Gestern war ein
ganz besonderer Kliententag. Eine meiner Klientinnen hatte Geburtstag. Also habe
ich ein bisschen Kuchen gekauft (ich war Dienstagabend einfach zu müde zum
backen), habe noch eine Karte geholt und ein paar Blumen auf dem Weg gepflückt
und bin dann zu ihr. Zwei Freundinnen von ihr waren auch da und es war einfach
schön zu sehen wie sehr sie sich freut. Ich habe es schon oft betont aber ich
muss es einfach nochmals sagen. Das schöne an der Altenarbeit ist, dass man mit
ganz kleinen Dingen wie einem Kuchen und einer Karte, einer älteren Dame eine
solche Freude machen kann, dass man mit der bloßen Präsenz ihr etwas Gutes tun
kann. Es ist einfach schön.
Als ich dann
Abends zu Hause saß und irgendwie auf nichts Lust hatte, habe ich einfach ganz
viele Ted Talks geschaut. Ted ist eine Art Konferenz auf der Menschen mit außergewöhnlichen
Ideen und Geschichten, diese präsentieren. Die Talks werden aufgenommen und ins
Internet gestellt und Freiwillige übersetzen sie dann in alle möglichen
Sprachen. Ich habe gestern sehr viele sehr inspirierende Reden gesehen zu sehr
verschiedenen Themen. Einmal war da eine Neurobiologin, die einen Schlaganfall
hatte und dieses Erlebniss, wie es war, als nur ihre rechte Gehrinhaelfte
funktioniert hat, beschrieb. Dann war da eine Mikrobiologin, die über intra-
und interbakterielle Kommunkition gesprochen hat und was wir aus dieser lernen
können, dann war da eine Dame die darüber gesprochen hat, dass Vulnerability
(Verletzlichkeit) der Antrieb für Kreativität, Innovation und Fortschritt war
und dass wir als Gesellschaft offener für die Verletzlichkeit von anderen
werden müssen.
Ganz besonder war
aber ein Ehepaar aus Italien. Sie haben einen kleinen Sohn der im Alter von zehn
Tagen einen Schlaganfall hatte und dessen rechte Gehirnhälfte schwer beschädigt
wurde. In Folge dessen haben die Ärzte gesagt, dass er seine linke Körperhälfte
niemals wird bewegen können. Nachdem die Eltern den Schock überwunden hatten,
haben sie alles versucht um dem Kind zu helfen. Sie haben eine Technik versucht
bei dem sie dem Kind einfache Bewegungen wie das Zugreifen mit der linken Hand
vormachen und durch das Beobachten dieser Bewegeung sollen die Nerven die für
die Bewegung zuständig sind stimuliert und trainiert werden, so dass das Kind
irgendwan selber die Bewegung vollführen kann. Irgendwann haben sie aber gemerkt,
dass das gar nicht erfolgreich sein kann, da das Kind niemals die Bewegung anschaut
sondern immer die Eltern und sie meinten, dass sie in diesem Augenblick etwas
erkannt haben. Sie haben erkannt, dass sie in ihrem Sohn immer nur etwas
fehlerhaftes gesehen haben, niemals das was er eigentlich kann (den genauen
Wortlaut kriege ich nicht mehr zusammen. Ich stelle den Link einfach mit rein).
Vor kurzem habe ich
ein Buch gelesen (dass ich nur wärmstens empfehlen kann). Es hieß „Boy in the
Moon“. Es ging um einen Vater, dessen Sohn einen sehr krassen Gendefekt hat.
Das Kind ist geistig schwerstbehindert, hat sehr starke Schmerzen, kann nicht
essen und hat diverse Krankheiten. Es ging darum, wie dieser Vater einen Zugang
zu seinem Sohn findet und nach und nach einen Weg findet in dem Kind nicht ein
kaputten kleinen Menschen zu sehen sonder ein vollwertiges menschliches Wesen, dass
auch einen Teil zur Gesellschaft beiträgt. Er hat viel über seinen Gefühle als
Vater berichtet und darüber wie es ist ein behindertes Kind zu haben. Er hat
auch viel über die gesellschaftlichen Aspekte gesprochen. Mich hat es zu tiefst
beeindruckt und es hat mir viel zu denken gegeben über unsere Gesellschaft und über
die Gesellschaft in der ich gerne leben will.
Nach diesen sehr
vielen sehr interssanten Denkanstößen konnte ich dann leider nicht schlafen
aber egal.
Bis dann,
Zeno
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