem kleinen aber doch sehr essentiellen Teil von
Weihnachten geworden und aus diesem Grund habe ich dann einen gekauft, auch
wenn er teuer war. Er ist rot mit einem weißen Federschweif und goldenen
Ornamenten. Sehr weihnachtlich und so finde ich wunderschön. Mit einem schönen
Gefühl bin ich dann zu Macys um eine sehr alte Philadelphia Weihnachtstradition
zu sehen.
Macys oder bis vor 10 Jahren Wanamakers hat eine Lichtershow,
die vor Ewigkeiten gebaut wurde. Es sind mehrere Geschichten, von Rudolf, über
den Nussknacker zu Frosty dem Snowman, die mit Lichtern und der Musik der
Wanamaker Orgel, der größten Orgel der Welt untermalt wird. Das Ganze ist
wunderschön, auf seine kitschige Art und Weise aber das aller Schönste sind die
kleinen Kinder die sich vor der Show auf dem Boden setzten und ganz begeistert
dem Spektakel zu sehen. Einige haben nur dagesessen und mit offenem Mund zu
gesehen andere haben zu der Musik getanzt. Viele der stolzen Eltern haben mit
ihren Kameras tausende von Bilder geschossen, wie ihre kleinen Schätze Weihnachten
genießen und eine Pärchen saßen am Rand und haben gemeinsam das Schauspiel
beobachtet. Es war einfach wunderschön
Zu Hause habe ich dann das Weihnachtsoratorium eingelegt und
gekocht und mir Shrimps mit frischer Mayonnaise gemacht. Ich werde morgen aus
den vielen Äpfeln einen Appelcrumble machen und aus dem Rest Kokosmilch will
ich Reispudding kochen. Eigentlich platzen wir vor Essen aber ich konnte nicht
wiederstehen mir bei Wholefoods eine Packung Mint Choclate Chip Ice Cream zu
kaufen (die absolut beste Eiscremesorte auf der ganzen Welt). Das gehört für mich
auch zu Weihnachten. Viel Essen, vor allem Sachen die ich sonst nicht esse, wie
Gans, gebrannte Mandeln etc.
Später ist dann John gekommen und hat mir beim Kochen und Essen
Gesellschaft geleistet. Wir haben über Weihnachten geredet und ich habe ihm vom
deutschen Weihnachten erzählt. Während ich erzählt habe, dass am sechsten die
Stiefel rausgestellt werden, wir am 24. feiern und nicht am 25. und Weihnachten
der einzige Tag ist an dem wir als Familie in den Gottesdienst gehen, ist mir
aufgefallen wie sehr ich meinen Traditionen und Deutschland treu bleibe. Ich
werde mir am 22. oder 23. einen Weihnachtskranz besorgen und ihm an Heilig Abend
anstatt eines Weihnachtsbaums aufstellen. Ich werde am sechsten Nikolaus
spielen und meinen Mitfreiwilligen auf dem Seminar einen kleinen Stiefel
schenken, ich habe mir einen Adventskranz oder eher Adventsfenster gebastelt und
ich werde an den Heiligen drei Königen all meine Weihnachtssachen entsorgen
bzw. aufräumen. Ich habe mich nie als religiös oder als traditionsbewusst
verstanden aber all das sind Traditionen die ich mitbekommen habe und die ich
auch in Zukunft immer praktizieren werde und es ist schön. Es ist schön zu
wissen, dass ich nächsten Sonntagabend zwei Kerzen anzünden werde und dass ich
Franziskustaler und Schwarzweißgebäck backen werde. Es ist ein schönes Gefühl
das Weihnachtsoratorium zu hören und jeden Tag ein Türchen auf zu machen.
Meine Mutter hat immer gesagt, dass die Religion als Teil
unsere Kultur wichtig ist und erst jetzt habe ich verstanden, dass das Ganze
viel tiefere Dimensionen hat als ich gedacht habe. Meine Traditionen sind ein
Teil von mir und das ist gut so.
Man muss erst lange Zeit im Ausland sein um zu begreifen wo
man herkommt.
Nun werde ich im Kerzenschein und zu den Klängen des Corelli
Weihnachtskonzerts mein Mint Choclatechip Ice essen und glücklich sein. Gute Nacht,
Zeno
Wie interessant! Die Ostküste ist halt doch recht europäisch.
AntwortenLöschenWir versuchen auch ein paar deutsche Traditionen beizubehalten, wie z.B.:
Unser Weihnachten findet immer noch am 24.12. statt, und es gibt Kartoffelsalat und Würstchen, wie früher bei uns Zuhause (für Volker würde das Zungenragout bedeuten, aber damit kann ich mich nicht anfreunden).
Vielleicht backe ich noch ein paar Plätzchen, mal sehen.
Wir wünschen dir eine schöne Vorweihnachtszeit!
Volker & Michaela
Dankschön.
AntwortenLöschenIch weiß nicht genau wie europäisch die Ostküste ist, die westlichste Stadt in der ich bisher war, war Washington. Aber irgendwann werde ich noch nach Chicago kommen und dann wird das mal verglichen.
Ich werde an Weihnachten wahrscheinlich Turkey machen, weil ich jetzt das Rezept habe und noch einer im Gefrierschrank rumliegt.