Samstag, 12. Januar 2013

Pastorale



Die ersten paar Stunden im Office gestern waren sehr entspannt und ruhig. Ich habe dieses und jenes erledigt und dann um 12.00 war Katharina aus dem Urlaub zurück. Innerhalb kürzester Zeit war mein E-Mail Postfach mit Aufträgen, dringenden Erledigungen und Dingen die keinen Aufschub dulden gefüllt. Also begann wieder der Arbeitsalltag. Ich muss sagen diese Woche war ein entspannter Start in die Arbeit. Glücklicherweise musste ich in dem Moment als die Arbeit anstrengend oder gar anspruchsvoll wurde los um meine Klientin in der Rehab zu besuchen.

Also bin ich eine Stunde mit dem Bus hoch gefahren nach Chestnut Hill. Ich war so ziemlich der einzige Weiße im Bus und ich bin durch die Gegenden gefahren die man nachts meiden sollte. Ich lebe jetzt schon vier Monate ein halb Monate in Philly und war jetzt erst zum zweiten Mal da. Ich werde immer amerikanischer. Ich lebe in meiner kleinen Blase aus mittelständischem Wohlstand, social security und führe in parallles Leben zu all jenen die dazu kein Zugang haben. Das dumme ist ich weiß aber auch nicht wie ich dem entgegenwirken soll. Man rutscht so leicht in diese Blase rein. Aber ich denke mir, dass es gut ist, dass ich weiß wie privilegiert ich bin und welchen Luxus ich genieße.

In der Rehab angekommen war ich ziemlich geschockt. Meine Klientin ist innerhalb von zwei Wochen um Jahre gealtert. Sie ist dünner ihr Gesicht eingefallener und ihre Stimme schwächer. Es ist kein Wunder. Die gute Dame ist 86 und war jetzt schon zwei Mal im Krankenhaus aber trotzdem war ich überrascht wie schnell das alles ging. Vor Weihnachten saß sie bei sich in der Wohnung und ich habe die Sachen, die ich für sie eigekauft habe in den Kühlschrankgeräumt und jetzt liegt sie in diesem Bett, zu schwach zum aufstehen mit Beinen die spindeldürrer nicht sein könnten. Aber sie hat sich über meinen Besuch gefreut und ich hoffe einfach, dass sie sich bald wieder erholt.

Zu Hause dann habe ich mir ein kleines Abendessen gemacht und bin dann los zum meinem heiß geliebten Curtis. Es war das erste Konzert des Jahres und das Curtis Symphony Orchestra hat gespielt. Und wie sie gespielt haben. Ich bin ja großer WKO (Württembergisches-Kammer-Orchester) Fan und den Berliner Philharmonikern nicht abgetan aber diese jungen Musiker waren ein völlig neues Klangerlebnis. Das Orchester war extrem gut ausgewogen, keine Stimme war zu laut und jede war präsent, von den Posaunen bis zu den Violen. Sie haben eine die erste Symphonie von Prokoview und die sechste von Beethoven gespielt und ein Stück von Barber für Sopran und Orchester. Es war unglaublich. Ich hatte zwei Stunden Gänsehaut und vor allem das Stück von Barber war unglaublich eindrücklich. Aber alles war toll. Der Prokoview war exakt synchron was angesichts des Stücks nicht ganz einfach ist und der Beethoven war traumhaft schön.

Hach meine Curtis Besuche werden wieder ganz toll dieses Jahr. Alles wird ganz toll diese Jahr.

Ich gehe jetzt vorbereiten für heute Abend. Bis dann,

Zeno

 Das Barberstück

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